Beschäftigung und Pensionen legen zu
Die Beschäftigung der über 50-Jährigen nimmt zwar weiter zu, und auch die Zahl der Pensionierungen steigt. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt für ältere Arbeitnehmer bleibt dennoch angespannt. Grund dafür ist die Altersstruktur Österreichs. Das zeigt das aktuelle Pensionsmonitoring des Sozialministeriums.
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An sich erfreuliche Zahlen bietet der Monitoringbericht des Sozialministeriums bezüglich der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer: Wie es derzeit aussieht, werden alle von der Regierung als Ziele ausgegebenen Quoten erreicht. Damit würde auch das Bonus-Malus-System zur Beschäftigung Älterer nicht kommen.
Ziele bei Beschäftigungsquote in Reichweite
Bei den 55- bis 59-jährigen Männern ist bis 2018 eine Beschäftigungsquote von 74,6 Prozent zu erreichen. 2016 war man schon bei 73,3 Prozent. Der größeren Entfernung von den Zielwerten bei den Frauen in der Altersgruppe sowie bei den 60- bis 64-jährigen Männern steht ein stärkerer Zuwachs gegenüber.
Vorbildlichste Branche sind die Entsorgungsbetriebe mit einem Anteil von 26,6 Prozent an Mitarbeitern über 55. Am anderen Ende der Skala stehen die Telekommunikationsbetriebe mit 4,6 Prozent. 1.108 Betriebe bzw. 6,9 Prozent jener mit mehr als 25 Mitarbeitern beschäftigen überhaupt niemanden über 55.
Schwierige Berufssuche für über 60-Jährige
Die Arbeitslosenquote der Altersgruppe 50 und mehr Jahre blieb im Jahresdurchschnitt 2016 mit 9,7 Prozent gleich gegenüber dem Wert des Vorjahres. Bei den 55- bis 59-Jährigen war die Quote allerdings mit 11,7 Prozent bei Männern und zehn Prozent bei Frauen bereits deutlich überdurchschnittlich. Wie schwierig die Wiederaufnahme einer Beschäftigung für 60- bis 64-Jährigen ist, zeigt sich vor allem an der Arbeitslosenquote von 15,4 Prozent von Männern in dieser Altersgruppe, schreibt das Sozialministerium.
Neupensionierungen nehmen zu
Der schwierigen Situation auf dem Arbeitsmarkt steht eine große Zahl an Neupensionierungen gegenüber. Aus den Zahlen des Sozialministeriums geht ein Zuwachs von über 17 Prozent bei Direktpensionen im ASVG und bei Selbstständigen, aus einem parallel vom Bundeskanzleramt fertiggestellten Monitoring ein Zuwachs bei Beamten von sogar 50 Prozent hervor.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Sozialministerium/Bundeskanzleramt
Weniger als die Hälfte der Arbeitnehmer treten eine normale Alterspension an
Der starke Zuwachs könnte auch als erster Ausblick auf die anstehende Pensionierung der Baby-Boomer dienen. Laut Statistik Austria wird diese ab 2020 mit dem österreichischen Pensionssystem in Berührung kommen. Spätestens dann wird auch die Finanzierbarkeit des derzeitigen Systems auf die Probe gestellt.
Reformen greifen bei Antrittsalter
Gestiegen ist neben der Zahl der Neupensionierungen jedoch auch das Antrittsalter: So gingen die Österreicher im Vorjahr im Schnitt mit 60 Jahren und vier Monaten in Pension und damit zwei Monate später als noch im Jahr davor. Das faktische Antrittsalter von Beamten ist auf 61,7 Jahre angestiegen. Ein Plus von sechs Monaten ist der höchste Anstieg seit zehn Jahren. Frauen gehen im öffentlichen Dienst mittlerweile sogar später in Pension als Männer: Frauen mit 61,75 Jahren, Männer mit 61,63 Jahren.
Nur rund 45 Prozent der Arbeitnehmer treten laut Bericht des Sozialministeriums eine normale Alterspension an, der Rest teilt sich in Invaliditätspension und vorzeitige Alterspension auf, unter die auch die „Hacklerpension“ fällt. Die - in der Regel jüngeren - Rehageld-Bezieher, die früher als Invaliditätspensionisten gewertet wurden, sind in den letzten Jahren aus der Statistik gefallen. Auch das trägt zu einem Anstieg des Antrittsalters bei.
Trend könnte sich fortsetzen
Die Entwicklung bei den deutlich steigenden Neuzugängen in die Pension kommt nicht überraschend - und der Trend dürfte sich fortsetzen. „Aufgrund der Altersstruktur im Bundesdienst ist auch in den kommenden Jahren mit einem Anstieg der Neupensionierungen zu rechnen“, meint Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ) zu dem Bereich.
Die Anzahl der Personen, die aufgrund der Langzeitbeamtenregelung, der Korridorpensionierung und der Schwerarbeiterregelung aus dem Arbeitsleben schieden, ist im vergangenen Jahr angestiegen. Trotz der Erschwernis und bestehender Abschläge werden Modelle des vorzeitigen Ruhestandes also immer noch intensiv genutzt: „Es liegt hier an den einzelnen Ressorts, Maßnahmen und Anreize zu setzen, um die Beamtinnen und Beamten länger im Dienst zu halten“, betont Duzdar.
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