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Kampf gegen Sexismus

Das Marinekorps der USA gilt als Elitetruppe innerhalb der Armee, doch seit dem Bekanntwerden eines Nacktfotoskandals im Februar kämpft die Infanterie mit einem Imageproblem. In einer Facebook-Gruppe mit 30.000 Mitgliedern veröffentlichten Soldaten Nacktaufnahmen von Kameradinnen. Mit einer TV-Werbung will das Korps den Sexismusvorwürfen nun entgegenwirken: Das Rekrutierungsvideo ist die erste Werbung des Korps mit einer Frau als Protagonistin.

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„Solange es Schlachten gibt, wird es immer Marines geben“ – mit diesem Satz veröffentlichte das Marinekorps Mitte Mai vorab die neue Fernsehkampagne auf ihrem offiziellen Facebook-Profil. Das Video zeigt die Entwicklung von einem Mädchen zu einer Soldatin der Marines: Als Schulkind, das sich gegen Raufbolde erhebt, als Athletin am Rugbyfeld, als Rekrutin, die sich durch Wald und Wasser schlägt und schlussendlich als Soldatin im Kampf.

Bei der Soldatin im Werbevideo handelt es sich laut dem Korps um Kapitänin Erin Demchko, Logistikoffizierin bei den Marines, die zurzeit in Okinawa in Japan stationiert ist und zuvor in Afghanistan diente. Nach der Veröffentlichung schrieb das Truppenmagazin der US-amerikanischen Streitkräfte „Stars and Stripes“: Für ein Korps, das mit der Wahrnehmung kämpfe, von allen Militäreinheiten Frauen am wenigsten zu begrüßen, „ist die Werbung Teil einer Kampagne, um eine neue Generation von Marines anzusprechen“.

Nicht nur offen für „ein paar gute Männer“

Die Infanterie wolle vermitteln, dass die Marines nicht nur offen für „ein paar gute Männer“ sind, sagte Paul Kennedy, Chef des Rekrutierungskommandos des Marinekorps gegenüber „Stars and Stripes“. In den ersten drei Tagen nach Veröffentlichung wurde die Werbung rund 690.000-mal auf dem Facebook-Profil des US-Marinekorps aufgerufen und mehr als 14.000-mal geteilt. Während sich die einen begeistert über die Botschaft zeigten und Demchko für ihren Dienst dankten, verhöhnten andere das Video und kommentierten es mit sexistischen Bemerkungen.

Sexistische Reaktionen

Auf Facebook schrieb der Nutzer Chris C. etwa: „Musste ja eine Puppe sein ... Mir reicht all dieser politisch korrekte ‚Bullshit‘ ... Und nun lasst alle Männerhasser aus der Versenkung kommen.“ Das Marinekorps reagierte laut BBC umgehend auf den Kommentar und antwortete: „Das ist keine ‚Puppe‘, Chris. Du siehst einen Marine.“

Auch auf ihrem YouTube-Kanal nahm das Presseteam der Infanterie den Kampf mit den Kritikern auf und schrieb etwa: Das Video zeige, wie Kapitänin Demchko im Feuerkampf reagiere, „was sie auch im echten Leben getan hat, in einem echten Feuerkampf“. Und fügte hinzu: „Ihre Geschichte, ihr Dienst und ihre Hingabe für unser Land“ würde nicht weniger gelten, nur, „weil sie zufällig eine Frau ist“.

Nacktfotoskandal

Vor allem nachdem im Februar der Nacktfotoskandal innerhalb der Marinekorps bekanntwurde, versucht die Infanterie, verstärkt Frauen anzusprechen. Ohne Wissen und Zustimmung der Betroffenen stellten Soldaten erotische Bilder von Frauen in einer Facebook-Gruppe mit 30.000 Mitgliedern und dem Namen „Marines United“ online.

Bei den Opfern handelte es sich meist um weibliche Marines und um Ex-Freundinnen von Soldaten. Das Verteidigungsministerium und der Naval Criminal Investigative Service (NCIS), die Strafverfolgungsbehörde von Navy und Marinekorps, leiteten laut „Stars and Stripes“ gegen Dutzende US-Soldaten ein Ermittlungsverfahren ein.

Männerdomäne Marinekorps

Mit dem Image als Männerdomäne kämpften die Marines jedoch lange vor dem Skandal. Es war die einzige Streitkraft, für die das Pentagon eine Ausnahme machte, als es Frauen 2013 den Zugang in die Kampftruppen des US-Militärs öffnete. Erst seit Anfang 2016 dürfen auch Soldatinnen in den Spezialeinheiten der Marines kämpfen, die Öffnung stieß bei vielen auf Widerstand. Laut „Stars and Stripes“ befinden sich mittlerweile 74 Frauen in den Kampfeinheiten.

Allgemein beträgt der Frauenanteil unter den rund 183.000 Marines 8,3 Prozent - in keiner US-Streitkraft sind weniger Frauen vertreten. Von den insgesamt 1,3 Millionen Soldatinnen und Soldaten, die das Pentagon 2014 im US-Militär zählte, waren rund 15 Prozent Frauen. Laut „Stars and Stripes“ will der Marinekorps den Frauenanteil bis 2019 auf mindestens zehn Prozent erhöhen.

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