Die „Titanic“ der Superreichen
An Selbstbewusstsein mangelt es den Betreibern der größten und wahrscheinlich luxuriösesten Wohnjacht, die je gebaut wurde, nicht: „The World“ heißt das Schiff, das seinen superreichen Passagieren ein Refugium bieten will - eine schwimmende „Welt“, in der Millionäre unter sich bleiben.
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Außergewöhnlich ist nicht nur der Kontostand der Reisenden auf der größten Wohnjacht der Welt. Der Altersdurchschnitt von 64 Jahren deutet darauf hin, dass ein Großteil der Passagiere das Schiff als Altersresidenz nutzt. Die „Welt“ ist das möglicherweise exklusivste Seniorenheim der Welt.
Mit 200 Meter Länge ist das Schiff ähnlich lang wie die berühmte „Titanic“ (259 Meter): Doch während der 1912 gesunkene Luxusliner 1.300 zahlende Passagiere beförderte, reisen auf der „World“ gerade einmal 300. Platz, viel Platz, ist der größte Luxus, den man sich auf See leisten kann. Auf zwölf weitläufigen Decks flanieren die „Weltreisenden“ zwischen einem Tennisplatz im Originalturniermaß, einem 700-Quadratmeter-Spa, mehreren Pools, sechs Restaurants und einem schwimmenden Weinkeller mit 12.000 Flaschen.
Nur mit Einladung darf man an Bord
Seit ihrer Inbetriebnahme 2003 hat die „World“ über 1.000 Häfen angesteuert und dabei weit über 600.000 Seemeilen - also rund eine Million Kilometer - zurückgelegt. Und der Kurs kann sich sehen lassen - entlegenste Weltgegenden wie das Rossmeer in der Antarktis und Melanesien bei Neuguinea bis zu den Salomon-Inseln, Hawaii, Schanghai, Kanada, Alaska, Mexiko und Miami (US-Bundesstaat Florida) stehen auf dem Programm. Die Namen der illustren Passagiere hält die Verwaltergesellschaft ResidenSea in Miami geheim. Sicher ist nur: Wer auf der „World“ residieren will, muss sich eines der 165 luxuriösen Appartements kaufen.

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Britische Pensionisten beobachten ihre millionenschweren Altersgenossen im walisischen Küstenort Penarth
Drei Millionen Dollar (2,7 Mio. Euro) kostet ein Studio, 15 Millionen Dollar (13,7 Mio. Euro) eine Suite mit drei Schlafzimmern und mehreren Bädern - dazu kommen jährliche Unterhaltskosten von rund 300.000 Dollar, inklusive Verpflegung. Als Käufer kommt infrage, wer einen Kontostand von zehn Millionen Dollar (9,2 Mio. Euro) vorweisen kann - mindestens. Und auch der ist noch keine Garantie, denn die Aufnahme in den Club der superreichen Seniorseefahrer erfolgt laut einem Bericht von CNN letztlich nur auf Einladung.
Zu Weihnachten kommen die Enkel
Als die „World“ vor 15 Jahren im schwedischen Landskrona vom Stapel lief, verfolgten die Schiffseigner noch ein anderes Geschäftsmodell: Neben den käuflichen Appartements boten sie auf einem eigenen Stockwerk auch Kabinen für Touristen an. Dieses Modell floppte. Erst seitdem die „World“ ihr Angebot exklusiv an reiche Käufer richtet, läuft das Geschäft: Bereits im Jahr 2006 waren alle Wohneinheiten verkauft.
Rund die Hälfte der 142 Familien, die derzeit auf der „World“ residieren, stammen aus Nordamerika, der Rest rekrutiert sich aus Europa und Südafrika. Durchschnittlich halten sich rund 300 Passagiere auf einer Fläche auf, die für 600 Passagiere ausgelegt ist. Nur zu Weihnachten, wenn Kinder und Enkel zu Besuch kommen, herrscht dichterer Betrieb.
Pilatestrainer und Schiffsärzte
Und, nicht unwichtig für die Best-Ager: Mit an Bord sind immer mehrere Ärzte und Pilatestrainer, sowie 250 weitere Angestellte, die unter anderem dafür sorgen, dass die Appartements zweimal täglich aufgeräumt und mit frischen Toiletteartikeln der Nobelmarke Bulgari bestückt werden.
Alle Eigentümer sind zugleich auch Aktionäre des Unternehmens, mit Mitspracherecht bei wichtigen und weniger wichtigen Entscheidungen: Sie bestimmen die Route, entscheiden über den verwendeten Kraftstoff und über die Farbe der Weihnachtsdekoration.
Eine Kulisse wie bei Agatha Christie
Ist die „World“ einmal unterwegs, stellt sie den perfekten, in sich geschlossenen Mikrokosmos dar, der mit der echten Welt nichts mehr zu tun haben will. Paparazzi sind an Bord explizit unerwünscht. Man darf sich die „World“ als schwimmenden Club der Reichen und vom Leben Verwöhnten vorstellen - ein perfektes Setting für einen Kriminalroman von Agatha Christie. Sollte allerdings tatsächlich einmal ein Mord verübt werden, würde er nach den Gesetzen der Bahamas verhandelt, denn unter dieser Flagge segelt das Schiff.
Sollte sich aber noch Schlimmeres ereignen und die „World“ einmal sinken, sind dicke Schlagzeilen garantiert. Nicht nur, dass die illustre Passagierliste offengelegt werden müsste. Mit dem Namen des Schiffes haben die Eigentümer vorab dafür gesorgt, dass die Weltpresse den „Weltuntergang“ ausrufen wird - „the end of The World“.
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