Dutzende aus Haftanstalt geflohen
Bei einer Gefängnisrevolte in Brasilien sind 56 Häftlinge getötet worden. Das teilten die Sicherheitsbehörden des Bundesstaates Amazonas am Montag mit. Mehrere Opfer seien geköpft worden, sagte Sicherheitssekretär Sergio Fontes laut einem Bericht des Nachrichtenportals G1.
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Erst nach 17 Stunden konnten die Sicherheitskräfte die Kontrolle über die Haftanstalt wiedergewinnen. Mindestens 140 Häftlinge seien geflohen. Dutzende Angehörige von Häftlingen versammelten sich am Montag vor der Haftanstalt, um Auskunft über inhaftierte Verwandten zu bekommen. Pressevertretern wurde der Zugang verweigert.

APA/AFP/Marcio Silva
Besorgte Angehörige wurden vor den Toren des Gefängnisses abgewiesen
Zahlreiche Wärter und Häftlinge als Geiseln
Die Meuterei in dem Gefängnis Anisio Jobim in der nordbrasilianischen Stadt Manaus brach am Sonntag aus. „Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind es 60 Tote“, sagte der Chef der Strafvollzugsbehörde von Amazonas, Pedro Florencio. Zuvor hatte der Sicherheitschef Fontes, gesagt, es handle sich um „das größte Blutbad, das in einem Gefängnis im Amazonas begangen wurde“. „Viele wurden geköpft, und alle haben viel Gewalt erlitten“, fügte Fontes hinzu. Laut Florencio wurden die als Geiseln genommenen Aufseher gerettet.
Während der Verhandlungen über die Freilassung der zwölf gefangen genommenen Wärter hätten die aufständischen Häftlinge „praktisch nichts gefordert“, sagte Fontes dem Radiosender Tiradentes. Sie hätten nur verlangt, dass die Polizei nicht mit exzessiver Gewalt die besetzten Räume stürmt. „Wir glauben, dass sie schon getan hatten, was sie wollten: Mitglieder der rivalisierenden Organisation töten und die Garantie bekommen, dass sie von der Polizei nicht angegriffen werden“, sagte Fontes.
Berüchtigte Banden beteiligt
Zwei berüchtigte Banden sollen an dem Gewaltausbruch beteiligt gewesen sein: die Primeiro Comando da Capital (PCC/Erstes Kommando der Hauptstadt) mit Hauptsitz in Sao Paulo und die Familia del Norte (FDN). „Mitglieder der FDN wollten Häftlinge des PCC töten“, sagte Fontes. In der Anstalt mit Kapazität für 454 Inhaftierte waren 585 Häftlinge untergebracht.
Es handelt sich um die höchste Opferzahl bei einer Gefängnisrevolte in Brasilien seit der Meuterei 1992 in der Haftanstalt von Carandiru in Sao Paulo. Dort kamen 111 Häftlinge um, als die Polizei das Gefängnis stürmte. Im Oktober 2016 wurden bei mehreren Revolten in nur einer Woche mindestens 18 Häftlinge getötet.

APA/ORF.at
Drogenhandel hinter Gittern floriert
Die kriminellen Banden sind landesweit organisiert. Mitglieder können auch in Haft in der Regel untereinander per Handy kommunizieren. Die Polizei hält sich im Inneren der Gefängnisse aus dem Geschehen heraus. So blüht auch hinter den Mauern der Drogenhandel. Die Gewerkschaften der Haftwärter kritisieren vor allem eine völlig unzureichende Personalausstattung.
Brasilien ist eines der Länder mit der höchsten Zahl an Gefängnisinsassen. Nach Angaben des Instituts IPCR gibt es derzeit über 620.000 Häftlinge im Land.
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