Wäre sechster Nukleartest
US-Experten vermuten, dass Nordkorea sehr bald den nächsten Atomtest durchführen könnte. Das Testgelände Punggye Ri im Nordosten des Landes zeige „andauernde Aktivitäten“ am Nordportal der Anlage und „neue Aktivitäten“ im Hauptverwaltungsbereich. Zudem seien „einige Mitarbeiter“ am Kommandozentrum zu sehen gewesen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Wie der US-Auslandssender Voice of America am Mittwochabend unter Berufung auf US-Regierungsvertreter und andere Quellen berichtete, wurde „offenbar“ bereits ein atomarer Sprengsatz in einen Tunnel geschoben. Er könne Samstagfrüh nordkoreanischer Zeit gezündet werden. An dem Tag wird der 105. Geburtstag des verstorbenen Staatsgründers Kim Il Sung gefeiert.
Gelände von Satelliten fotografiert
Ausländische Journalisten in Nordkorea seien dazu aufgefordert worden, sich auf ein „außergewöhnliches Ereignis“ vorzubereiten. Das Testgelände Punggye Ri befindet sich in einer abgelegenen, bergigen Region 200 Kilometer von der russischen und 100 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt. Die Anlage wird regelmäßig von Aufklärungssatelliten fotografiert. Südkorea sieht bis jetzt allerdings „keine ungewöhnliche Aktivität“, so ein Militärsprecher.
Seit einem ersten Atomwaffentest 2006 hat Nordkorea bereits vier weitere Tests vorgenommen, zwei davon im vergangenen Jahr. Zugleich arbeitet die kommunistische Führung in Pjöngjang an der Entwicklung von Langstreckenraketen, mit denen atomare Sprengköpfe bis in die USA getragen werden könnten. Mit seinen Atomwaffen- und Raketentests verstößt Nordkorea gegen mehrere Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats.
Säbelrasseln zwischen USA und Pjöngjang
US-Präsident Donald Trump hatte in den vergangenen Tagen mehrfach damit gedroht, das Atomprogramm Nordkoreas notfalls im Alleingang zu stoppen. Am Wochenende entsandte Washington als Demonstration der Stärke einen Flugzeugträgerverband in Richtung der koreanischen Halbinsel. Das Regime in Pjöngjang reagierte darauf mit schweren Drohungen.

Reuters
In den vergangenen Wochen stiegen die Spannungen zwischen dem isolierten kommunistischen Nordkorea und den USA
„Das rücksichtslose Vorgehen der USA zur Invasion der Demokratischen Volksrepublik Korea hat eine ernste Phase erreicht“, hieß es aus dem Außenministeriums in Pjöngjang. Für Krieg sei man bereit. „Wir werden die härtesten Gegenmaßnahmen gegen die Provokateure ergreifen, um uns mit aller Waffengewalt zu verteidigen“, so ein nordkoreanischer Ministeriumssprecher laut der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA. Pjöngjang sei bereit, „auf jede von den USA gewünschte Art des Krieges zu reagieren“.
China warnt USA vor Risiko
China warnte indes die USA vor einem Militärschlag gegen Nordkorea. In einem Kommentar der englischsprachigen Zeitung „Global Times“, die vom kommunistischen Parteiorgan „Volkszeitung“ herausgegeben wird, hieß es am Donnerstag: „Militäraktionen gegen Nordkorea zu unternehmen ist sehr viel riskanter, als einen Raketenangriff gegen Syrien zu starten.“
Trump möge den Druck auf Pjöngjang erhöhen wollen und die Erwartung erzeugen, militärisch vorgehen zu wollen. „Aber wenn Pjöngjang einen verzweifelten Gegenschlag unternimmt, ist Washington in einem Dilemma gefangen.“ Nordkorea sei in der Lage, Südkorea „einen schweren Schlag zu versetzen“, warnte das Blatt.
Furcht vor Verstrahlung Südkoreas
Ungeachtet Nordkoreas atomarer Fähigkeiten könnte der Einsatz einer „schmutzigen Bombe“ gegen Südkorea schwere nukleare Verstrahlungen verursachen, die für den Verbündeten der USA „unerträglich“ wären, schrieb der namentlich nicht genannte Kommentator. Egal ob es ein Sturz von Syriens Machthaber Baschar al-Assad oder eine militärisch erzwungene Kapitulation Nordkoreas sei - es könne nicht in kurzer Zeit erreicht werden, hieß es in der „Global Times“. „Die für Strategie zuständigen Kreise in Washington haben die Unsicherheiten unterschätzt.“
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel mahnte im Atomstreit mit Nordkorea und im Syrien-Konflikt ebenfalls politische Lösungen an. Angesichts der wachsenden Spannungen um das Atomprogramm Pjöngjangs sagte Merkel den Zeitungen der deutschen Funke-Mediengruppe am Donnerstag: „Ich setze nicht auf militärische Mittel, sondern darauf, dass von verschiedenen Seiten starker politischer Druck auf Nordkorea ausgeübt wird.“ Die Welt habe ein Interesse daran zu verhindern, dass sich Nordkorea nuklear bewaffnet.
Links: