Täglicher Sport laut Studie überbewertet
Der innere Schweinehund ist oft schwer zu überwinden, wenn es darum geht, sich vor oder nach der Arbeit zum Sport aufzuraffen. Eine neue Studie von Ärzten und Sportwissenschaftlern aus Großbritannien hat dazu aber jetzt gute Nachrichten: Sport ist gesund - auch wenn man nur am Wochenende die Zeit dafür findet.
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Die im Fachmagazin „JAMA Internal Medicine“ publizierte Studie ist eine Auswertung der Daten von 64.000 Erwachsenen in England und Schottland. Sie zeigt, dass körperliche Betätigung am Wochenende gewisse Krankheitsrisiken fast im selben Maße reduziert wie täglicher Sport. „Der typische ‚Wochenendkämpfer‘, der sein Trainingsprogramm an ein oder zwei Tagen durchzieht, senkt sein Risiko für einen frühen Tod ebenso wie jenes, an den Folgen von Krebs und Herz-Kreislauf-Leiden zu sterben“, so Studienautor Gary O’Donovan gegenüber der BBC.
Die Analyse der 8.800 Todesfälle, die während des 14-jährigen Beobachtungszeitraums auftraten, ergab im Detail: Wochenendsportler, die ein- oder zweimal pro Woche Sport treiben, sterben um 41 Prozent seltener an den Folgen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und um 18 Prozent weniger an jenen von Krebs. Nur unwesentlich gesünder leben demnach jene, die an drei oder mehr Tagen pro Woche sporteln - ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist gleich hoch, für Krebs nur um drei Prozent niedriger.
WHO empfiehlt: 150 Minuten Bewegung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Erwachsenen ein wöchentliches Pensum von 150 Minuten moderater Bewegung. Sportmuffel können aber aufatmen - damit ist nicht unbedingt schweißtreibendes Gewichtestemmen oder kilometerlanges Joggen gemeint. Wer mit dem Fahrrad ins Büro fährt oder regelmäßig statt mit dem Aufzug zu fahren die Treppen nimmt, lebt gesünder - und hat unter Umständen auch figürliche Vorteile.
Gleiches gilt für jene, die sich für Wintersportarten begeistern können - deren durchschnittlicher Kalorienverbrauch beim Abnehmen helfen kann. Schließlich verbrennt man beim Eislaufen, Skifahren, Schneeschuhwandern und Rodeln (vorausgesetzt, man erklimmt den Berg oder Hügel zu Fuß) mehr als in so mancher Aerobic-Stunde. Dazu kommt, dass die Bewegung an der frischen Luft, sowohl Kreislauf als auch Durchblutung ankurbelt.
Alltägliche Bewegung kann beim Abnehmen helfen
Das Geheimnis der Schlankheit liegt nach Erkenntnissen von US-Forschern aber ohnehin auch in den ganz alltäglichen Bewegungen: Stiegensteigen statt Lift, Abwaschen per Hand statt per Geschirrspüler, Fußweg statt Auto oder Bus. Der Körper verbrenne selbst dann Kalorien, wenn er mit dem Fuß den Takt schlage, heißt es in einer Studie der Mayo-Klinik in Minnesota.
Das Team stattete zehn normalgewichtige Menschen und zehn leicht übergewichtige mit Sensoren am Körper aus. Diese zeichneten jede noch so kleine Bewegung rund um die Uhr auf. Alle Teilnehmer hatten Berufe, die sie zum Sitzen zwangen. Sie gingen während der zehntägigen Untersuchung ihren gewohnten Aufgaben nach, nahmen die Mahlzeiten jedoch in einer Klinik ein, sodass gleich große Portionen mit der exakt gleichen Kalorienzahl gewährleistet waren.
Die Auswertung von insgesamt 150 Millionen Messdaten ergab, dass die schlankeren Menschen im Durchschnitt 150 Minuten am Tag länger „in Bewegung“ waren als die etwas fülligeren. Dieses Bewegungsplus sorgte dafür, dass sie täglich 350 Kalorien mehr verbrannten, erläutert Levine. Als Maßeinheit für den aktiveren Stoffwechsel benutzte sein Team den Begriff Non-Exercise Activity Thermogenesis (NEAT; Verbrennung durch nicht an Sport gebundene Aktivitäten).
Bewegungsfreude teilweise angeboren
Dass Couch Potatoes sich von Natur aus weniger bewegen - und nicht infolge ihres Gewichts -, wiesen die US-Forscher in einer weiteren Phase der Studie nach. Sie setzten die zehn fülligeren Teilnehmer auf Diät, während die schlankeren Menschen täglich 1.000 Kalorien zu viel zu sich nehmen mussten. Die Bewegungsfreude der ersten Gruppe nahm durch das Abnehmen aber nicht zu. Die schlankeren Vergleichspersonen bewegten sich dagegen auch mit zusätzlichen Kilos mehr und schufen damit die Voraussetzung für ein natürliches Abnehmen.
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