Themenüberblick

Sonst kaum Besucher in isoliertem Land

Das weithin isolierte Nordkorea hat am Wochenende einen seltenen Touristenansturm erlebt: Mehr als 1.000 Ausländer nahmen am Sonntag am Marathonlauf zu Ehren des 105. Geburtstags von Staatsgründer Kim Il Sung in der Hauptstadt Pjöngjang teil. Die meisten der ausländischen Besucher waren Europäer. Das streng abgeschottete Land wird pro Jahr von nur rund 5.000 Touristen besucht.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die Marathonläufer starteten vor 40.000 Zuschauern und einem großen Kim-Il-Sung-Porträt im Kim-Il-Sung-Stadion, passierten den Kim-Il-Sung-Gedenkobelisken, überquerten den Kim-Il-Sung-Platz im Stadtzentrum und liefen auch an der goldenen Kim-Il-Sung-Statue vorbei. „Es ist schon ein bisschen surreal, wo wir hier sind“, sagte der irische Läufer Richie Leahy der Nachrichtenagentur AFP. Er gestalte seine Urlaube gerne „als Abenteuer“, sagte er. „Das hier habe ich nun also auch abgehakt.“

Nordkoreaner siegten

Als Sieger gingen zwei Nordkoreaner ins Ziel: Der Läufer Pak Chol benötigte zwei Stunden, 13 Minuten und 56 Sekunden für die Strecke. Bei den Frauen siegte Jo Un Ok mit zwei Stunden, 29 Minuten und 23 Sekunden.

Die wenigen Touristen in Nordkorea stehen unter strenger Aufsicht und werden in der Regel auf Distanz zur einheimischen Bevölkerung gehalten. Der Pjöngjanger Marathon ist eine der wenigen Gelegenheiten, mit Nordkoreanern in Kontakt zu kommen. „Die Leute zu treffen, sie zu grüßen, sie anzufassen - das hat schon was“, sagte der brasilianische Läufer Soleiman Dias. Für ihn sei es eine „einmalige Erfahrung“ gewesen.

Seltene Devisen

Der nordkoreanischen Regierung werden schwerste Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, wegen der Atombomben- und Raketentests hat der UNO-Sicherheitsrat scharfe Strafmaßnahmen gegen Nordkorea verhängt. Kritiker wenden ein, dass der Tourismus der Regierung dringend benötigte Devisen verschafft.

Der Direktor des Nordkorea-Spezialreiseveranstalters Koryo Tours, Nick Bonner, räumte gegenüber AFP ein, dass ein Teil des Geldes der Touristen an die Regierung fließe. Die Summen seien aber so gering, dass „man damit nicht einmal einen Tag lang ein Land beherrschen könnte“, sagte er. „Viele Koreaner, die hier im Land leben, sagen mir, dass ihnen gefällt, was wir tun.“

Links: