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Söhne gegen Witwe

Die Trauerfeierlichkeiten für Helmut Kohl in Deutschland sind schon im Vorfeld vom Streit innerhalb der Familie des verstorbenen deutschen Altkanzlers überschattet worden. Der jahrelange Streit gipfelte in einem Eklat. Schon lange gibt es erhebliche Spannungen mit der Witwe Maike Kohl-Richter - die auch mit angeblichen Vorgaben zu den Trauerfeiern aneckte.

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Begleitet von zwei Enkelkindern versuchte Kohls Sohn Walter vergeblich, in das Haus seines Vaters in Ludwigshafen-Oggersheim zu gelangen. Der Anwalt der Witwe Kohl-Richter, Stephan Holthoff-Pförtner, warf Walter Kohl vor, vorherige Kontaktversuche ignoriert zu haben und nun bewusst einen Eklat zu inszenieren.

Gegenseitige Vorwürfe

Sohn Walter hatte nach eigenen Angaben erst aus dem Radio vom Tod seines Vaters erfahren und konnte erst später an das Totenbett des Vaters kommen - nach Jahren der Funkstille zwischen ihm und Helmut Kohl. Das Verhältnis zwischen Kohls Söhnen Walter und Peter und dessen zweiter Ehefrau Kohl-Richter gilt seit Langem als angespannt. Der zweiten Ehefrau wird von vielen Seiten vorgeworfen, sie habe den 34 Jahre älteren Kohl abgeschirmt und dafür gesorgt, dass er sich von alten Vertrauten und Familienmitgliedern lossagte.

Kohl-Richters Anwalt Holthoff-Pförtner machte Walter Kohl schwere Vorhaltungen. Der langjährige Rechtsbeistand und Vertraute Helmut Kohls sagte, er habe am Dienstag das Gespräch mit dem Kohl-Sohn gesucht, um die Abläufe der Trauerfeierlichkeiten zu bereden und zu klären, wie sich Söhne und Enkel Kohls verabschieden könnten. Walter Kohl habe eingewilligt, ein Telefonat zu führen, sei zum verabredeten Zeitpunkt aber nicht erreichbar gewesen.

Letzte Ruhestätte als Symbol

Walter Kohl wiederum warf Holthoff-Pförtner „Falschaussagen“ vor. „Der ganze Vorgang heute in Oggersheim spiegelt die Erfahrungen gerade der Enkel im Umgang mit ihrem Großvater in den letzten Jahren wider“, beklagte er. „Mich empört das pietätlose Verhalten von Maike Kohl-Richter.“

Die Söhne ärgern sich auch darüber, dass ihr Vater nicht im Familiengrab in Ludwigshafen - also bei seiner ersten Ehefrau Hannelore, die nach schwerer Krankheit 2001 Suizid begangen hatte - seine letzte Ruhestätte findet, sondern auf einem Friedhof in Speyer. Verkündet wurde die Entscheidung von Ex-„Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann, ein langjähriger Vertrauter Kohls, in Rücksprache mit der Witwe.

Eisige Kälte im Hause Kohl

Das Verhältnis der Söhne zu Helmut Kohl galt als schwer belastet. Walter beschrieb in seinem Buch „Leben oder gelebt werden“ das Leben im Hause Kohl als kalt und distanziert. Sein Vater habe alles für die Politik gegeben, die Familie sei nicht mehr als Teil des politischen Bühnenbildes gewesen. Die Nachricht vom Tod seiner Mutter Hannelore habe ihm die Büroleiterin des Vaters per Telefon mitgeteilt.

Deutschen Staatsakt abgelehnt

Doch nicht nur innerfamiliär sorgten die Vorgaben für die Trauerfeierlichkeiten für Debatten. So schmetterte die Witwe den vielfachen Wunsch aus der Politik nach einem Staatsakt in Deutschland ab - Medienberichten zufolge, um die Rolle der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier klein zu halten.

Der „Spiegel“ hatte gemeldet, Kohl-Richter habe die Idee präsentiert, beim europäischen Trauerakt in Straßburg nur ausländische Gäste sprechen zu lassen, darunter Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban, erbitterter Gegner von Merkels Flüchtlingspolitik. Erst als Vertraute vor einem Eklat warnten, sei sie von den Überlegungen abgerückt.

Kohl-Richters Anwalt Holthoff-Pförtner wies auch eine Darstellung der „Bild“-Zeitung zurück, die Witwe habe konkrete Vorstellungen für Gästeliste und Ablauf gehabt, die die Organisation eines deutschen Staatsaktes für Kohl schwierig gemacht hätten. Die deutsche Regierung hüllte sich zu Berichten über eine schwierige Abstimmung der Trauerzeremonien in Schweigen.

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