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Der fehlende Mut zur Langsamkeit

Mit „Song to Song“ nähert sich US-Kultregisseur Terrence Malick der blühenden Musikszene in seiner Heimatstadt Austin an. In perfekten Bildern inszeniert der 73-Jährige die Dreiecksbeziehung zwischen der Musikerin Faye (Rooney Mara), dem Produzenten Cook (Michael Fassbender) und dem Songwriter BV (Ryan Gosling).

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„Song to Song“ ist keine Abrechnung mit der Musikbranche und streng genommen auch keine Hommage. Die Welt der Kreativen, Schönen, Reichen und jenen, die noch auf Reichtum und Ruhm warten, dient Malick als Grundlage für seine lose erzählte Handlung. Die elfenhaft dargestellte Faye unterhält eine Affäre mit dem arroganten und protzerischen Produzenten Cook, verliebt sich aber in den schweigsamen Schönling BV, dessen Songs von Cook produziert werden.

Malick verlässt sich beim Weitertreiben der Handlung auf seine Darsteller, teilweise wirkt es, als improvisiere sich das Ensemble durch den Film. Beim gemeinsamen Mexiko-Urlaub von Faye, Cook und BV dürfen Fassbender und Gosling auf der Straße herumalbern, wie Affen durchs Bild hüpfen und über staubige Straßen rollen - was den beiden Schauspielgrößen sichtlich Spaß zu machen scheint.

Aus dem Dreieck wird ein Vieleck

Das Glück währt nicht ewig. Aus dem Liebesdreieck wird ein Vieleck. Cook verführt die Kellnerin Rhonda (Natalie Portman), die er später heiratet. Faye und BV entfremden sich immer mehr, sie sucht ihr Heil in einer Affäre mit Berenice Marlohe, er stürzt sich in eine Beziehung mit Amanda (Cate Blanchett).

Die Liste an bekannten Gesichtern ist damit aber nicht abgeschlossen: In Nebenrollen sind unter anderem Val Kilmer, Tom Sturridge und Trevante Rhodes zu sehen; Lykke Li (als weitere Liebschaft BVs), Iggy Pop, die Red Hot Chili Peppers und Patti Smith (als Fayes weise Freundin und Lebensberaterin) haben Gastauftritte.

Heiße Liebe, kalt inszeniert

Die Kamera des mehrfach oscarprämierten Emmanuel Lubezki („The Revenant“, „Gravity“) ist oft ganz nahe dran an den Schauspielern, folgt ihnen auf Schritt und Tritt. Lubezki bietet sein ganzes Können auf, begleitet die Darsteller durch die wogenden Massen des Festivals South by Southwest (SWSX) und betört das Kinopublikum mit seinem Einsatz von Licht und Farben.

Der Regisseur, das Ensemble, die Kamera - „Song to Song“ hat das Potenzial, ein Meisterwerk zu sein. Die Kombination aus schönen Menschen, perfekt inszenierten Szenen und doch rasanten Schnitten ermüdet freilich. Viele Aufnahmen hätten mehr Raum verdient. Mut zur Langsamkeit hätte dem Film gutgetan. Hinzu kommen quälend kitschige Monologe aus dem Off, die stellenweise wie Jahrbuchpoesie daherkommen - etwa, wenn Faye darüber räsoniert, dass nur der Schmerz sie spüren lässt, dass sie noch am Leben ist.

Zu guter Letzt verwässert Malick so den eigentlich dramatischen Höhepunkt des Films. Je länger „Song to Song“ vor sich hin plätschert, desto schwerer fällt es, Anteil am Lieben und Leiden der Protagonisten zu nehmen. Sie alle gehen unter im Rausch der Bilder.

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