Früherer Kriegsherr Hekmatyar wieder in Kabul

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Mit einem schwerbewaffneten Konvoi ist einer der berüchtigsten Kriegsherren in der jüngeren Geschichte Afghanistans in die Hauptstadt Kabul zurückgekehrt. Gulbuddin Hekmatyars mehrere hundert Fahrzeuge umfassende Kolonne habe die Stadt kurz nach 10.00 Uhr (Ortszeit) erreicht, bestätigte sein Sprecher Kariburrahman Said.

Gulbuddin Hekmatyar, ehemaliger afghanischer Kriegsherr

Reuters/Parwiz

Hekmatyar kehrt nach rund 20 Jahren des Exils und einem im Herbst unterzeichneten Friedensvertrag mit der afghanischen Regierung nach Kabul zurück. Am Nachmittag stehe ein Treffen mit Präsident Ashraf Ghani an, sagte Sprecher Said. Für morgen sei eine Ansprache im großen Ghasi-Stadion geplant.

Friedensschluss als Balanceakt

Hekmatyar, ein islamistischer Hardliner, gilt vielen als Kriegsverbrecher. In den 1980er Jahren war er zunächst der von Saudi-Arabien und den USA bestfinanzierte Anführer der Mudschaheddin im Widerstand gegen die sowjetische Besatzung in Afghanistan. Aber im folgenden Bürgerkrieg zwischen Mudschaheddin-Fraktionen um die Herrschaft in Kabul beschoss er die Stadt wochenlang mit Raketen. Tausende starben.

Später waren Hekmatyar und seine Partei Hizb-e Islami zeitweise eine der brutalsten Widerstandsgruppen gegen die neue afghanische Regierung und die internationalen Truppen im Land. Die Hoffnung ist, dass ein Frieden mit Hekmatyar auch den radikalislamischen Taliban zeigt, dass Frieden möglich ist. In seinem ersten öffentlichen Auftritt seit knapp zwei Jahrzehnten in der ostafghanischen Provinz Laghman hatte Hekmatyar am Samstag den Kampf der Taliban sinnlos und unrechtmäßig genannt.