Musk: „Revolution in der Raumfahrt“
Das private US-Raumfahrtunternehmen SpaceX hat erstmals einen Satelliten mit einer wiederverwendeten Antriebsrakete ins All geschickt. Die Rakete startete Ende März vom Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida. Nach zehn Minuten landete die „Falcon 9“-Rakete auf einer schwimmenden Plattform im Atlantik.
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Die zweite Stufe der Rakete brachte den Satelliten SES-10 in seine Umlaufbahn, der Signale nach Südamerika und Mexiko weiterleiten soll. SpaceX-Gründer und Techunternehmer Elon Musk feierte den Einsatz als „unglaublichen Meilenstein in der Geschichte des Weltalls“. 15 Jahre hatten Entwickler laut Musk an der Wiederverwendbarkeit von Antriebsraketen gearbeitet. Der Start einer solchen Rakete kostet SpaceX zufolge mindestens 62 Millionen Dollar (58 Mio. Euro). Durch die mehrmalige Verwendung könnten die Kosten deutlich sinken. Die erste Stufe der jetzt verwendeten Rakete war im April 2016 im All gewesen.
Durchbruch im Jahr 2015
„Das wird eine riesige Revolution für die Raumfahrt sein“, sagte Musk. Bisher seien Antriebsraketen mit Flugzeugen vergleichbar, die man nach jedem Flug entsorge. „Wir haben bewiesen, dass etwas möglich ist, das viele Menschen nicht für möglich gehalten haben.“ Raumfahrtfans, die den Einsatz im SpaceX-Hauptquartier südlich von Los Angeles in Kalifornien mitverfolgten, jubelten während jeder der erfolgreich abgeschlossenen Phasen begeistert.

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Die „Falcon 9“-Rakete auf dem Weg ins All
Bei der Wiederwendung von Raketenkomponenten hatte das kalifornische Unternehmen im Dezember 2015 den Durchbruch geschafft, als es ihm erstmals gelang, die erste Stufe der „Falcon 9“ unbeschadet zurück zur Erde zu bringen. Insgesamt ist das dem Unternehmen nun schon achtmal gelungen: Fünf der Erststufen - die wie eigene Raketen gebaut sind - landeten auf Plattformen im Meer, drei auf Land. Die erste Stufe ist bei Stufenraketen der größte und schwerste Bestandteil. Bei der „Falcon 9“ ist sie 41 Meter lang.
Diskont für Satellitenhersteller
Das Zeitfenster für einen Start war auf zweieinhalb Stunden anberaumt, eine zweite Möglichkeit hätte es noch 48 Stunden später gegeben. Am Donnerstag hatte das Unternehmen vermeldet, alle Vorbereitungstests seien erfolgreich verlaufen. Wie immer zuletzt begleitete SpaceX den Flug mit PR in Sozialen Netzwerken und einem Webcast. Der Transport von Satelliten und anderer Fracht ins All ist für SpaceX inzwischen Routine. Schon 2012 beförderte die Firma als erste Privatfirma mit einer „Falcon 9“ einen Raumfrachter zur Internationalen Raumstation (ISS).
Für SpaceX-Gründer Musk ist es ein wichtiges Etappenziel seiner Pläne, die Raumfahrt umzukrempeln. Die Wiederverwendbarkeit von Raketen soll Missionen günstiger machen. Ganz neu ist die Idee nicht: Raketen mehrmals benutzen zu können war schon im Kalten Krieg ein Ziel der Raumfahrtgroßmächte Sowjetunion und USA. In den USA entwickelte sich daraus das Spaceshuttle-Programm.
30 Prozent Kostenersparnis
Experten schätzen, dass SpaceX etwa 30 Prozent im Vergleich zum Bau einer neuen Rakete spart. Geplant sind derzeit insgesamt sechs Starts mit wiederverwerteten „Falcon“-Raketen. Im vergangenen Jahr hatte die Firma der russischen Agentur TASS zufolge Kunden zehn Prozent Rabatt in Aussicht gestellt, wenn sie eine bereits verwendete Rakete nutzen.

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Im Februar musste ein Start in Cape Canaveral in letzter Minute wegen technischer Probleme abgesagt werden
Um die Rakete nach der Landung für einen Neustart aufzubereiten, benötigt SpaceX Berichten zufolge bisher vier Monate. Künftig soll die Prozedur in der Fabrik in Hawthorne auf zwei Monate - langfristig sogar auf wenige Tage - verkürzt werden. Offen blieb dem Onlineportal Space.com zufolge, ob die Triebwerke der Rakete für den Start am Donnerstag ausgetauscht oder recycelt wurden. Konkurrenz für sein Konzept wiederverwendbarer Raketen bekommt SpaceX vor allem aus den USA. Die private Firma Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos verfolgt ähnliche Pläne.
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