Phantom der US-Literatur: Thomas Pynchon ist 80
Der seit Jahren für den Literaturnobelpreis gehandelte Thomas Pynchon wird heute 80 Jahre alt. Pynchon gilt als Phantom der US-Literatur – von ihm kursieren nur wenige, über 40 Jahre alte Fotos, Interviewanfragen lehnt er ab, zu Preisverleihungen erscheint er nie.
Rascher Durchbruch
Geboren wurde Pynchon 1937 in eine neuenglische Puritanerfamilie auf Long Island bei New York. Er studierte Physik und Literatur, diente in der Marine und war technischer Redakteur bei Boeing. Nach einer Reihe von Kurzgeschichten schaffte er schon mit seinem ersten Roman „V.“ (1963) den Durchbruch. Seitdem schottet er sich von der Öffentlichkeit ab. Erst lebte er mutmaßlich an der US-Westküste, seit den 1990er Jahren wohnt Pynchon mit seiner Frau und Agentin Melanie Jackson und ihrem Sohn in Manhattan.
Schon in „V.“, der preisgekrönten Geschichte einer geheimnisvollen Frau, die immer in historisch entscheidenden Momenten auftaucht, sind seine Grundthemen zu erkennen: die Angst vor der undurchschaubaren modernen Wirklichkeit und die Suche nach einer möglichen Ordnung für den Einzelnen im Chaos der Geschichte.
Enorme Bandbreite
Pynchons Bandbreite ist beeindruckend: „Die Versteigerung von No. 49“ (1966) wurde zum Kultbuch der 68er Generation. „Die Enden der Parabel“ (1973) ist eine Fabel mit unzähligen Handlungssträngen und Hunderten Figuren im Europa des Zweiten Weltkriegs, „Vineland“ (1990) ein historischer Ausschnitt aus der Zeit der Wiederwahl von US-Präsident Ronald Reagan.
„Mason & Dixon“ (1997) wird wegen der psychologischen Tiefe als Pynchons Meisterwerk gefeiert. Seit „Bleeding Edge“ (2013) ist es ruhig um ihn geworden. Gesamt umfasst sein Werk neun Romane und einige Kurzgeschichten.