Anzeigen und TV-Spots
In einer breiten Werbekampagne in Italien hat der Nutella-Hersteller Ferrero den Einsatz von Palmöl verteidigt. Zuletzt warnte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) vor einem möglichen Krebsrisiko durch Palmöl - sprach aber keine Empfehlung an Verbraucher aus, Produkte mit Palmöl nicht zu verzehren.
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Ferrero verteidigte danach den Einsatz von Palmöl - mit ganzseitigen Anzeigen in italienischen Zeitungen und Fernsehspots, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. „Wenn wir Nutella ohne Palmöl herstellen würden, würden wir einen schlechteren Ersatz für das echte Produkt produzieren, das wäre ein Schritt zurück“, sagt Ferrero-Einkaufsleiter Vincenzo Tapella zu Reuters. Er verwies dabei auf die cremige, glänzende Textur des wichtigsten Produktes des Süßwarenherstellers. Laut Tapella verwendet Ferrero Palmöl seit 1960.
Weitere Studien sollen Schädlichkeit klären
Die EFSA erklärte im Mai, dass Palmöl mehr als andere Pflanzenöle potenziell krebserzeugende Stoffe bei einer Raffination bei hohen Temperaturen von etwa 200 Grad bilde. Die Behörde rief Verbraucher jedoch nicht dazu auf, kein Palmöl mehr zu verzehren. Vonseiten der ERSA gibt es auch keine Angaben über Pressungen unter 200 Grad. Allerdings soll das mit weiteren Studien geklärt werden. Auch die EU beschäftigt sich mit der potenziellen Schädlichkeit von Palmöl in Lebensmitteln.
Reuters/Beawiharta
Eine Palmenplantage in Indonesien
In Fernsehspots wurde auch damit geworben, dass das von Ferrero verwendete Palmöl sicher ist. „Weil es aus frisch gepressten Früchten gewonnen und bei kontrollierten Temperaturen verarbeitet wird“, hieß es dort. Der Prozess koste Ferrero rund 20 Prozent mehr, hieß es gegenüber Reuters weiter. Auch wies man darauf hin, nur Palmöl von Plantagen mit Gütesiegel und nachhaltigem Anbau zu kaufen. Man habe auch „Hunderttausende von Tests“ auf unerwünschte Stoffe bei dem verwendeten Palmöl und den fertigen Produkten gemacht, so Ferrero. Nutella, das Flaggschiff Ferreros, macht rund ein Fünftel des Umsatzes aus.
Waldrodungen für riesige Plantagen
Die über geschätzte 40 Milliarden Euro schwere Palmölindustrie ist seit Längerem im Visier von Konsumentenschützern und NGOs in Europa. Der steigende Verbrauch von Palmöl führt zu ökologischen Problemen. So werden die riesigen Waldrodungen kritisiert und den Firmen unmenschliche Arbeitsbedingungen auf den darauf entstandenen riesigen Plantagen vorgeworfen.
Das rot-bräunliche Palmöl wird aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme gewonnen. Außerdem gibt es Palmkernöl aus dem Samen der Frucht. Das Fruchtfleisch besteht bis zu 50 Prozent aus Öl. Die Pflanzen wachsen in den Tropen. Sie werden vor allem in Südostasien, aber auch in Südamerika angebaut.
Werbung erfreut Palmölindustrie
Die Kampagne des Nutella-Herstellers freut die Palmölindustrie, ist doch Ferrero der erste Konzern, der für den umstrittenen Einsatz von Palmöl in die Bresche tritt. Andere Großkonzerne, laut Reuters etwa Nestle und Unilever, verwenden zwar Palmöl weiter in ihren Schokoladeprodukten, Snacks und Margarine, verteidigten das Pflanzenfett aber nicht mit Kampagnen. Die Ergebnisse zu möglichen Gefahren durch Palmöl beobachten die beiden Lebensmittelriesen allerdings genau. Rund 51 Prozent des Palmöls werden in Indonesien und 36 Prozent in Malaysia erzeugt, wie das US-Forschungsinstitut FAPRI (Food and Agricultural Policy Research Institute) berichtet.
Das bei Weitem billigste Pflanzenfett
Die weltweite Palmanbaufläche hat sich seit 1990 nahezu verdreifacht auf 17 Millionen Hektar (2013). Palmöl bringt einen hohen Ertrag bei einem geringen Flächenbedarf. Pro Hektar und Jahr werden aus der Palme im Durchschnitt 3,7 Tonnen Öl gewonnen. Bei Raps sind es lediglich 1,3 Tonnen, bei der Sonnenblume 0,9 Tonnen und bei der Kokosnuss 0,8 Tonnen.
Der Einsatz von Palmöl gilt deshalb auch als Kostenfrage, ist doch Palmöl das bei Weitem billigste pflanzliche Fett und kostet auf dem Weltmarkt rund 800 Dollar (760 Euro) pro Tonne, im Vergleich zu 845 Dollar (knapp 800 Euro) pro Tonne Sonnenblumenöl und 920 Dollar (870 Euro) für die Tonne Rapsöl, die ein möglicher Ersatz für das umstrittene Palmöl wären. In der Menge würde sich das für Ferrero bei einem Verbrauch von laut Reuters 185.000 Tonnen Palmöl mit 7,5 bis 21 Millionen Euro niederschlagen.
Politik springt auf
In Italien war das Thema in letzter Zeit im Zuge der EFSA-Studie hochgekommen, verbannte doch die große Supermarktkette COOP Produkte, die Palmöl erhalten, im Zuge der Studie aus den Regalen. Auch etwa der Pastahersteller Barrilla verbannte Palmöl aus seinen Produkten und warb auch damit. Für Nutella ist die Palmölwerbekampagne offenbar ein Erfolg. Die Umsätze in Italien stiegen wieder um vier Prozent, wie das Unternehmen mitteilte. Schuld an den zurückgehenden Umsatzzahlen davor gab man den Kampagnen für palmölfreie Produkte der Konkurrenten.
Ferreros Kampagne rückte auch ins Visier der Politik. Die populistische Fünf-Sterne-Bewegung von Beppe Grillo forderte bei der obersten italienischen Werbebehörde bereits die Einstellung der Ferrero-Palmöl-Kampagne. Die Begründung: Die Kampagne führe Konsumenten in die Irre.
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