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Textliche Nebelschleier

Der deutsche Journalist und Autor Axel Hacke hat sich in den 2000er Jahren zunächst in seiner Kolumne in der „Süddeutschen Zeitung“ mit akustisch falsch verstandenen Textpassagen beschäftigt und damit beim Publikum offene Türen eingerannt. Hackes Aufruf an die Lesenden, ihm die „Verhörer“ mitzuteilen, wurde bereitwillig Folge geleistet. Das daraus entstandene Buch wurde zum Bestseller.

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Wie flexibel das menschliche Ohr in der Wahrnehmung ist, belegt Hacke mit dem Beatles-Song „Paperback Writer“ aus dem, wie man will, „Paperbag Rider“, „Pay for that Chrysler“, „Face the Bad Rider“, „He’s the Budweiser“, „Hy, Barebacked Rider“, „Isn’t that Right, Sir?“ und „Take the Back Right Turn“ werden kann.

Das unglaubliche Echo auf die Texte ließ Hacke im Buch von einem „unerkannten Massenphänomen“ sprechen, auf das er hier unerwartet gestoßen sei, und lieferte eine entsprechende These gleich mit: „Überhaupt niemand versteht diese Texte je richtig.“ Damit kann jeder etwas anfangen.

Wunderbarer weißer Nebel

Dabei interessieren Hacke weniger die großen Popsongs. Er dokumentiert „Verhörer“ von Kirchenmusik bis zum deutschen Schlager. So bezieht sich der Titel des Buches „Der weiße Neger Wumbaba“ auf ein Kinderlied von Matthias Claudius, das sich textlich in atmosphärischen Beschreibungen übt und am Ende der Zeile offenbar viel Potenzial liefert, um etwas ganz anderes zu hören.

Buchhinweis

Axel Hacke & Michael Sowa: Der weiße Neger Wumbaba – Kleines Handbuch des Verhörens. Kunstmann, 62 Seiten, 10,20 Euro.

„Der Wald steht schwarz und schweiget, und aus den Wiesen steiget, der weiße Nebel wunderbar“ – ein anderer Leser aus dem Münchner Raum berichtete, „und aus der Isar steiget, der weiße Neger Wumbaba“ gehört zu haben. Der Titel und auch das Cover des Buches, das die Karikatur eines Afrikaners zeigt, sorgten aber auch für Kritik. Hacke bezog in der „Zeit“ zu den Vorwürfen des Rassismus ausführlich Stellung.

Erfolgreiche Reihe

Das Buch wurde zum Bestseller, der in kurzer Zeit weit über 100.000-mal verkauft wurde. Mit „Der weiße Neger Wumbaba kehrt zurück – Zweites Handbuch des Verhörens“ folgte im Jahr 2007 angesichts der Flut an eingesandten Vorschlägen ein zweiter Band. 2009 erschien mit „Wumbabas Vermächtnis“ ein dritter Teil der Erfolgsreihe.

Inspiriert wurde Hacke auch von englischsprachigen Websites wie Amiright und Kissthisguy, die bereits rund um die Jahrtausendwende begonnen hatten, diverse popkulturellen „Verhörer“ zu dokumentieren und damit das Menschliche nur allzu sichtbar zu machen.

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