Polen: Neue Untersuchung zu Absturz von Präsidentenjet
Fast sieben Jahre nach dem Tod des damaligen polnischen Präsidenten Lech Kaczynski bei einem Flugzeugabsturz in Russland beauftragt Polen ein britisches Labor mit der Suche nach Sprengstoffspuren an Trümmern der Maschine. Wie die Staatsanwaltschaft in Warschau gestern mitteilte, soll das Sprengstofflabor in Fort Halstead bei London die entsprechenden Tests vornehmen.
Beim Absturz der Tupolew-154 am 10. April 2010 waren außer Kaczynski auch seine Ehefrau und 94 weitere Insassen ums Leben gekommen. Unter den Opfern waren ranghohe Militärs und Politiker, die zum 70. Jahrestag des Massakers von Katyn bei Smolensk an einer Gedenkfeier teilnehmen wollten. In Katyn hatte die sowjetische Geheimpolizei im Zweiten Weltkrieg mehrere tausend polnische Offiziere erschossen.
Bruder überzeugt von Anschlagstheorie
Jaroslaw Kaczynski, der Vorsitzende der rechten Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) und Zwillingsbruder des tödlich verunglückten Staatschefs, ist wie viele seiner Landsleuten der Ansicht, der Absturz der Präsidentenmaschine bei Smolensk sei auf einen Anschlag zurückzuführen.
Eine erste Untersuchung unter der Leitung des damaligen liberalen Innenministers Jerzy Miller war 2010 zu dem Ergebnis gekommen, dass das Flugzeug abstürzte, weil die Piloten trotz dichten Nebels zu landen versuchten. Eine Auswertung des Stimmenrekorders zeigte, dass mehrere Militär- und Regierungsvertreter die Piloten im Cockpit trotz des schlechten Wetters zur Landung drängten.
In Polen ranken sich dennoch zahlreiche Verschwörungstheorien um den Absturz. Im vergangenen November begann Polen mit der Exhumierung von Opfern des Flugzeugabsturzes, um die Ursache erneut zu untersuchen.