Chinas Aufholjagd
Der chinesische Clubfußball ist - zumindest finanziell - an der Spitze angekommen und lehrt sogar die englische Premier League auf dem Transfermarkt das Fürchten. Auf Wunsch der Staatsführung soll es nun endlich auch mit dem Nationalteam bergauf gehen.
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Für Weltklassespieler ist die Super League zwar noch nicht reizvoll genug, doch einige (Alt-)Stars konnten die Chinesen zu sich locken. Der teuerste war der Brasilianer Oscar, der um 60 Millionen Euro von Chelsea zu Shanghai SIPG wechselte. Insgesamt gab die Super League stolze 388 Millionen Euro aus - rund zehn Millionen davon überwies Beijing Guoan für Jonatan Soriano an Red Bull Salzburg. Keine andere Liga investierte in der mit Ende Februar abgelaufenen Transferzeit mehr in Neuzugänge.
Lockruf des Geldes
Schon jetzt sticht die chinesische Super League die europäischen Spitzenclubs und sogar die englische Premier League im Rennen um zahlreiche Topstars immer wieder aus. Stars wie der Brasilaner Hulk, der Italiener Graziano Pelle und der Argentinier Ezequiel Lavezzi sind den Lockrufen aus China bei kolportierten Jahresgehältern von bis zu 20 Millionen Euro bereits erlegen. Und es werden in Zukunft sicherlich noch mehr werden. Nicht zuletzt auch, weil sogar die zweite chinesische Liga für neue Spieler mehr ausgibt als die deutsche Bundesliga.

Reuters/Jason Lee
Staats- und Parteichef Xi Jinping ist ein großer Fußballfan
Abseits des Clubfußballs ist China allerdings noch ein klassisches Entwicklungsland. Dank milliardenschwerer Investitionen soll der aktuell 81. der FIFA-Weltrangliste aber an die Spitze herangeführt und der große Traum von Staatspräsident und Fußballfan Xi Jinping erfüllt werden - der Weltmeistertitel.
Reichlich Nachholbedarf
Zurzeit hinkt das chinesische Nationalteam, zuletzt 2002 bei einer WM dabei, den eigenen Ansprüchen allerdings noch hinterher. In der Asienqualifikation zur Endrunde 2018 in Russland ist es weit abgeschlagen. Die Verantwortlichen glauben aber weiter an die Chance und setzen seit Oktober auf Neo-Coach Marcello Lippi. Der Italiener, der seine Heimat 2006 zum WM-Titel und den chinesischen Spitzenclub Guangzhou Evergrande zwischen 2012 und 2014 zu drei Meistertiteln führte, will „das Unmögliche möglich machen“.
Am Geld scheitert es jedenfalls nicht. Innerhalb weniger Jahre wurden unzählige Projekte und Kooperationen gestartet. So wird beispielsweise an mehr als 20.000 Schulen schwerpunktmäßig Fußball unterrichtet. Das 173 Millionen Euro teure Prestigeobjekt steht im Süden Chinas in Qingyuan: die mit Abstand größte Fußballschule der Welt mit 2.600 Schülern, die auf über 50 Fußballplätzen dem Ball nachlaufen können. Das Know-how wird aus Spanien importiert. Zwei Dutzend Trainer der Jugendakademie von Real Madrid sind hier aufgrund einer Kooperation tätig und sollen die chinesischen Talente zu Stars von morgen formen.
Kampf gegen Auswüchse
Die jüngsten Milliardendeals im Clubfußball sieht die chinesische Staatsführung allerdings auch mit Sorge. Mit neuen Regeln versuchte sie dem Treiben einen Riegel vorzuschieben. Künftig dürfen nur noch drei statt wie bisher vier ausländische Spieler pro Verein auf dem Platz stehen. Der Verband verfügte zudem, dass Vereine künftig mindestens 15 Prozent ihrer Ausgaben in die eigene Jugendarbeit investieren müssen.
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