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„Jagd“ mit dem Endoskop

Eine Studie des britischen Wissenschaftsjournals „Case“ dokumentiert weitere Fälle von Fadenwurmbefall in Europa: In Lissabon konnte ein Sushi-Konsument, der an Fieber und Erbrechen litt, dank eines endoskopischen Eingriffs von seinem Parasiten befreit werden.

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Die britische BBC veröffentlichte am Freitag die Ergebnisse einer aktuellen medizinischen Fallstudie, samt ekelerregender Fotos, die eine Magen-Darm-Sonde im Inneren eines Patienten aufnahm. Der 32-jährige Mann war mit Magenschmerzen in einer Klinik in Lissabon erschienen. Seit einer Woche fieberte er und hatte sich bereits mehrfach erbrochen.

Ein Bluttest zeigte erhöhte Entzündungswerte - zudem schien der Brustkorb hinter den Rippen auf Druck ungewöhnlich weich. Als der Mann zudem angab, in letzter Zeit Sushi gegessen zu haben, stellte sich bei den Medizinern der Verdacht auf eine Anisakiasis ein.

Fadenwurmlarve verbirgt sich im Fisch

Anisakiasis nennt man in Fachkreisen jene Infektionskrankheit, die der Fadenwurm Anisakis beim Menschen auslöst, wenn er sich in der Magenwand oder anderen Organen ansiedelt. Beim Lissaboner Patienten hatte sich der Wurm in die entsprechend angeschwollene Leibeshöhle gebohrt.

Fadenwürmer

BMJ Case Reports

Bilder von der endoskopischen Kamera in der Klinik in Lissabon

Der Anisakiasis-Wurm gehört zur Familie der Fadenwürmer, auch Nematoden genannt. In den menschlichen Organismus gelangt er als Larve, die in rohem Fisch mitverzehrt werden kann. Bisher traten die Symptome der Anisakiasis vor allem in Japan auf. Mit dem aktuellen Sushi-Boom gelangt die Krankheit allerdings auch nach Europa, wo Ärzte immer öfter Parasitenbefall diagnostizieren, der auf den Verzehr von rohem Fisch zurückzuführen ist.

Fadenwurm

BMJ Case Reports

Mit einem Roth-Netz wurde die Wurmlarve entfernt

Dem Patienten in Lissabon konnte geholfen werden: Mit einer Mikrokamera und einem endoskopischen „Kescher“, Roth-Netz genannt, entfernten die Ärzte den Wurm, woraufhin die Symptome schnell nachließen.

Heimischer Fisch „auf Parasiten überprüft“

Übrigens können auch Fische, die in europäischen Binnenseen und Flüssen gefangen werden, mit Fadenwurmlarven besiedelt sein. Anders verhält es sich bei Fischen aus österreichischen Aquakulturen. Manuel Hinterhofer, Geschäftsführer des Österreichischen Fischereiverbands, erklärte auf Nachfrage von ORF.at, diese seien einer „engen Qualitätskontrolle“ durch Veterinärmediziner unterworfen und würden regelmäßig „auf Parasitenerkrankungen überprüft“.

Lachse im Fluss Rausu (Hokkaido)

AP/The Yomiuri Shimbun

Speisefische aus österreichischer Aquakultur sind auf Parasiten überprüft

Jener rohe Fisch, der in Form von Sushi in die österreichische Gastronomie und in die Supermarktregale gelangt, stammt allerdings großteils aus dem Ausland. Experten empfehlen grundsätzlich, Fisch, der roh verzehrt werden soll, schnell auszunehmen und zunächst für vier Tage einzufrieren. Wer wirklich sichergehen will, verzichtet auf rohen Fisch und brät Lachs, Thunfisch, Forelle und Co. durch, bevor er sie isst.

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