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Kulturminister lehnt ab

Im Rahmen geplanter Maßnahmen zur Regelung des Besucherstroms zu beliebten Orten Venedigs will die Stadt in Kürze Personenzähler testen. Zudem denkt Venedig an die Einführung einer Eintrittskarte für den Markusplatz. Die Regierung in Rom spricht sich jedoch gegen die Maßnahmen aus.

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„Der Markusplatz ist ein Kunstgelände. Wir haben die Möglichkeit einer beschränkten Schließung des Geländes mit der Einführung einer Eintrittskarte geprüft. Vom technischen und juristischen Standpunkt ist das machbar“, sagte das für Tourismusfragen zuständige Gemeinderatsmitglied, Paola Mar, laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.

Personenzähler und mehr Polizisten

Die Gemeinde will auch ein System zur Onlinebuchung von Besuchen in Venedig einführen. Diese Systeme sollen mit Hilfe von Hoteliers und Touristikverbänden entwickelt werden, so Mar. Zugleich soll die Zahl der Polizisten, die in der Lagunenstadt im Einsatz sind, erhöht werden.

Überfüllter Markusplatz in Venedig

Getty Images/Joseph Molinari

Menschenmassen auf dem Markusplatz

Die Stadt will die ersten Tests eines Personenzählers bereits in den nächsten Wochen beginnen, beschloss der Gemeinderat. Apparate wie etwa Drehkreuze sollen den Zugang zu strategischen Orten wie zur Calatrava-Brücke am Eingang der Stadt überwachen, berichteten italienische Medien. Auch beim Zugang zu mehreren Kais sollen die Personenzähler aufgestellt werden.

„Zentren müssen frei zugänglich bleiben“

Die Pläne zur Regelung der Touristenströme sind Teil eines Maßnahmenpakets, das die Gemeinde der Regierung in Rom sowie der UNO-Kulturorganisation (UNESCO) vorlegen will. Ziel sei einen „verantwortungsbewussten und nachhaltigen Tourismus“ zu fördern und dabei die Interessen der Bewohner zu berücksichtigen. „Die Gemeinde will mit diesem Maßnahmenpaket konkrete Antworten auf das Problem des Umgangs mit den touristischen Strömen geben“, so Bürgermeister Luigi Brugnaro.

Doch die Regierung in Rom winkte bereits ab. „Die italienischen Stadtkerne müssen offen und frei zugänglich sein, ich bin gegen Eintrittskarten für die Stadtzentren“, sagte Kulturminister Dario Franceschini. Der Minister sagte jedoch, dass der Besucherzugang zu bestimmten Sehenswürdigkeiten geregelt werden müsse.

Vorbild Dubrovnik

„Der Druck auf den Trevi-Brunnen (in Rom), den Markusplatz sowie den Ponte Vecchio (in Florenz) ist stark, sie müssen geschützt werden“, so Franceschini in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der Tageszeitung „Quotidiano Nazionale“.

Als Vorbild nimmt sich der Minister die kroatische Adria-Stadt Dubrovnik. „Wenn eine bestimmte Zahl überschritten wird, werden keine Besucher mehr zugelassen, bis diese den Stadtkern verlassen. Das ist etwas anderes als eine Eintrittskarte“, so der Minister. Franceschini sprach sich auch für strengere Regeln für Touristenbusse in den italienischen Städten aus. Italien müsse verstärkt auf nachhaltigen und umweltverträglichen Fremdenverkehr setzen.

Täglich 100.000 Besucher

Seit Jahren diskutiert die Gemeinde Venedig über Maßnahmen zur Regelung der Touristenströme. Täglich tummeln sich in der Stadt bis zu 100.000 Besucher, während der Faschingszeit sind es sogar 130.000. Deswegen drängt der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, schon seit Jahren auf die Einführung eines „Numerus clausus“ für Touristen.

Auch wegen des starken Touristendrucks ist Venedig seit Jahrzehnten mit einem starken Einwohnerschwund konfrontiert. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist die Zahl der Bewohner Venedigs von 175.000 auf ein Rekordtief von weniger als 55.000 Menschen gesunken, wie aus Angaben der Gemeinde hervorgeht. Noch im Jahr 2000 zählte die Lagunenstadt 66.386 Einwohner.

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