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In Onlineabstimmung ausgewählt

Vertrauen, Vereinsleben und das christliche Kulturerbe: Die Dänen haben in einer Onlineabstimmung „zehn Werte für die Zukunft der Gesellschaft“ in einen neuen Kulturkanon gewählt. In dem Projekt auf Initiative des bisherigen Kulturministers Bertel Haarder standen 20 Werte zur Auswahl.

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In den Kanon, der Mitte Dezember letzten Jahres bekanntgegeben wurde, schafften es die Gleichberechtigung der Geschlechter, der Wohlfahrtsstaat, die dänische Sprache und das Konzept der „Hygge“. „Hygge“ bezeichnet eine speziell dänische Form der Gemütlichkeit. Im „Danmarkskanon“ heißt es dazu wörtlich: „Hygge gilt als besondere Art des Zusammenseins in entspannter Atmosphäre. Das Wort Hygge steht für sich selbst, und viele sagen, es kann nicht übersetzt werden.“

Auch Werte wie Freiheit, Liberalität und die Gleichheit vor dem Gesetz sind nach Meinung vieler Dänen typisch dänisch. Auch das christliche Kulturerbe, das Vertrauen der Bürger ineinander sowie das Vereinswesen beziehungsweise die Freiwilligenarbeit als Form, das Gemeinwesen zu organisieren, fanden Einzug in die Liste.

„Besser bewusst machen, was das Wichtigste ist“

„Wir können die Werte nutzen, um uns besser bewusst zu machen, was das Wichtigste ist, an dem wir in der dänischen Kultur in einer Zeit der internationalen Konflikte und der Einwanderung festhalten sollten“, sagte Haarder. Der „Danmarkskanon“ soll Lehrern als Inspiration für den Unterricht dienen. Laut Ministerium könnte er auch Material für den nächsten Einbürgerungstest sein. Mit viel Publicity war die Initiative im Juni des Vorjahres gestartet worden. Die Bürger des Landes wurden in einer ersten Phase zunächst aufgefordert, ihre Vorschläge, was die wichtigsten Werte für die dänische Gesellschaft sind, einzureichen.

325.000 stimmten ab

Fast 2.500 Vorschläge trafen daraufhin ein. Diese wurden auf 20 zusammengekürzt und online zur Abstimmung gestellt. Nachdem mehr als 325.000 Dänen an der Befragung teilgenommen hatten, wurde die Liste veröffentlicht.

Haarder - er wurde zuletzt als Kulturminister abgelöst, betreute das Onlineprojekt aber weiter - betonte laut der dänischen Ausgabe des Onlinemagazins The Local, der Kanon sei „in einer Zeit wachsender Unsicherheit über unsere gemeinsamen Werte“ entstanden. Die zehn gewählten Werte seien Ausdruck „unserer gemeinsamen kulturellen DNA“.

Nicht die erste Liste

Gerade im Kulturbereich sind Best-of-Listen seit Langem eine ebenso geliebte wie verpönte Art, Dinge auf den Punkt zu bringen. Dazu kam in den letzten Jahren der Hype um „Bucket-Lists“ - Dinge, die man machen soll oder will, bevor man stirbt. In Dänemark hat die Vorliebe für Listen und dergleichen laut The Local ebenfalls eine gewisse Tradition.

Bereits 2014 wählten die Dänen online ihr Nationalgericht. Die Wahl fiel auf gebratenes Schweinfleisch mit Erdäpfeln und Petersiliesauce (stegt fläsk med persillesovs og kartofler). Laut der Zeitung „Politiken“ ist der Wertekanon genau genommen bereits die sechste offizielle Liste der vergangenen Jahre. Ihr waren Listen der wichtigsten dänischen Bücher, der wichtigsten Ereignisse in der dänischen Geschichte, der wichtigsten demokratischen Werte und je ein Musik-, Kunst- und Architekturkanon vorangegangen.

Fall für Karikaturisten

Der Karikaturist Philip Ytournel macht sich dagegen lustig über die jüngste Liste. Eine seiner Figuren ließ er zuletzt sagen: „Darüber zu reden, was am dänischsten ist, ist die dänischste Sache, die ich mir vorstellen kann.“

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