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Ballungszentren zunehmend umkämpft

Städte sind zunehmend Schauplatz bewaffneter Konflikte. Das ergab eine am Dienstag veröffentlichte Studie des renommierten Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) in London. Auch Flüchtlinge ziehen vermehrt in Städte, wie IISS-Generaldirektor John Chipman berichtete.

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In knapp der Hälfte der 36 Konflikte, die in der Studie erwähnt werden, spielen Städte eine bedeutende Rolle. „Wenn der typische Aufständische früher in Bergen, Wäldern oder im Dschungel kämpfte, ist er oder sie inzwischen genauso häufig in einer städtischen Umgebung anzutreffen“, sagte Chipman einer Mitteilung zufolge. Die Leidtragenden seien oft Zivilisten.

Hilfsbedürftige schwer zu finden

Auch Flüchtlinge suchen immer häufiger Schutz in Städten statt in ausgewiesenen Flüchtlingslagern oder in Grenzgebieten. Die Verlagerung der Konflikte in die Städte stelle Regierungstruppen vor schwere Herausforderungen, heißt es vom IISS. Auch Hilfsorganisationen stünden vor Schwierigkeiten, Flüchtlinge in Städten ausfindig zu machen und zu unterstützen.

Bewaffnete 2014 in der syrischen Stadt Aleppo

APA/AFP/Mohamed Wesam

Aleppo in Syrien ist nur ein Beispiel für humanitäre Krisen in einer Stadt

Viel Leid in Städten wie Aleppo und Mossul

Die Studie des IISS ergab, dass der Krieg in Syrien im fünften Jahr in Folge der gewalttätigste Konflikt weltweit ist. Jüngste Entwicklungen im Bürgerkriegsland bestätigen die Studienergebnisse: insbesondere der erbitterte Kampf zwischen Regimetruppen und Aufständischen um die Millionenmetropole Aleppo, der aufgrund der städtischen Enge sehr lange andauerte und gleichzeitig viel Leid verursachte.

Doch Beispiele für umkämpfte Städte in bewaffneten Konflikten gibt es weitere: So läuft derzeit der zähe Versuch der irakischen Armee, die ehemals 2,8 Mio. Einwohner zählende Stadt Mossul aus den Fängen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu befreien. Auch hier ist die Rückeroberung ein Nervenspiel, im Zuge der Offensiven auf Bezirke und strategische Punkte werden regelmäßig viele Zivilisten getötet.

Zahl der Kriegstoten leicht rückläufig

Sowohl im Irak als auch in Syrien nutzen Dschihadisten die Gegebenheiten aus und missbrauchen Zivilisten als „menschliche Schutzschilde“. Offensiven gegen den IS werden im Zuge dessen auch für Zivilisten zur großen Gefahr. In Sachen Gewalttätigkeit rangiert hinter Syrien laut IISS-Studie aber ein anderer Konflikt: So forderte der Kampf Mexikos mit den dort operierenden Drogenkartellen bereits 23.000 Menschenleben. Insgesamt ging die Zahl der Kriegstoten leicht zurück. 2016 starben etwa 157.000 Menschen in bewaffneten Konflikten, ungefähr 10.000 Menschen weniger als im Jahr davor.

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