Bukarest als Europas Staumoloch
Mexiko-Stadt kämpft mit dem höchsten Stauaufkommen weltweit, in Europa liegt Bukarest an der Spitze. Das geht aus einer Auswertung von GPS-Daten des niederländischen Navigationsgeräteherstellers TomTom hervor. In Österreich gibt es eine kleine Überraschung - denn Stau-Hotspot Nummer eins ist nicht Wien, sondern Salzburg.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Dort müssen Autofahrer laut TomTom im Schnitt bis zu 32 Prozent mehr Fahrzeit für ihre Strecke einrechnen - ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Jahr 2015. Lenker müssen in Salzburg im Tagesdurchschnitt für eine Fahrt, die ohne Vorkommnisse 60 Minuten dauert, 29 Minuten zusätzliche Fahrtzeit einplanen. Zu Verzögerungen kam es laut TomTom-„Traffic Index“ vor allem im Abendverkehr.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: TomTomTrafficIndex
Abends ist man in Salzburg bis zu 57 Prozent länger unterwegs als bei geringem Verkehrsaufkommen. Auf ein Jahr summiert sich der Zeitverlust für einen Salzburger Pendler auf 112 Stunden, was 14 Arbeitstagen entspricht (zusätzliche Zeit im Verkehr während der Stoßzeiten im Vergleich zu einer Stunde freier Fahrt, multipliziert mit 230 Arbeitstagen pro Jahr). Der verkehrsreichste Tag war laut Auswertung entgegen der in der Stadt weit verbreiteten Meinung nicht der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober, wo in Salzburg alles stand, sondern der 5. August.
Wien als Stauhauptstadt verdrängt
Im Vorjahr hatte den Index noch Wien angeführt, heuer landete die Bundeshauptstadt auf dem zweiten Platz (31 Prozent mehr Fahrzeit gegenüber frei fließendem Verkehr, 30 Minuten extra). Gerechnet auf das Jahr beträgt der Zeitverlust für einen Wiener Pendler 115 Stunden, was mehr als 14 Arbeitstagen entspricht. Im Ranking folgten Graz (29 Prozent, 27 Minuten), Linz (23 Prozent, 24 Minuten) und Innsbruck (20 Prozent, 18 Minuten).

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: TomTomTrafficIndex
Mexiko-Stadt weltweit, Bukarest in Europa
Wien ist im Weltranking aller erfassten Städte mit mehr als 800.000 Einwohnern auf Platz 67. Der Stauindex führt weltweit 390 Städte in 48 Ländern auf - und in anderen Metropolen ist die Lage noch weit prekärer: Im internationalen Vergleich führen Mexiko-Stadt, Bangkok und Jakarta, in Europa Bukarest, Moskau und St. Petersburg. In der rumänischen Hauptstadt benötigt man etwa in der Stoßzeit fast das Doppelte an Wegzeit.

AP/Rebecca Blackwell
Ein Abend in Mexiko-Stadt
Höherer Anstieg als in deutschen Städten
Bezogen darauf wirken die heimischen Städte wie Inseln der Seligen: Salzburg landet im weltweiten Ranking auf Platz 85, Wien auf Platz 94. Viele ähnlich große bzw. auch kleinere Städte als Wien und Salzburg sind schwerer betroffen: Vor den beiden Städten rangieren zum Beispiel Hamburg, Luxemburg, Messina, Dublin sowie eine große Anzahl britischer Städte wie Hull, Manchester und Sheffield. Ein besonderer Stau-Hotspot ist die polnische 700.000-Einwohner-Stadt Lodz.
Auffällig ist jedoch, dass sich in allen fünf analysierten österreichischen Städten das Stauaufkommen um drei bis fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht hat. Das ist ein stärkerer Anstieg, als er etwa in deutschen Städten verzeichnet wird. Die deutsche „Stauhauptstadt“ ist Stuttgart auf dem weltweiten Rang 67. München und Berlin rangieren allerdings hinter Salzburg und Wien auf Platz 108 bzw. 117.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: TomTomTrafficIndex
Dramatische Unterschiede auf Kontinenten
Ein Blick auf die Daten der letzten Jahre zeigt, dass die Verkehrsbelastung seit 2008 weltweit um 23 Prozent gestiegen ist. Besonders dramatisch sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Kontinenten. In Nordamerika hat sich die Belastung durch Staus von 2015 auf 2016 um fünf Prozent erhöht, in Europa waren es neun Prozent. Asien und Ozeanien verzeichneten einen Anstieg um jeweils zwölf Prozent, Südamerika um sieben Prozent und Afrika gar um 15.
Link: