„Zeit der beispiellosen Umwälzungen“
Ford-Chef Mark Fields muss den Spitzenposten beim zweitgrößten US-Autohersteller nach knapp drei Jahren schon wieder räumen. Zum Nachfolger wurde am Montag Jim Hackett ernannt, der bisher im Konzern für die Entwicklung von Zukunftstechnologien wie selbstfahrende Autos zuständig war. Das Management stand unter Handlungsdruck - der Aktienkurs war während Fields’ Amtszeit um fast 40 Prozent abgesackt.
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Ford baut sein Topmanagement noch auf anderen Posten um. So rückt der frühere Toyota-Manager Jim Farley, der in den vergangenen zwei Jahren bei Ford für die Geschäfte in Europa, dem Nahen Osten und Afrika verantwortlich war, zum Vizechef mit Zuständigkeit für die globalen Märkte auf. Das Aufatmen nach dem Personalwechsel war merklich: Im Frühhandel konnten Ford-Aktien am Montag ein Plus von 1,47 Prozent verbuchen. Der 114 Jahre alte Traditionskonzern ist schwer angeschlagen, der Gewinn ist im vergangenen Jahr um 38 Prozent eingebrochen.

Reuters/Brendan McDermid
Mark Fields hat das Vertrauen des Direktoriums verloren
Spar- und Streichprogramm
Auch für das laufende Geschäftsjahr zeichnet sich keine Erholung ab. Mitte Mai hat Ford daher die Streichung von 1.400 Stellen in Nordamerika und Asien angekündigt - und dabei geht es zunächst nur um Jobs in der Verwaltung und im Vertrieb. Die Beschäftigung der Fabrikarbeiter hänge von der Produktionslage ab, teilte Ford mit. Und dort sieht es auch nicht gerade vielversprechend aus.
Als Fields Chef von Ford wurde, blühte in den USA noch das Geschäft mit Autos. Jetzt steht die Branche vor einer ungewissen Zukunft, Experten rechnen damit, dass die Verbraucher in den Vereinigten Staaten in diesem Jahr erstmals seit 2009 weniger Fahrzeuge kaufen werden als im Vorjahr. Das macht neben Ford auch dem US-Marktführer General Motors (GM) und dem dritten großen Autokonzern aus Detroit, Fiat Chrysler, zu schaffen.
Von Tesla und Uber überflügelt
Die Autoindustrie war nach der Finanzkrise ein Motor der Erholung auf dem US-Arbeitsmarkt. Die tiefe Rezession hatte Ford, GM und Chrysler zwar in Existenznot gebracht, doch dank staatlicher Hilfen kamen sie rasch wieder auf die Beine und schufen Zehntausende Jobs. Seit 2009 ging es auf dem US-Automarkt kontinuierlich bergauf, in den vergangenen Jahren brachte ein von billigem Sprit und günstigen Finanzierungszinsen befeuerter Absatz-Boom den Herstellern Verkaufsrekorde und dicke Gewinne.
Inzwischen sinken die Verkäufe, obwohl die Hersteller mit üppigen Rabatten locken. Nicht nur Ford, auch GM steht an der Börse unter großem Druck - der Marktführer büßte hier in den letzten drei Jahren 13 Prozent ein. Der Rückgang der Aktienkurse führte so weit, dass der kalifornische Elektroautopionier Tesla inzwischen einen höheren Marktwert hat. Auch der Fahrdienstvermittler Uber, der noch gar nicht an der Börse gelistet ist, wird von Investoren deutlich höher bewertet als die Urgesteine der US-Autoindustrie.

AP/Ford Motor Co.
Die Erwartungen an Jim Hackett sind enorm
„Ein wahrer Visionär“
Fields sei eine herausragende Führungskraft gewesen und verdiene Anerkennung, lobte Verwaltungsratschef Bill Ford, der Enkel des Konzerngründers, am Montag. Mit dem Personalwechsel soll der Konzern nun aber besser für die Zukunft aufgestellt werden: „Dies ist eine Zeit der beispiellosen Umwälzungen.“ Hackett habe eine „lange Bilanz der Innovation und des Geschäftserfolgs“ vorzuweisen und sei ein „wahrer Visionär“.
Hackett war Geschäftsführer des Möbelherstellers Steelcase, bevor er sich 2014 nach 30 Jahren aus dem Unternehmen zurückzog. Seit 2013 sitzt er im Verwaltungsrat von Ford, im vergangenen Jahr übernahm er die Leitung der Sparte Smart Mobility. Der 62-Jährige gilt als Sanierer – und genau das wird bei dem Autohersteller von ihm erwartet. Das „Wall Street Journal“ zitiert Bill Ford mit den Worten, es seien „harte Maßnahmen“ notwendig. Teil der Aufgabe sei es aber auch, die kommende Generation an das Unternehmen heranzuführen.
Investitionen in die Zukunft
Wie alle großen Autohersteller muss Ford Antworten finden auf die zunehmende Konkurrenz durch Technologiefirmen aus dem Silicon Valley, wie Google Apple, Tesla und Uber. Elektromobilität, Vernetzung, selbstfahrende Autos und Fahrzeuge aus dem 3-D-Drucker sind die Investitionen der Zukunft. Gleichzeitig gewinnen Fahrdienste und Car-Sharing-Angebote zunehmend an Bedeutung. Ford verspricht sich künftig 20 Prozent seiner Gewinne in dem Bereich – der Zeitraum, in dem das eintreten soll, wurde allerdings nicht genannt.
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