Neues Timber-Timbre-Album: Die Schönheit tiefer Trauer

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Timber Timbre, eine kanadische Proto-Hipster-Band, ursprünglich aus der New-Folk-Ecke, hat in Frankreich ein neues Album aufgenommen. „Sincerely, Future Pollution“ sollte ganz anders klingen, tanzbarer als die vier Vorgängeralben mit ihrem schwermütigen Sound - wie etwa „Timber Timbre“ (2007) samt dem „Breaking Bad“-Hit „Magic Arrow“.

Das war der Plan - aufgegangen ist er nicht, wie Sänger Taylor Kirk lachend im Interview mit dem NPR Music zugibt: „Ich hatte die Idee, dass wir einmal etwas Lustiges machen sollten ... Aber wir haben das ganz einfach nicht drauf.“ Höchstens der Song „Grifting“ geht eine Spur Richtung heiterer Melancholie.

Giorgio Moroder, Neu und Johnny Cash

Die Grundelemente von Timber Timbres Musik sind Psychodelik, ein langsamer, treibender Rhythmus, Kirks getragener Gesang und eben eine gehörige Portion Schwermut. Bei jedem Album wird diese Basis mit anderen historischen Stilen abgemischt. Es gab schon Country, Folk, Blues, Rock - und diesmal, Stichwort „Tanzbarkeit“, Synthieklänge, die eher an die 70er als an die 80er erinnern.

Wer dabei an Depeche Mode denkt, liegt völlig daneben. Das Album klingt eher, als hätte Giorgio Moroder während eines depressiven Schubs mit der Krautrockband Neu und mit Johnny Cash eine Jamsession absolviert, nachdem alle zusammen einen LSD-Trip genommen hatten. Das klingt nur als Beschreibung grauenhaft - ist es aber nicht, sondern wie stets bei Timber Timbre geschmackssicher, geschichtsbewusst und mit großer Geste inszeniert. Eine unbedingte Empfehlung.