„Gefeiert, getrunken, gelacht“
Die Wiener Staatsoper verwandelt sich einmal mehr im Eiltempo in einen Ballsaal. Seit den frühen Morgenstunden werkten am Dienstag rund 500 Arbeiter daran, das Haus für das Fest am Donnerstag umzubauen. „Mir kommt das vor wie in einem Kinderwimmelbuch“, sagte Neo-Organisatorin Maria Großbauer. Die Routine macht sich bezahlt - zum Unterschied von den einigermaßen improvisierten Anfängen.
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Trödeln dürfen die Arbeiter dennoch nicht: Am Mittwochabend bei der Generalprobe muss die Verwandlung der Oper abgeschlossen sein. Insgesamt werden rund 12.000 Arbeitsstunden geleistet. Das Wetter spielte auch mit. Besonders der Antransport der Bühnenlogencontainer ist diesbezüglich heikel. Diese werden - ebenso wie die Parkettböden und diverse Verkleidungselemente - in einem Depot in Niederösterreich aufbewahrt und Jahr für Jahr für den Ball in rund 100 Tiefladertransporten nach Wien gebracht.

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Am Vorabend des Opernballs liefen die Aufbauarbeiten auf Hochtouren
„Fast alle Säle neu gestaltet“
Die Umbauarbeiten sind jedes Jahr prinzipiell gleich. Im Inneren der Oper wird als Erstes das Parkett aufgebaut. Rund 170 der jeweils zwei Quadratmeter großen Platten müssen für die Veranstaltung verlegt werden. Um die Neigung des Zuschauerraumes auszugleichen, wird darunter eine Art Gerüst aufgebaut, damit in der Ballnacht eine ebene Tanzfläche bereitsteht. Parallel werden die Bühnenlogen errichtet. Bis 23.00 Uhr sollten die groben Arbeiten abgeschlossen sein.
Parallel werden die Bühnenlogen errichtet, der Blumenschmuck angebracht und die diversen Bars errichtet. Heuer brachte zudem erstmals Großbauer ihre Ideen ein. „Es sind fast alle Säle neu gestaltet“, sagte die Organisatorin. Die Veränderungen beginnen schon beim Blumenschmuck, der heuer von der Oper „Zauberflöte“ inspiriert wird. Auch die Bars und die Schwind-Loggia wurden - von verschiedenen Opern beeinflusst - verändert. „Der große Ballsaal bleibt aber so, wie man ihn kennt“, sagte Großbauer.
Philharmoniker-Garderobe hat Moos angesetzt
Aus dem ehemaligen Heurigen in der Philharmoniker-Garderobe wird heuer eine „Wolfsschlucht“ aus der Oper „Der Freischütz“. „Es ist ein mystischer Wald, der auch im Raum durch Bäume, Flechten und Moos fortgesetzt wird“, sagte die Bühnenbildnerin Agnes Hasun. Grund zum Fürchten hat man aber nicht, ganz im Gegenteil: „Es soll gefeiert, getrunken und gelacht werden“, meinte Hasun. Neu sind außerdem Raucherzelte an der Seite der Oper, da innen heuer erstmals generelles Rauchverbot herrscht.
„Warum nicht ein einziges Tanzparkett schaffen?“
Dass man die ganze Oper eben durchtanzen kann, galt einst als Schnapsidee. Als der Opernball noch die „Hofopern-Soiree“ und später die „Redoute im k. k. Hof-Operntheater“ war, war davon ebenso keine Rede wie bei den ersten Opernbällen der damals noch jungen Demokratie Österreich - obwohl der damals schon mit der Organisation betraute Tanzlehrerdynastie-Begründer Willy Elmayer bereits von der Idee felsenfest überzeugt war.

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Die Arbeiter verwandeln die Oper in einen Ballsaal
Von Anfang an störte Elmayer, dass Bühne und Zuschauerraum nicht nur durch den Orchestergraben getrennt, sondern auch verschieden hoch waren. „Daher mein Vorschlag: Warum nicht ein einziges, überdimensioniertes Tanzparkett schaffen?“ Nachdem er mit diesem Plan jahrelang auf Granit gebissen hatte, gaben die Bundestheater kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs plötzlich grünes Licht. „Ich aber konnte mich jetzt so richtig austoben“, schrieb der Tanzlehrer in seinen Memoiren „Vom Sattel zum Tanzparkett“.
Das ganze Haus ist Bühne
48 Stunden sei er „bei den Arbeitern“ gewesen, erinnerte sich Elmayer: „Ich legte selbst Hand an, gab noch einmal letzte Anweisungen, ließ kistenweise Bier auffahren, spendierte Würstel - und half wieder weiter.“ Beim fertigen Umbau hätten „selbst die verbissensten Kritiker eingeräumt, dass nun alles viel schöner, festlicher und wirkungsvoller sei. Und dass man sich gar nicht vorstellen könne, wie man früher habe einen Opernball abhalten können.“
TV-Hinweis
Der ORF überträgt den Opernball rund drei Stunden live. Schon davor steht der Hauptabend in ORF2 im Zeichen des Ballereignisses und zeigt die Dokumentation „Der Wiener Opernball - Alles Oper“ - mehr dazu in tv.ORF.at.
Elmayers Konzept wurde über die Jahre noch verfeinert - und beschleunigt, obwohl es 1985 grundlegend erweitert wurde. Seit damals wird auch der Bühnenraum mit 34 Logen ausgestattet. Das amortisierte sich nicht nur schnell durch die beträchtlichen Mehreinnahmen (die billigste Loge kostet 11.500 Euro), sondern ließ endgültig verschwimmen, wo am Opernballabend der Bereich der Darsteller und jener der Zuseher ist.
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