Tiefe Betroffenheit in der Politik
Der Tod von Gesundheits- und Frauenministerin Sabine Oberhausers (SPÖ) am Donnerstag hat in der Politik über Parteigrenzen hinweg große Betroffenheit ausgelöst. Er überschattete auch den Wiener Opernball, auf dem ihrer in emotionalen Worten und Gesten gedacht wurde.
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„Ihr Tod geht mir sehr nahe“, drückte Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf dem Opernball seine Trauer in einer Rede aus. Der Ball sei „nicht nur ein Fest, auf dem man sich amüsiert und tanzt, der Opernball ist ein Staatsball“, sagte Van der Bellen. Er habe die 53-jährige Verstorbene noch vor wenigen Tagen im Krankenhaus besucht. Mit den Gedanken sei er bei ihr, weswegen er das Fest auch nach der Eröffnung verließ.
Kern bat um Schweigeminute
Ebenso Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ), der Oberhauser sichtlich tief berührt in einer Botschaft würdigte. „Manchmal ist es so, dass einen das Leben auf den Boden der Realität zurückholt“, so Kern. Heute sei „nicht nur ein Tag der Freude, sondern auch ein Tag der Trauer“.

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Die Regierung zeigte sich sichtlich betroffen
Österreich habe eine hervorragende Ministerin und einen großartigen Menschen „voller Lebenslust und Lebensfreude“ verloren. „Sie würde es schätzen, wenn Sie sich heute amüsieren, im Gedenken an eine große Frau“, so der Bundeskanzler, der mit der Rede auch eine Gedenkminute für seine „Kollegin und Freundin“ einläutete.
„Großer Respekt“
Zahlreiche Politiker vermieden den Gang über den roten Teppich. Die Regierungsmitglieder, die sich für die Eröffnung in der Mittelloge rund um Van der Bellen versammelt hatten, konnten ihre Betroffenheit nicht verbergen. Sämtliche SPÖ-Politiker kündigten bereits im Vorfeld an, gleich nach der Eröffnung den Ball wieder zu verlassen. Nicht lange bleiben wollten auch die Mitglieder der ÖVP, sie hatten teilweise aber Staatsgäste geladen.
Bundespräsident Van der Bellen über den Tod von Sabine Oberhauser
Der Tag sei überschattet vom Tod von Bundesministerin Oberhauser, ihr Tod gehe ihm sehr nahe, und sein Mitgefühl sei bei ihren Angehörigen, so Bundespräsident Van der Bellen.
Van der Bellen sprach ihr bereits zuvor „großen Respekt“ für den offenen Umgang der Ministerin mit ihrer Erkrankung aus. „Ihre Fröhlichkeit, ihre Kompetenz und ihr Engagement werden uns fehlen“, betonte der Bundespräsident. Van der Bellen erinnerte daran, dass Oberhauser eine „überzeugte Gewerkschafterin“ war, die sich vehement für die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingesetzt habe. Unvergessen bleiben werde auch ihr starkes frauenpolitisches Engagement.
Stöger übernimmt Amtsgeschäfte
Van der Bellen betraute am Freitag Sozialminister Alois Stöger (SPÖ)interimistisch mit den Agenden Oberhausers. In einer Stellungnahme nach dem Akt in der Hofburg sagte Kern, dass man erst nach einer mehrtägigen Trauerphase die Nachfolge Oberhausers parteiintern besprechen werde.
Die Gesundheitsagenden sind für Stöger nicht neu - er war der Vorgänger von Oberhauser, die am 1. September 2014 als neues Regierungsmitglied angelobt worden war. Acht Tage vor ihrem Tod - am 15. Februar - hatte Oberhauser bekanntgegeben, dass sie Stöger wegen einer längeren Spitalsbehandlung gebeten hat, vorübergehend die Vertretung ihrer Amtsgeschäfte wahrzunehmen.
„Besonders liebenswert“
Auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) äußerte am Opernball tiefe Betroffenheit. Er sei „schwer erschüttert“. Oberhauser sei „besonders liebenswert“ als Mensch gewesen und habe mit großer Kraft gekämpft. Österreich verliere einen großartigen Menschen und eine leidenschaftliche Politikerin, die sich bis zuletzt mit vollem Einsatz für die Menschen in Österreich eingesetzt habe.
Abseits der Politik, aber ebenfalls am Opernball, zeigte sich auch Life-Ball-Organisator Gery Keszler „zutiefst erschüttert“. „Es ist ein merkwürdiger Gang hier auf dem roten Teppich“, sagte der sichtlich betroffene Keszler im Vorfeld des Opernballs. „Es ist der Verlust eines ganz lieben Menschen“, so Keszler, der seit Jahren den Life Ball im Wiener Rathaus organisiert, mit dem Spenden im Kampf gegen HIV und Aids lukriert werden.
