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E-Auto-Infrastruktur im Visier

Geht es nach der Regierung, soll Österreich in Zukunft auf E-Mobilität setzen. Mit großzügigen Förderpaketen will sie den immer noch schwächelnden Verkauf von E-Autos ankurbeln. Der hohe Preis ist aber nicht die einzige Hürde - vielen Interessenten sind die Gefährte noch nicht alltagstauglich genug. Hinderlich sind dabei neben der Technik auch die Rahmenbedingungen.

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Auch das soll sich nun ändern, so das Versprechen: Nach einem Anfang März in Kraft getretenen 72 Millionen Euro schweren Förderpaket stellten Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) und Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) am Montag die nächste Maßnahme vor, die den Österreichern das E-Auto schmackhaft machen soll. Ab April soll es ein landesweites Ladenetz namens „ÖHUB“ für E-Autos geben.

Kartenzahlung beim „Tanken“

Ein Schritt, der lange überfällig ist: Zwar gab es schon bisher ein relativ dichtes Netz an E-Tankstellen verschiedener Energieunternehmen - nun aber wollen elf Versorger ihre Ladestationen verbinden. Damit können 1.300 Elektrotankstellen mit einer Ladekarte, Smartphone-App oder Kreditkarte genutzt werde. Bis zum Jahresende soll das Netz auf 2.000 Tankstellen anwachsen.

Aufladen von Elektroautos wird einfacher

Das Aufladen von Elektroautos wird einfacher. Elf große österreichische Energieversorger legen ihre Netze zusammen.

Einfache Zahlung war bisher oft nicht möglich: E-Auto-Fahrer wurden dadurch behindert, dass auf Tankstellen nur mit der Kundenkarte des konkreten Energieversorgers getankt werden konnte. Ein mühsamer Stapel an Ladekarten gehöre nun der Geschichte an, sagte Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. „ÖHUB“ soll nun dafür sorgen, dass E-Tanken so einfach wird wie Geld abheben - bei allen Banken mit derselben Karte.

Ultraschnellladestationen in Planung

Neben dem Preis und Problemen mit der Reichweite sind es Stolpersteine wie diese, die dafür sorgen, dass das E-Auto nicht so recht Fahrt aufnehmen will. Weil es auch bei der Ladegeschwindigkeit noch Luft nach oben gibt, will man auch hier anziehen. Die Verbund-Tochter Smatrics plant heuer die ersten beiden Ultraschnellladestationen für Österreich. Sie sollen siebenmal schneller sein als herkömmliche E-Tankstellen. Auch im kommenden Jahr sollen zwei solcher Ladestellen entstehen.

Die Ladestationen sollen dem Bericht zufolge in einem Abstand von 100 bis 150 Kilometern entstehen, wo man die Leistung für diese Strecke in etwa fünf Minuten aufladen kann. Ein Korridor von schnellen Stromtankstellen soll von Amsterdam über München, Salzburg, Wien bis nach Graz reichen, kofinanziert von der EU und Autoherstellern. Weil ein solcher Ladepunkt aber der Leistung einer ganzen Ortschaft entspricht, braucht es enorme Vorarbeiten wie etwa einen eigenen Trafo.

„Alltagstauglichkeit Hauptherausforderung“

„Die Hauptherausforderung bei der E-Mobilität sind die Alltagstauglichkeit, die Zuverlässigkeit und auch der Preis. Da geht es auch um das flächendeckende Ladestationennetz“, sagte Leichtfried. Schwerpunkte beim Laden seien Aufenthalte wie zu Hause und in Parkgaragen, aber es müsse für längere Strecken bedacht werden, dass das dann nicht reiche. Daher brauche es ein flächendeckendes Netz an Autobahnen. Dort soll der Akku binnen 20 Minuten zu 80 Prozent gefüllt werden können.

Österreich liegt zwar mittlerweile auf dem ersten Platz in der EU, was den Anteil der Elektroautos bei den Neuzulassungen betrifft, allerdings ist der Anteil immer noch verschwindend gering. Rund 10.000 Elektroautos gibt es im Land, 4.500 weitere sollen heuer noch zugelassen werden. Von den geplanten 200.000 ist man damit noch weit entfernt.

4.000 Euro pro Fahrzeug

Deswegen werden seit Anfang März Infrastruktur und Anschaffung gefördert. Der Kauf jedes E-Autos oder Pkws mit Brennstoffzelle bekommt einen Zuschuss von 4.000 Euro pro Fahrzeug. Insgesamt steht ein E-Mobilitätspaket mit 72 Millionen Euro bereit. Bis Mitte März wurden laut Verkehrsministerium mehr als 1.000 Förderanträge gestellt, allein in den ersten Stunden gingen rund 240 Förderanträge ein.

Grafik zu Elektroautos in Österreich

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Statistik Austria/VCÖ

Gefördert werden Elektroautos mit einem Listenpreis von maximal 50.000 Euro. Für Autos mit Elektroantrieb oder Brennstoffzellenantrieb erhalten private Käufer eine Fördersumme von 4.000 Euro. Hybridfahrzeuge werden mit 1.500 Euro unterstützt, private E-Mopeds und E-Motorräder mit 750 Euro. Auch wer heuer ein E-Auto gekauft hat, kann die Förderung nachträglich beantragen.

Ladestation mit bis zu 10.000 Euro gefördert

Zusätzlich unterstützen die beiden Ministerien im Rahmen des Elektromobilitätspakets den Aufbau von Ladestationen. Die Errichtung von öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur wird mit bis zu 10.000 Euro gefördert. Im privaten Bereich wird der Kauf einer „Wallbox“-Ladestation oder eines Ladekabels mit 200 Euro unterstützt.

Ab April kommt für E-Autos außerdem die Nummerntafel mit grünen Schriftzügen, die Privilegien für E-Auto-Besitzer bringen soll. Anhand dieser Kennzeichen können Länder, Städte und Gemeinden auch Vorteile wie zum Beispiel das Gratisparken und die Erlaubnis zur Benutzung der Busspur einführen und überprüfbar machen. Auch eigene Bereiche für das Laden der Fahrzeuge sollen mit der grünen Nummerntafel genutzt werden können.

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