Die Karriere eines Schwierigen
Er gilt als Inbegriff des harten und doch sentimentalen Typen, Sätze wie „Ich seh’ dir in die Augen, Kleines“ gingen in die Populärkultur ein, für Generationen wurde er zum Mythos: Humphrey Bogart.
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Das American Film Institute kürte Bogart Ende der 90er Jahre zum „größten Filmstar aller Zeiten“. Sein Freund und Trinkkumpane, der Regisseur John Huston, sagte nach Bogarts Tod: „Es wird nie wieder einen wie ihn geben.“
Und doch wurde der Mythos Bogart zu einem Gutteil erst in den Jahren nach seinem Krebstod im Alter von 57 Jahren entdeckt, geschaffen und bis heute weiterentwickelt. Manche Kritiker meinen ironisch, er könne über seinen frühen Tod froh sein - niemand, der so angebetet werde, könne die Erwartungen der Verehrer erfüllen.
Von der Schule geflogen
Humphrey DeForest Bogart wurde am 25. Dezember 1899 in New York als Sohn eines Chirurgen und einer Illustratorin geboren. Seine Ausbildung fand 1918 ein abruptes Ende, als er wegen schlechten Benehmens von seiner Schule flog. Bogart meldete sich zunächst zur Marine und hielt sich dann mit Gelegenheitsjobs über Wasser. 1920 bekam er über Beziehungen seines Vaters einen Handlangerjob bei einem Theatermanager, zwei Jahre später durfte er zum ersten Mal auf die Bühne.
Vom ewigen Bösewicht ...
Leute wie Bogart wurden in Hollywood eigentlich dringend gesucht, als Ende der 20er Jahre der Tonfilm aufkam. Trotzdem war der Weg für den Schauspieler mühsam. Erst als Mitte der 30er Jahre Gangsterfilme groß in Mode kamen, gingen die Geschäfte etwas besser. Dank seines kantigen Gesichts mit einer auffälligen Oberlippennarbe wurde Bogart auf die Rolle des Bösewichts festgelegt.
... zum romantischen Zyniker
Der Durchbruch kam Anfang der 40er: Im Melodram „Entscheidung in der Sierra“, geschrieben von seinem Freund John Huston, spielte Bogart einen Gegenspieler mit mehr Charaktertiefe als in früheren Rollen. Die noch größere Chance kam 1941, als der viel prominentere George Raft die Rolle des Sam Spade in „Die Spur des Falken“ ablehnte - er wollte nicht unter Huston spielen, der zum ersten Mal Regie führte. Bogart sprang ein. Erstmals verkörperte er in diesem Film den „Bogartian man“, den Zyniker mit romantischen Untertönen.
Ingrid Bergman sah sich den „Falken“ immer wieder an, um herauszufinden, wie sie in „Casablanca“ (1942) mit Bogart zurechtkommen könnte. Am Set sprachen die beiden Stars kaum miteinander, und doch gilt „Casablanca“ als einer der besten Liebesfilme aller Zeiten. Als Barbesitzer Rick, der sich trotz seines mühsam erworbenen Zynismus für die Nazi-Widerstandskämpfer entscheidet, fand Bogart hier zu ganz neuen Dimensionen.
Große Liebe Lauren Bacall
1944, als Bogart 44 war und drei unglückliche Ehen hinter sich hatte, wurde in der Hemingway-Verfilmung „Haben und Nichthaben“ die 19-jährige Lauren Bacall seine Partnerin, im wirklichen Leben seine Geliebte und bald seine Frau - die beiden galten fortan als Traumpaar. Ihr nächster Film, Howard Hawks’ „Tote schlafen fest“ aus dem Jahr 1946, gilt bis heute auch deshalb als sehenswert, weil es kaum in der Filmgeschichte zwei Hauptdarsteller gegeben hat, deren Beziehung so unnachahmlich vor der Kamera dokumentiert wurde.
Erst 1951 wurde Bogart mit einem Oscar ausgezeichnet: für „The African Queen“, wieder unter der Regie von John Huston. Nicht nur im Film trank er Gin in Massen - auch während der Aufnahmen verbündeten sich Regisseur und Hauptdarsteller ständig mit zahllosen Drinks gegen Hauptdarstellerin Katharine Hepburn.
„Mir geht’s blendend“
Bogarts Lebensstil - er gilt unter anderem als Mitbegründer des originalen „Rat Packs“ - wirkte sich aus: 1956 wurde ihm Speiseröhrenkrebs diagnostiziert. Abgemagert auf 36 Kilo, rauchte er noch immer Kette und schlürfte seinen Martini. Als ihn am 2. Jänner 1957 eine Klatschkolumnistin anrief und nach seinem Gesundheitszustand fragte, erwiderte er lässig: „Mir geht’s blendend.“ Wenige Tage später fiel Bogart in ein Koma. Er starb am 14. Jänner 1957.
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