Handgeschriebene „Todesliste“ entdeckt
Im Fall des terrorverdächtigen deutschen Bundeswehrsoldaten Franco A. (28) haben deutsche Ermittler einen weiteren Verdächtigen festgenommen. Der 27 Jahre alte Soldat Maximilian T. sei dringend verdächtig, aus rechtsextremistischer Gesinnung eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben, hieß es.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Nach dem Ergebnis der bisherigen Ermittlungen hätten der nun Festgenommene, A. und der vor zwei Wochen ebenfalls festgenommene Student Matthias F. einen Angriff auf das Leben hochrangiger Politiker und Personen des öffentlichen Lebens geplant, die sich aus ihrer Sicht für eine verfehlte Ausländer- und Flüchtlingspolitik engagiert hätten. Auf einer handgeschriebenen Liste stünden unter anderem der ehemalige deutsche Bundespräsident Joachim Gauck und SPD-Justizminister Heiko Maas. Verfasst haben soll die Liste der nun festgenommene Soldat, berichtete der „Spiegel“ (Onlineausgabe).
Die Ausführung der Tat sollte laut der deutschen Bundesanwaltschaft Franco A. übernehmen. Dazu hatte er sich unter einer fiktiven Identität eines syrischen Flüchtlings als Asylsuchender registrieren lassen. Auf diese Weise wollten die drei Beschuldigten nach dem Anschlag den Verdacht auf Asylwerber lenken.
Waffe auf Flughafen Wien versteckt
T., gegen den Dienstagnachmittag ein Haftbefehl erlassen wurde, war laut „Spiegel“ ein enger Freund von A. und in demselben Jägerbataillon der Bundeswehr eingesetzt. Dadurch verdichten sich laut dem Nachrichtenmagazin die Indizien auf „eine Art rechten Freundeskreis oder sogar eine rechtsextreme Terrorzelle innerhalb der Bundeswehreinheit“.
Der 27-jährige Soldat soll auch dabei gewesen sein, als A. im Jänner nach Wien reiste. Offiziell wollte er dort nur den Ball der Offiziere besuchen, laut Ermittlern diente die Reise jedoch der Beschaffung der später auf dem Flughafen Wien gefundenen Waffe. T. soll laut dem Magazin auch in einer Chatgruppe aktiv gewesen sein, in der A. und andere Sympathisanten regelmäßig rechtsextreme Reden, Fotos und auch selbst aufgenommene Audiodateien austauschten.
Anschlagspläne konkreter als bekannt?
Die mutmaßlichen Planungen für einen rechtsextremistischen Anschlag waren nach Informationen des „Spiegel“ offenbar konkreter als bisher bekannt. Die Ermittler fanden bei A. handschriftliche Hinweise, dass er und seine mutmaßlichen Komplizen mögliche Ziele bereits ausspähten, wie das Nachrichtenmagazin Dienstagnachmittag berichtete.
Auf einer Liste mit potenziellen Zielen für eine Attacke seien neben dem Eintrag von Justizminister Maas auch dessen Geburtsdatum und die beiden Anschriften des Justizministeriums gestanden. Außerdem hätten die Fahnder eine genaue Skizze der Büroräume der gegen Rechtsextremismus engagierten Amadeu-Antonio-Stiftung in Berlin entdeckt. Zudem gäbe es Hinweise darauf, dass sich A. und seine Komplizen für mögliche Anschläge noch weitere Waffen beschaffen wollten. In den Notizen fand sich laut Bericht eine Liste mit verschiedenen Gewehren samt Preisangaben.
Terrorverdächtiger brachte Ermittler auf die Spur
Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte bereits in der Vorwoche nach den Enthüllungen über A. gesagt, sie rechne damit, dass noch weitere rechtsextreme Vorfälle bekanntwerden. In dessen Kaserne im französischen Illkirch hatte das Jägerbataillon 291 einen Raum mit gemalten Wehrmachtssoldaten in Heldenposen ausgeschmückt. Beide Jägerbataillone gehören zur Deutsch-Französischen Brigade. Am Samstag wurde bekannt, dass auch am Bundeswehrstandort Donaueschingen Wehrmachtsdevotionalien gefunden wurden.
A. hatte ein bizarres Doppelleben als falscher Flüchtling geführt und womöglich einen Anschlag geplant. Die deutschen Behörden hätten Hinweise darauf, dass sich der in Frankreich stationierte Infanterieoffizier Ende 2015 unter einem Aliasnamen als syrischer Flüchtling ausgegeben und später einen Asylantrag gestellt hatte. „Das hat er alles parallel gemacht. Eine Art Doppelleben“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main. Mittlerweile wurde über den Soldaten U-Haft verhängt, zu den Vorwürfen äußerte er sich vor dem Haftrichter nicht.
Links: