Themenüberblick

„Der zwingend richtige Schritt“

Die OMV verkauft ihre türkische Tankstellentochter OMV Petrol Ofisi an die Vitol-Gruppe mit Sitz in Rotterdam bzw. Genf. Der Gesamtwert der Transaktion betrage 1,368 Mrd. Euro, teilte der börsennotierte Erdöl- und Erdgaskonzern am späten Freitagabend in einer Aussendung mit. Bezahlt hatte man für den früheren türkischen Staatsbetrieb seinerzeit deutlich mehr.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Der Aufsichtsrat der OMV habe die Transaktion bereits genehmigt, der Deal sei bereits unterzeichnet, zitierte die APA einen Sprecher des Konzerns. Unter Dach und Fach sein solle das Geschäft spätestens im dritten Quartal 2017 - vorbehaltlich Bedingungen, einschließlich relevanter behördlicher Genehmigungen.

Im Gesamtkaufpreis der Transaktion von 1,368 Mrd. Euro enthalten sind laut Mitteilung des Unternehmens auf seiner Website Verkaufserlöse von 81 Mio. Euro aus der vorangegangenen Ausgliederung der türkischen Erdgasgesellschaften der OMV.

600 Mio. Euro unter Kaufpreis

Der Großteil des Transaktionspreises fließe an die OMV als Verkaufserlös, zitierte die APA weiter. Unter dem Strich bleibe aber ein Verlust: Ab 2006 habe die OMV für die Petrol Ofisi zwei Mrd. Euro bezahlt, jetzt werde um nicht ganz 1,4 Mrd. Euro verkauft, woraus sich ein Verlust von 600 Mio. Euro ergebe. Ein Grund dafür sei der Abwärtstrend beim Ölpreis in den vergangenen Jahren.

Der Verkauf mit Verlust hinterlässt auch Spuren in der Bilanz. Basierend auf dem Gesamtkaufpreis von 1,368 Mrd. Euro werde die OMV eine weitere Wertminderungsbuchung in Höhe von 186 Mio. Euro in ihrem Quartalsabschluss für das vierte Quartal 2016 vornehmen. Diese Buchung erfolge zusätzlich zur Wertminderung in Höhe von 148 Mio. Euro zum 31. Dezember 2016 infolge der Umklassifizierung der OMV Petrol Ofisi A. S. als „zu Veräußerungszwecken gehaltenes Vermögen“.

Größtes Tankstellennetz der Türkei

Die Türkei sei sicher kein einfaches Land, aber die Petrol Ofisi habe über die Jahre operativ positive Ergebnisse geliefert, verwies der OMV-Sprecher auf einen Beitrag von rund 700 Mio. Euro zum operativen Ergebnis (EBIT). OMV-Generaldirektor Rainer Seele kommentiert den Verkauf mit den Worten:

„Die ursprünglichen Pläne, Petrol Ofisi in die Wertschöpfungskette des OMV-Konzerns zu integrieren, sind nicht aufgegangen. Daher war der Verkaufsentschluss der zwingend richtige Schritt im Zuge der Implementierung unserer Unternehmensstrategie. Angesichts des herausfordernden Umfeldes freue ich mich über den erfolgreichen Verhandlungsabschluss.“

OMV Petrol Ofisi ist ein führendes Vertriebsunternehmen in der türkischen Mineralölindustrie. Mit 1.709 Tankstellen betreibt das Unternehmen das größte Netz der Türkei und ist Treibstofflieferant an Geschäfts- und Industriekunden. 2016 lag das Verkaufsvolumen bei 10,68 Mio. Tonnen. Darüber hinaus betreibt OMV Petrol Ofisi das größte Speicher- und Logistikgeschäft der Türkei mit einer Gesamtspeicherkapazität von mehr als einer Mio. Kubikmeter.

Rohstoffhandelsriese als Käufer

Das Unternehmen ist auch der größte Lieferant von Schmiermitteln in der Türkei. Das frühere Staatsunternehmen wurde 1941 gegründet und im Jahr 2000 privatisiert. 2006 stieg die OMV ein. Der Käufer, die VIP Turkey Enerji AS, ist eine Tochtergesellschaft von Vitol Investment Partnership Ltd. Die Vitol-Gruppe mit Sitzen in Rotterdam und Genf ist ein internationales Erdöl- und Rohstoffhandelshaus. Die niederländisch-schweizerische Gruppe zählt zu den größten Rohstoffhändlern der Welt.

Links: