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Warmbier lag 15 Monate im Koma

Der kürzlich von Nordkorea freigelassene US-Student ist tot. Otto Frederick Warmbier sei in einem Krankenhaus in seiner Heimatstadt Cincinnati im Bundesstaat Ohio gestorben, teilte seine Familie am Montag mit. Nach Angaben der Ärzte hatte der 22-Jährige schwere Verletzungen am Gehirn erlitten.

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„Es ist unsere traurige Pflicht, mitzuteilen, dass unser Sohn, Otto Warmbier, seine Reise nach Hause beendet hat“, hieß es in der Erklärung der Familie. „Die schreckliche, qualvolle Misshandlung, die unser Sohn in den Händen der Nordkoreaner erfahren hat, machte keinen anderen Ausgang möglich.“

Der 22-Jährige hatte nach Darstellung von Ärzten während seiner Zeit in Nordkorea schwere Schädigungen am Gehirn erlitten und war im Wachkoma liegend in die USA zurückgebracht worden. Er konnte zwar die Augen öffnen und blinzeln, es gab aber keine Anzeichen, dass er auf Sprache oder Aufforderungen reagieren konnte.

Freilassung aus „humanitären Gründen“

Der Student, der Nordkorea mit einer Reisegruppe besucht hatte, war im März 2016 wegen Diebstahls eines Agitprop-Posters und „Verbrechen gegen den Staat“ zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Angeblich erlitt er in Haft eine Nahrungsmittelvergiftung durch das Bakterium Clostridium botulinum und erhielt danach Schlafmittel, woraufhin er nicht mehr aufwachte.

Rettungswagen neben dem Flugzeug, in dem Otto Warmbier in die USA gebracht wurde

APA/AP/John Minchillo

Warmbier wurde unmittelbar nach seiner Rückkehr in die USA in die Klinik eingeliefert

Warmbier verbrachte 17 Monate in Nordkorea, ehe er am Dienstag vergangener Woche in die USA zurückgebracht wurde. Vorausgegangen waren intensive diplomatische Bemühungen von US-Außenminister Rex Tillerson und dem schwedischen Außenministerium, das die Interessen der USA in Nordkorea vertritt. Die Freilassung erfolgte aus „humanitären Gründen“, wie es hieß. Nach seiner Rückkehr in die USA wurde der 22-Jährige umgehend in die Klinik in Cincinnati gebracht.

Die Eltern erfuhren eine Woche vor der Rückkehr, dass ihr Sohn seit fast 15 Monaten im Koma liegt. Die Begründung der nordkoreanischen Seite, er sei an Botulismus erkrankt und nach Einnahme einer Schlaftablette nicht mehr aufgewacht, halten sie für nicht glaubwürdig. Die Ärzte wollten nicht über die Hintergründe der Verletzungen spekulieren.

US-Präsident Donald Trump reagierte umgehend auf die Todesnachricht. Nordkorea sei ein „brutales Regime“, sagte Trump. Warmbier seien „eine Menge schlimmer Sachen widerfahren, aber zumindest haben wir ihn nachhause in den Kreis seiner Familie zurückgeholt“.

Weitere US-Bürger in Haft

Nach Warmbiers Freilassung befinden sich noch mindestens drei weitere US-Bürger in Nordkorea in Haft. Tillerson sagte, dass die US-Regierung mit Pjöngjang wegen der noch inhaftierten US-Bürger in Kontakt stehe. In den vergangenen Wochen waren zwei Universitätsmitarbeiter mit US-Staatsbürgerschaft festgenommen worden. Ihnen wurden „feindselige Akte“ und der Versuch eines Umsturzes angelastet.

Beide Männer arbeiteten nach nordkoreanischen Angaben an der Pjöngjang-Universität für Wissenschaft und Technologie (PUST), die von protestantischen Christen aus dem Ausland gegründet wurde. Außerdem wurde 2015 ein US-koreanischer Pastor in Nordkorea festgenommen und wegen Subversion und Spionage zu einer zehnjährigen Haftstrafe mit Zwangsarbeit verurteilt.

Verschärfte Spannungen

Der Tod Warmbiers fällt in eine Periode verschärfter Spannungen zwischen Nordkorea und den Vereinigten Staaten. US-Präsident Trump hat seit seinem Amtsantritt im Jänner den Druck wegen des nordkoreanischen Atomprogramms erhöht. Seine Regierung schloss auch ein militärisches Vorgehen nicht aus. Nordkorea provozierte seinerseits zuletzt die internationale Gemeinschaft mit mehreren Raketentests.

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