2016 erstmals mehr Passagiere befördert
Der aggressive Expansionskurs der Billigfluglinie Ryanair macht sich bezahlt - zumindest was die Anzahl der Kunden betrifft: Erstmals hat die irische Airline die deutsche Lufthansa überholt und sich damit auf den ersten Platz in Europa gesetzt. Die AUA-Konzernmutter muss die Vormachtstellung abtreten.
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2016 beförderte die Lufthansa zusammen mit den Töchtern AUA, Eurowings und Swiss 109,7 Millionen Passagiere, ein Plus von 1,8 Prozent, wie die Airline am Dienstag mitteilte. Doch das Plus reicht nicht, um die Oberhand am europäischen Himmel zu behalten: Mit der irischen Billiggesellschaft flogen im gleichen Zeitraum 117 Millionen Passagiere - ganze 15 Prozent mehr als im Jahr davor.
Mehrere Gründe
Die Gründe für den Erfolg des neuen Spitzenreiters sind einfach - schließlich ist das Wachstumstempo der Iren deutlich höher als jenes der Lufthansa. Möglich machen das niedrige Kosten, eine einheitlich Boeing-Flotte und die neue Strategie, vermehrt auch große Flughäfen anzufliegen. Dazu zählen ehemals „rote Tücher“ von Ryanair wie der Flughafen Frankfurt und der Airport Ben Gurion in Tel Aviv.

APA/dpa/Boris Roessler
Ryanair wildert längst im Revier der Lufthansa
Nach Umsatz weiter Nummer eins
Auf dem dritten Platz der europäischen Rangliste befindet sich die Luftfahrt-Holding International Airlines Group mit British Airways und Iberia. Sie steigerte die Zahl der Passagiere 2016 um 14 Prozent auf knapp 101 Mio. Auf dem vierten Platz folgt Air France-KLM mit gut 93 Millionen Gästen. Einen Titel hat die Lufthansa verteidigt: Nach Umsatz bleibt sie die größte Airline in Europa. Bei der Auslastung verbuchte die Lufthansa 2016 ein Minus von 1,4 Prozentpunkten auf 79,1 Prozent.
Allerdings sind die Lufthansa-Kunden im Schnitt auf längeren Strecken unterwegs, da die deutsche Airline im Gegensatz zu Europas größtem Billigflieger ein weltweites Streckennetz betreibt. Ryanair ist vor allem innerhalb Europas und im Mittelmeer-Raum unterwegs. Zu schaffen machten der Lufthansa weiter gesunkene Ticketpreise und der Pilotenstreik im November. Dieser fügte dem Konzern einen Schaden von rund 100 Millionen Euro zu.
Neues Wachstum angestrebt
Heuer will Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr das Flugangebot um drei Prozent ausbauen. Dazu soll ein Deal mit der vor der Zerschlagung stehenden zweitgrößten deutschen Fluglinie Air Berlin beitragen. Das Unternehmen will 38 Jets samt Piloten und Flugbegleitern an den Lufthansa-Konzern vermieten, davon 33 an dessen Tochter Eurowings. Weiteres Wachstum kommt mit der jüngst besiegelten Übernahme der belgischen Brussels Airlines, die bis 2018 integriert werden soll.
Auch easyJet feiert neuen Rekord
Zuletzt vermeldete eine weitere Billigfluglinie einen Passagierrekord: Der britische Billigflieger easyJet konnte seine Kundenzahl 2016 erneut steigern. Es sei eine Rekordzahl von 74,5 Millionen Passagieren befördert worden, 6,6 Prozent mehr als 2015, teilte das Unternehmen unlängst mit. Die Auslastung blieb laut den Angaben mit 91,5 Prozent praktisch unverändert. Hintergrund ist, dass die Fluglinie unter anderem dank des günstigen Kerosins billige Tickets anbieten konnte.
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