„Ribozoxtlitp“ vs. „Fastinorbin“
Während bei „Ribozoxtlitp“ genau auf die vorgeschriebene Dosis geachtet wird, ist das bei „Fastinorbin“ schon weit weniger der Fall. Es handelt sich um zwei fiktive Medikamente, mit denen Psychologen der Universität Köln der Frage auf den Grund gegangen sind, inwieweit sich die Bezeichnungen von Arzneimitteln auf Patienten auswirken.
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Dank Zungenbrechern wie „Ribozoxtlitp“ könne demnach das Risiko vermindert werden, dass Patienten zu viel von einem Medikament einnehmen, wie Studienautorin Simone Dohle laut „Süddeutscher Zeitung“ („SZ“) sagte. Unaussprechliche Präparate würden demnach als gefährlich und riskant eingestuft, bei Medikamenten mit leicht gängigeren Namen sei genau das Gegenteil der Fall. „Dann wird das Präparat als sanft bewertet - und das verführt dazu, eine höhere Dosis einzunehmen“, wie die „SZ“ zu den Erkenntnissen der Studienautoren schreibt.
„Aufwand produziert Ablehnung“
Als Hintergrund gelten die Auswirkungen der sprachlichen „Verarbeitungsflüssigkeit“ - so wird die Leichtigkeit bezeichnet wird, mit der Information verarbeitet werden kann. In der „SZ“ wird in diesem Zusammenhang auf die Erkenntnisse von Daniel Oppenheimer von der Universität von Kalifornien, der komplizierten Jargon in der Geisteswissenschaft als kontraproduktiv bezeichnete, aber auch an die „flüssig aussprechbaren“ Handelskürzel an der Börse erinnert.
Ganz in diesem Sinne koste auch ein komplizierter Medikamentenname Mühe, und „Aufwand provoziert Ablehnung“. Lässt sich hingegen etwas mühelos verstehen, würden Dinge, „ohne dies begründen zu können“, als grundsätzlich gut befunden, und man „genehmigt sich eine großzügige Dosis, nur weil das Medikament einen klaren Namen trägt“.
Verkaufsschlager wie Aspirin und Voltaren
Dass bei Medikamenten neben der medizinischen Wirkung auch Akzeptanz und Aussprechbarkeit eine zentrale Rolle spielen, hat etwa laut der Tageszeitung „Die Welt“ auch die Pharmaindustrie schon längst erkannt. So stecke auch hinter der Namensgebung „ein Haufen Geld und jede Menge Arbeit“, und es könne „schon einmal mehrere Hunderttausend Euro kosten, allein um einen passenden Namen für tolle, neue Pillen zu finden“.
Am Beispiel von Aspirin und Voltaren verweist Siegfried Throm vom deutschen Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA) dann auch auf die „einprägsamen und gut verständlichen Namen“ der Verkaufsschlager der Branche.
X, Y und Z
„Bei der Mehrheit unserer Projekte wollen wir einen einzigen, globalen Markennamen für ein Medikament kreieren“, wie die „Welt“ dazu Steffen Lorenz von dem auf Markennamen spezialisierten Forschungsunternehmen Brand Institut in Frankfurt zitiert. Erklärtes Ziel sei dabei ein hoher Wiedererkennungswert, wobei in diesem Zusammenhang mit X, Y und Z „derzeit ein paar ungewöhnliche Buchstaben“ ganz oben auf der Hitliste stünden.
Dazu kommen anderen Experten zufolge aber auch regionale Eigenheiten, wie etwa ein im deutschsprachigen Raum vielfach verwendetes Präfix oder Suffix, welches sich etwa auf das Problem (Beispiel Schmerz und die hier vielfach verwendete Vorsilbe „Dolo-“) oder den körperlichen Bereich (Beispiel Haut und „Derma-“) bezieht.
Genaue Vorgaben
Nach VFA-Angaben unterliege die Festlegung des grundsätzlich aus zwei Teilen (Handelsname und Name von Wirkstoff, Anm.) bestehenden Namens aber auch genauen Vorgaben, und daran „wirken stets mehrere mit“ - im Fall des Wirkstoffnamens sei es demnach neben dem Hersteller auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), im Fall des Handelsnamens der Hersteller und die EU-Arzneimittelbehörde (EMA). Und „oberstes Ziel“ sei „ein Benennungssystem, das möglichst stimmig ist und möglichst wenig Verwechslungsgefahr birgt“.
Handelsnamen können sich nach Angaben des Gesundheitsportals Österreich von Land zu Land unterscheiden. Der sich auf den Wirkstoff beziehende „internationale markenfreie Name“ ist weltweit weitgehend gleich. Laut VFA seien lediglich kleine Anpassungen an verschiedene Sprachen gestattet, weswegen etwa aus dem deutschen Cetirizin im englischsprachigem Raum Cetrizine wird. Mit Blick auf den an sich als (RS)-2-{[4-(4-Chlorphenyl)-phenylmethyl]-1-piperazinyl}-ethoxyessigsäure bezeichneten und etwa gegen Heuschnupfen eingesetzten Wirkstoff zeigt: Auch bei den an Fachleute gerichteten Freinamen gehört Vereinfachung zum Programm.
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