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Frauen droht Todesstrafe

Wegen des Giftmords am Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in Malaysia müssen sich seit Donnerstag zwei Frauen vor Gericht verantworten. Der Vietnamesin und der Indonesierin wird zur Last gelegt, den 45-jährigen Kim Jong Nam Mitte Februar mit dem Nervengift VX getötet zu haben. Bei einer Verurteilung droht ihnen die Todesstrafe. 

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Der Fall hatte die Beziehungen zwischen Malaysia und Nordkorea schwer belastet. Die Vermutung steht im Raum, dass die Führung des kommunistischen Landes hinter dem Anschlag steckt. Diese weist das zurück. Der Prozess findet unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Nach wenigen Minuten wurde er auf den 30. Mai vertagt.

Mord aufgezeichnet

Kim Jong Nam, der die letzten Jahre außerhalb seiner Heimat verbracht hatte, war am 13. Februar auf dem Flughafen von Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur Opfer eines Giftattentats geworden. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Mord war auf Überwachungsvideos aufgezeichnet worden. Der ältere Halbbruder des amtierenden Machthabers hatte sich mehrfach kritisch über Nordkorea geäußert, als Regimegegner galt er jedoch nicht.

Bilder der Überwachungskamera zeigen Kim Jong Nam

APA/AP/Fuji TV

Kameras hielten fest, wie Kim Jong Nam nach dem Attentat beim Flughafenpersonal Hilfe sucht

Nordkorea bestritt, dass Kim Jong Nam einem Giftmord zum Opfer gefallen sei. Der ehemalige stellvertretende UNO-Botschafter des Landes, Ri Tong Il, äußerte vielmehr die Vermutung, dass der Tod auf eine Herzschwäche zurückzuführen sei. Nach seinen Worten litt der 45-Jährige an hohem Blutdruck. Deshalb sei er womöglich einem Herzinfarkt erlegen.

Frauen sprechen von „TV-Scherz“

Die 29 Jahre alte Vietnamesin Doan Thi Huong und ihre mutmaßliche Mittäterin, die 25-jährige Siti Aishah, wurden mit schusssicheren Westen in das Gericht in der Nähe von Kuala Lumpur gebracht. In den ersten Vernehmungen hatten sie behauptet, alles für einen TV-Scherz gehalten zu haben. Angeblich dachten sie, für eine Fernsehshow mit versteckter Kamera angeheuert worden zu sein. Allerdings habe es auch Hinweise darauf gegeben, dass die Tat geprobt wurde.

Der Fall hatte für schwere Verstimmungen zwischen Malaysia und Nordkorea gesorgt. Zunächst wiesen beide Länder gegenseitig die Botschafter aus. Dann verboten sie den Bürgern des jeweils anderen Landes die Ausreise. Inzwischen wurde das Verbot wieder aufgehoben. Auch mehrere Nordkoreaner, die als Hintermänner der Tat verdächtigt werden, durften Malaysia verlassen.

Nordkoreaner freigelassen

Ein freigelassener Nordkoreaner nannte die Vorwürfe gegen ihn „fabriziert“. Bei den Ermittlungen handle es sich um eine „Verschwörung zur Beeinträchtigung der Würde der Republik“ Nordkorea, sagte der Mann in Peking nach japanischen und südkoreanischen Medienberichten. Ihm sei im Gegenzug für ein Geständnis ein „gutes Leben“ in Malaysia angeboten worden, sagte der 47-Jährige weiter. Der einzige Festgenommene von acht in dem Fall verdächtigen Nordkoreanern war aus Mangel an Beweisen freigelassen worden. Die malaysische Polizei geht aber weiter davon aus, dass er in den Mord verwickelt ist.

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