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Einmal Hollywood und zurück

Sie ist Kinderstar, deutscher Hollywood-Export, „Playboy-Oma“ und erfolgreiche Ratgeberautorin gewesen: Die deutsche Schauspielerin Christine Kaufmann verstarb 72-jährig in der Nacht auf Dienstag in München. Das teilte ihr Management mit. Laut Medienberichten erlag sie einer Leukämie-Erkrankung.

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Kaufmann starb im Kreis ihrer Familie, wie ihr Management weiter mitteilte. Ihr Tod sei völlig überraschend gekommen, sie sei „mitten aus ihrer Arbeit und ihrer enormen Schaffenskraft gerissen worden“. So habe Kaufmann gerade erst „mit enormer Disziplin und Freude“ die Arbeit an einem neuen Buch beendet und sich auf zahlreiche geplante Foto- und Pressetermine sowie Begegnungen mit ihren Fans gefreut.

ORF2 ändert sein Programm und sendet in Erinnerung an Kaufmann den Spielfilm „Rosen-Resli“ (2.4., 14.40 Uhr).

„Christine war eine einzigartige und wundervolle Frau, ein äußerst warmherziger Mensch mit einer alterslosen Lebenslust - ihre unzähligen Lebensweisheiten, ihre poetische Art und ihre grenzenlose Toleranz und Liebe für Menschen machen sie unvergessen“, hieß es weiter in der vom Management verbreiteten Erklärung.

In der Steiermark geboren

Kaufmann wurde 1945 in Gröbming im Ennstal geboren, ihre Mutter, eine französische Maskenbildnerin, hatte es in den Kriegswirren in die Steiermark verschlagen. Kaufmann wuchs in München auf. Erste Schritte ins Showleben machte sie - gemanagt von ihrer ehrgeizigen Mutter - mit sieben Jahren im Ballett des Münchner Gärtnerplatz-Theaters. Nach einem Filmdebüt in dem Zirkusfilm „Salto mortale“ spielte sie sich schon als Neunjährige in dem Streifen „Rosen-Resli“ unter der Regie von Harald Reinl in die Herzen der Kinozuschauer.

Als Teenager nach Hollywood

Der Kinderstar des Nachkriegsdeutschlands war erschaffen, und an der Seite von Romy Schneider hatte sie auch in Geza von Radvanyis „Mädchen in Uniform“ (1958) eine Rolle. Sie spielte zunächst in Italien und Frankreich, mit 15 Jahren wurde sie unter 33 Mädchen ausgesucht, um in dem Streifen „Stadt ohne Mitleid“ neben Kirk Douglas die weibliche Hauptrolle zu spielen - dafür erhielt sie einen Golden Globe und schaffte zugleich den Sprung nach Hollywood. Sechs weitere Spielfilme in der Traumfabrik, darunter „Taras Bulba“ und „Monsieur Cognac“, sollten folgen.

Christine Kaufmann, 1962

picturedesk.com/SZ-Photo/Fotoarchiv Otfried Schmidt

Kaufmann 1962 im Alter von 17 Jahren

Ehe mit Tony Curtis

Für noch mehr Schlagzeilen sorgte ihre Hochzeit mit dem 20 Jahre älteren Schauspieler Tony Curtis, der ihretwegen Hollywood-Star Janet Leigh verlassen hatte. Nicht einmal fünf Jahre dauerte die Ehe, Kaufmann kehrte nach Deutschland zurück. Der Scheidung folgten traumatisierende Kämpfe um die beiden Töchter Alexandra und Allegra, die Kaufmann erst Jahre später nach Deutschland folgen durften.

Comeback mit Serien und Autorenfilm

Zurück in Deutschland schaffte sie es, sich gleich auf zwei Ebenen als Schauspielerin zu etablieren: Sie spielte in Fernsehserien wie „Der Kommissar“ und „Derrick“ und gewann ebenso mit Regisseuren des neuen deutschen Films Profil. Werner Schroeter engagierte sie für „Der Tod der Maria Malibran“ (1971), „Willow Springs“ (1973), „Goldflocken“ (1976) und „Tag der Idioten“ (1981). Weiters spielte sie in Rainer Werner Fassbinders „Lili Marleen“, Peter Zadeks „Die wilden Fünfziger“ (1983) und Percy Adlons „Out of Rosenheim“ (1987).

Christine Kaufmann in München bei der Preisverleihung des Shocking Shorts Awards

APA/dpa/Tobias Hase

Kaufmann wurde bis zuletzt ob ihrer Ausstrahlung bewundert

Auch in Kult-TV-Serien wie „Der ganz normale Wahnsinn“ (1980) und „Monaco Franze“ (1983) war sie zu sehen. Gleichzeitig zeigte sie auch auf Theaterbühnen, darunter in Wien und Linz, ihr Können. In den 1990er Jahren posierte sie als „schönste Großmutter Deutschlands“ für den „Playboy“. In zahlreichen Talkshows erzählte Kaufmann immer wieder mit gehauchter Stimme aus ihrem bewegten Leben.

Geschäftstüchtig mit Kosmetik und Büchern

Überhaupt nutzte sie ihre Bekanntheit geschäftstüchtig. Sie entwickelte ihre eigene Kosmetiklinie, gab Wellnessseminare, schrieb Kolumnen und Bücher. Diese reichten von Ratgebern zu Beauty, Gesundheit und Styling über erotische Geschichten bis hin zu autobiografischen Werken, in denen sie etwa über ihre Affären mit Warren Beatty, Eric Clapton und Patrick Süßkind berichtete. Auch ihre vier Ehen boten viel Stoff.

Heftigen Streit gab es um Medienberichte, die Schauspielerin habe sich liften lassen. Anhand medizinischer Gutachten entschied ein Gericht schließlich, Kaufmann habe sich definitiv nicht operativ verjüngen lassen.

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