Gesundheitsministerin Oberhauser ist tot
Ihren Kampf gegen den Krebs hat SPÖ-Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser ganz bewusst öffentlich geführt und viele damit tief beeindruckt. Heute hat sie diesen Kampf im Alter von 53 Jahren verloren.
Bereits zuvor kondolierte Kern wie viele andere auch Oberhausers Familie: „Mein Mitgefühl, meine ganze Anteilnahme und meine Gedanken sind in diesen schweren, bitteren Stunden bei ihrem Mann Gerold, den Töchtern und der Familie.“ Oberhauser sei eine Frau gewesen, die für ihre Werte und für ihre Überzeugungen eingestanden ist, die im Rahmen ihrer Politik – als Ministerin und Gewerkschafterin – immer überlegt hat, wie möglichst viele Menschen von ihrer Arbeit profitieren können.
Trauer quer durch Parteien
Trauer drückten auch die Parteichefs aus. FPÖ-Parteiobmann Heinz-Christian Strache zeigte sich tief erschüttert. „Sabine Oberhauser hat tapfer gegen ihre furchtbare Erkrankung gekämpft“, meinte Strache. Als Ministerin sei sie fair und sachlich gewesen. „Mein ganzes Beileid gilt nun ihren Angehörigen, die sie schmerzlich vermissen werden.“
„Mit Sabine Oberhauser haben wir eine der engagiertesten Politikerinnen des Landes verloren. Ihr Ableben schmerzt zutiefst und macht mich sehr betroffen", bedauert die grüne Bundessprecherin und Klubobfrau Eva Glawischnig das Ableben der Gesundheitsministerin „von ganzem Herzen“.
Mit tiefer Betroffenheit reagierte auch NEOS-Klubobmann Matthias Strolz: „Mit Sabine Oberhauser verliert Österreich einen bis zuletzt starken und beeindruckenden Menschen, dem weit über die Parteigrenzen hinaus Respekt und Anerkennung entgegengebracht wurde.“ Team-Stronach-Klubobmann Robert Lugar erklärte: „Wenn man gesehen hat, wie tapfer sich die Gesundheitsministerin gegen ihre schwere Erkrankung gewehrt hat, dann ist man umso betroffener.“ Oberhauser habe vielen Schwerkranken Kraft gegeben.
„Bleibender Platz“
Eine leidenschaftliche Politikerin und ein großartiger und liebenswerter Mensch sei viel zu früh gegangen, so Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ): „In den Herzen so vieler Menschen hat sie einen bleibenden Platz.“ Auch der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer (FPÖ) zeigte sich betroffen: „Ich habe Sabine Oberhauser als einen unglaublich herzlichen Menschen mit Handschlagqualität kennen und schätzen gelernt.“

APA/Hans Klaus Techt
Oberhauser im Jänner mit Bundespräsident Van der Bellen
„Der SPÖ-Klub trauert um Sabine Oberhauser“, so Obmann Andreas Schieder. Er würdigte die Verstorbene als „liebevollen, humor- und kraftvollen Menschen“ - und als Politikerin, „die unbeirrt ihren Weg ging und sich konsequent für die Verwirklichung ihre Ziele einsetzte“. Auch die SPÖ-Frauen waren tief betroffen: „Liebe Sabine, wir SPÖ-Frauen werden dein fröhliches Gemüt und deine unerschütterliche Lebensfreude sehr vermissen. Ein letztes Freundschaft.“ Laut Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) werde die Wiener Sozialdemokratie Oberhauser nie vergessen - mehr dazu in wien.ORF.at.
Auch in der ÖVP wurde der Tod von Oberhauser mit tiefer Betroffenheit aufgenommen. Die österreichische Politik verliere „eine herausragende Persönlichkeit, die sich sowohl menschlich als auch politisch Respekt und Anerkennung erworben hat“, attestierte ÖVP-Generalsekretär Werner Amon Oberhauser, sie sei ein „außerordentlich liebevoller und wertvoller Mensch“ gewesen. Als Politikerin sei sie „mutig ihren Weg gegangen“, so ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka.
„Lücke nicht zu schließen“
Auch Gewerkschaft und Interessenvertreter äußerten ihre Trauer. Sowohl der FSG-Vorsitzende Wolfgang Katzian als auch Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl und Arbeiterkammer-Präsident Rudi Kaske gedachten ihrer. Gewerkschaftsbund-Präsident Erich Foglar würdigte die frühere ÖGB-Frauenchefin und -Vizepräsidentin als „großartige und tapfere Frau“ sowie „engagierte Gewerkschafterin und Sozialdemokratin“.
Tief bestürzt zeigt sich die Wiener Ärztekammer über den Tod von Oberhauser. „Die österreichische Politik und insbesondere die Patienten in Österreich verlieren mit Sabine Oberhauser eine engagierte Kämpferin für ein soziales Gesundheitssystem“, betonte Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres.
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