Noch nicht bei allen Bürgern angekommen
Wenige Wochen vor der Parlamentswahl stehen die Signale der niederländischen Wirtschaft auf Grün: Im vergangenen Jahr wuchs das Bruttoinlandsprodukt um 2,1 Prozent. Das ist der höchste Wert seit neun Jahren. Verbraucher gaben mehr Geld aus, die Exporte stiegen, und die Arbeitslosigkeit ging von 5,8 auf 5,5 Prozent zurück.
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Auch der Wohnungsmarkt habe sich erholt, meldete das nationale Statistikamt in Den Haag Mitte Februar. Wirtschaftsminister Henk Kamp sprach von einem „stabilen Wachstum“ nach Jahren der schweren Krise. „Jetzt geht es uns besser als unseren Nachbarn“, sagte der Rechtsliberale bei der Vorlage der Zahlen. „Wir mussten aber auch viel aufholen.“
Harter Sparkurs kann Stimmen kosten
Die Koalition aus Rechtsliberalen und Sozialdemokraten hatte in den vergangenen vier Jahren einen harten Sparkurs gefahren, kann aber bisher bei den Wählern nicht von den positiven Zahlen profitieren. Laut jüngsten Umfragen müssen die Regierungsparteien bei der Parlamentswahl am 15. März mit dramatischen Verlusten rechnen.
Vor allem den Sozialdemokraten droht ein Absturz auf ein Drittel ihres Ergebnisses von 2012. Über Zugewinne wird sich hingegen der Rechtspopulist Geert Wilders freuen können. Vor allem Bürger mit geringem Einkommen wollen seine Partei für die Freiheit wählen. Viele Niederländer spüren noch wenig oder nichts von der wirtschaftlichen Erholung.
Vorsichtiger Optimismus
Auch das Statistikamt räumte ein, dass noch nicht alle Bürger von dem Aufschwung profitierten. Das Vertrauen der Verbraucher sei aber deutlich gestiegen, hieß es. Im vierten Quartal 2016 wuchs die Wirtschaft im Vergleich zum vorigen Quartal um 0,5 Prozent, wie das Statistikamt mitteilte. Die Niederländer gaben etwa mehr Geld für Kleidung und Autos aus.
Der Wirtschaftsminister äußerte sich auch für die Zukunft optimistisch, warnte jedoch vor Risiken für den Export. „Wir müssen wachsam bleiben“, warnte Kamp und verwies auf internationale Unsicherheiten etwa durch den geplanten EU-Austritt Großbritanniens und die Abschottungspolitik der neuen US-Regierung. „Der ‚Brexit‘ ist eine große Bedrohung für uns, weil Großbritannien unser zweiter Handelspartner ist.“ Der wichtigste Handelspartner der Niederlande ist Deutschland. Die Exporte legten im Gesamtjahr 2016 um 3,7 Prozent zu. Es seien vor allem mehr Erdgas, Maschinen und chemische Produkte ausgeführt worden.
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