Umbau verursacht Mehrkosten
Die seit Jahren in finanziellen Schwierigkeiten steckende Fluglinie Air Berlin mit ihrer Tochter Niki rutscht noch viel tiefer in die roten Zahlen. Unterm Strich steht für das Geschäftsjahr 2016 ein Rekordverlust von 782 Millionen Euro, wie Air Berlin am Freitag mitteilte. Im Jahr davor war das Minus bei 447 Millionen Euro gelegen.
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Grund seien unter anderem Extrakosten für den Konzernumbau und Wertminderungen von 335 Millionen Euro. Die Neuaufstellung ist tiefgreifend, Air Berlin teilt sein Geschäft derzeit in drei Teile auf: Etwa 40 Flugzeuge werden an die Lufthansa vermietet, weitere gehen an ein Ferienflug-Gemeinschaftsunternehmen mit TUI.
Künftig will sich die Fluglinie, die mit ihrem „Mallorca-Shuttle“ bekannt wurde, mit den verbleibenden 75 Flugzeugen auf die Drehkreuze Berlin und Düsseldorf sowie auf Flüge nach Übersee konzentrieren. Der Jahresumsatz fiel auf 3,8 Milliarden Euro von 4,1 Milliarden Euro im Vorjahr. Das Unternehmen betonte, es habe ausreichend Finanzmittel, um seine Restrukturierung fortzusetzen.
Frustrierte Passagiere
Die Dauerkrise ist mittlerweile auch für die Kunden sichtbar: Zuletzt gab es auf dem Flughafen Berlin-Tegel ein Kofferchaos. Die Passagiere, die zum Warten verdammt waren, urteilten entsprechend hart via Soziale Netzwerke, wo die Airline als „unfähig“ und „marode“ bezeichnet wurde. Die Crews sind frustriert und teilten ihre Sorge bereits dem Firmenchef mit.
Schulden wachsen weiter
An der Spitze der Airline steht seit Februar Thomas Winkelmann, der für die Lufthansa den Billigflieger Germanwings aufgebaut hat. Vor ihm liegt viel Arbeit: Air Berlin steckt seit Jahren in der Dauerkrise. Auch mehrere Sanierungsrunden und Chefwechsel brachten keine Besserung. Auslöser der Schieflage waren ein zu rascher Expansionskurs und zahlreiche Strategiewechsel.
In den vergangenen neun Jahren flog Air Berlin nur einmal einen Konzernüberschuss ein. Die finanziellen Probleme verschärften sich voriges Jahr noch: Die Schulden liegen mittlerweile bei 1,2 Milliarden Euro, und im Eigenkapital - üblicherweise ein Puffer für schlechte Zeiten - klafft ein Loch von 1,5 Milliarden Euro.
Im ersten Quartal, dessen Zahlen Air Berlin gleichzeitig vorstellte, vertiefte sich die Krise noch: Der Fehlbetrag weitete sich auf 293 Millionen Euro aus von 182 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Am Finanztropf von Etihad
Die schnell wachsende Golf-Airline Etihad war 2011 bei Air Berlin mit 29 Prozent eingestiegen und hält die Gesellschaft seitdem mit Finanzspritzen von etwa 1,5 Milliarden Euro in der Luft. Die Etihad-Eigner, die Herrscherfamilie des ölreichen Emirates Abu Dhabi, wollen jedoch einen Schlussstrich unter solche teuren Engagements ziehen.
Zu spüren bekam das bereits die zweite namhafte europäische Etihad-Beteiligung Alitalia, die nun am Rande der Pleite steht. Als wahrscheinlicher künftiger Partner für Air Berlin gilt in der Branche die Lufthansa.
Lufthansa-Chef verhandelt mit Etihad
Der Chef der AUA-Mutter Lufthansa, Carsten Spohr, reist einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Focus“ zufolge Anfang kommender Woche nach Abu Dhabi und wird dort mit dem Großaktionär Etihad Gespräche führen. Etihad wolle seinen Anteil von 29,2 Prozent an der kriselnden Air Berlin „so schnell wie möglich“ abstoßen, berichtete „Focus“ am Freitag im Voraus.
Lufthansa habe Interesse am Kauf signalisiert. Spohr reist mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Abu Dhabi. Bei seinen Gesprächen mit Etihad könnte laut „Focus“ ausgelotet werden, wie eine mögliche Übernahme der Air-Berlin-Anteile finanziert werden solle.
Die Lufthansa kooperiert bereits mit dem ehemals größten Konkurrenten: Air Berlin vermietet knapp 40 Flugzeuge an Lufthansa. Air Berlin schreibt seit 2008 rote Zahlen, unterbrochen nur von einem kleinen Plus im Jahr 2012. Seit 2013 vergrößern sich die Verluste immer weiter.
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