Angriff auf Boeing und Airbus
China und Russland haben zuletzt Schwung in den Markt gebracht: Anfang Mai präsentierte der staatliche Hersteller Comac das erste große Mittelstreckenflugzeug aus chinesischer Fertigung. Danach absolvierte der neue russische Mittelstreckenjet MS-21 seinen ersten Testflug. Damit blasen Moskau und Peking zum Angriff auf die westlichen Luftfahrtriesen Airbus und Boeing.
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Nach einigen Verzögerungen absolvierte die MS-21 den Testflug im sibirischen Irkutsk. „Die Mission ist erfüllt. Alles ist normal verlaufen“, sagte der Pilot nach dem rund 30-minütigen Flug. Die Maschine erreichte bei einer Geschwindigkeit von 300 Stundenkilometern eine Höhe von etwa 1.000 Metern, wie der Hersteller Irkut mitteilte.
Bis 2037 will Russland bis zu 1.000 MS-21 produzieren, wie Industrieminister Denis Manturow ankündigte. Die MS-21 soll den etablierten Mittelstreckenjets Boeing 737 und Airbus A320 sowie deren auf weniger Spritverbrauch getrimmten Nachfolgern 737-MAX und A320neo Konkurrenz machen. Russlands Präsident Wladimir Putin gratulierte dem Unternehmen und dessen Mitarbeitern; sein Amt sprach von einem bedeutenden Ereignis.

Reuters/Courtesy of PR Department of Irkut Corporation
Die MS-21 soll in zwei Varianten mit 160 bis 211 Sitzplätzen und 130 bis 165 Sitzplätzen auf den Markt kommen
China hat noch Tests vor sich
Erst Anfang Mai hatte auch der chinesische Flugzeugbauer Comac sein Konkurrenzmodell und die große Hoffnung des chinesischen Flugzeugprogramms vorgestellt: Das erste große Mittelstreckenflugzeug aus chinesischer Fertigung, die C919, hob in Schanghai zum Jungfernflug ab.
Die Maschine soll mit ihren 168 Sitzen und einer Reichweite von 4.075 Kilometern ebenfalls mit den meistverkauften Flugzeuge der westlichen Konkurrenz mithalten. Mindestens zwei bis drei Jahre wird Comac wohl noch testen müssen, bevor die Maschine bereit ist für den Massenmarkt. Erst dann kann die Aufholjagd Fahrt aufnehmen.
Größter Passagiermarkt
Bis 2024, so sagt es die Internationale Luftfahrtorganisation IATA vorher, wird China zum größten Passagiermarkt der Welt aufsteigen. Mehr als 6.000 neue Flugzeuge im Wert von rund einer Billion Euro dürften chinesische Airlines in den nächsten zwei Jahrzehnten ordern. Ein riesiges Geschäft also, das man nicht länger allein dem europäisch-amerikanischen Duo überlassen will.
„Natürlich ist es unser Ziel, ein dritter großer Spieler auf dem Markt zu werden“, sagte Yang Shao, der Chinas bekannteste Schule für Luftfahrtechnik in Beihang leitet. Die C919 sei allerdings nur „der erste Schritt“.
Nächster Schritt schon in Planung
Bis China auf Augenhöhe mit den Wettbewerbern fliegen kann, ist es auch nach Ansicht andere Luftfahrtexperten noch ein weiter Weg. Comac werde seine Maschinen dank staatlicher Hilfe zwar günstig anbieten können. Ein höherer Kerosinverbrauch würde den Kostenvorteil für Fluglinien aber schnell wieder aufzehren.
Unter den Neulingen liegen die Russen mit 175 Bestellungen für die MS-21 noch weit hinter den Chinesen zurück. Comac meldete zuletzt Aufträge über insgesamt 570 Exemplare der C919 von 23 Kunden. Die MS-21 soll in den kommenden zwei Jahren in den Dienst gehen.
Und der nächste Schritt ist schon in Planung: So bald wie möglich wollen die Chinesen zusammen mit Russland mit dem Bau der C929 beginnen. Das Großraumflugzeug soll Platz für 300 Passagiere bieten und bis zu 9.000 Kilometer weit fliegen können.
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