Ziele bewusst ausgewählt
Die USA klagen zwei russische Geheimdienstoffiziere wegen der Hackerattacken auf den Internetkonzern Yahoo an, bei denen 2014 mehr als 500 Millionen Nutzerkonten betroffen waren. Das gab das Justizministerium am Mittwoch bekannt. Die beiden Offiziere sollen zwei bekannte Hacker beauftragt haben. Diese wurden ebenfalls angeklagt.
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Es war einer der bisher größten Datendiebstähle. Nach Angaben von Yahoo waren die Angreifer an Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Geburtstage und unkenntlich gemachte Passwörter gekommen, aber angeblich nicht an Bezahldaten. Das Justizministerium erklärte, die Hacker hätten sich mit den Yahoo-Daten auch Zugang zu Konten von Google und anderen Anbietern verschafft. Yahoo hatte hinter dem Angriff einen staatlichen Auftraggeber vermutet.
Die beiden Russen waren den Angaben vom Mittwoch zufolge Mitarbeiter des Inlandsgeheimdienst FSB, also des größten und wichtigsten Geheimdienstes Russlands. Das Justizministerium erklärte, die russischen Agenten hätten zwei bekannte Hacker beauftragt, angeleitet und dafür bezahlt, im Rahmen ihres Datenraubzuges bei Yahoo Informationen über US-amerikanische Regierungsmitarbeiter zu sammeln.
Diplomaten und Militärs im Visier
Die als Ziele ausgewählten Regierungsmitglieder seien unter anderen Diplomaten und Militärs sowie Mitarbeiter im Bereich der Cybersicherheit gewesen. Ferner hätten es die Attacken auf Beschäftigte von Finanzdienstleistern und anderen Privatunternehmen sowie russische Journalisten abgesehen gehabt. Die Agenten seien 43 und 33 Jahre alt, die beiden Hacker 29 und 22 Jahre.

APA/AP/Susan Walsh
Nur einer der Angeklagten ist in Haft, nach den anderen drei wird gefahndet
„Dass zwei FSB-Offiziere in die Regie dieses Vergehens verwickelt sind, die selbst auch Verantwortlichkeiten in der Strafverfolgung haben, macht es umso unerhörter“, sagte die amtierende stellvertretende Chefanklägerin Mary McCord. „Es gibt für staatlich unterstütztes kriminelles Verhalten keinen Freibrief.“
Mutmaßlicher Hacker in Haft
Einer der mutmaßlichen Hacker wurde den Angaben zufolge am Dienstag in Kanada festgenommen. Über den Aufenthaltsort der drei anderen Angeklagten herrschte zunächst Unklarheit. Einer der beiden FSB-Männer soll in Russland im Gefängnis sitzen. Sein Anwalt hatte Anfang Februar mitgeteilt, sein Mandant sei wegen „Landesverrats“ festgenommen worden, die Anschuldigungen bezögen sich auf angebliche Kollaboration mit der US-Regierung.
In Moskau sagte Präsidentensprecher Dmitri Peskow, der Kreml habe keine Kenntnis zu den angeblichen Yahoo-Hackern. „Das ist eine Frage an unsere Sicherheitsbehörden. Wir verfügen über keinerlei Informationen“, sagte er der Agentur TASS zufolge. Die Anklage fällt in eine Zeit komplizierter russisch-amerikanischer Beziehungen. Aus den USA wird Moskau verschiedener Cybervergehen bezichtigt, unter anderem einer Beeinflussung der Präsidentenwahl 2016 und eines Hackings des Servers der US-Demokraten. Russland weist das zurück.
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