„Kein Tod des Bargelds“
Bitcoin, Internetbanking, Bankomatgebühr: Wiederholt hat es Anlässe gegeben, über ein mögliches Ende des Bargelds zu debattieren. Eine Studie zeigt nun das Gegenteil: Bargeld ist weiterhin das beliebteste Zahlungsmittel. Gerade für Österreich und Deutschland gilt ungebrochen der Leitspruch: „Nur Bares ist Wahres.“
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„Viele haben die Ansicht vertreten und unterstützt, dass Bargeld als Zahlungsmittel verschwindet“, so die Studienautoren. „Um Mark Twain zu paraphrasieren, würden wir sagen, Berichte über den Tod des Bargelds waren stark übertrieben.“
Die Daten der Untersuchung stammen von mehr als 18.000 Menschen aus sieben Ländern, die von Vertretern der Nationalbanken zusammengetragen und im „International Journal of Central Banking“ („IJCB“) veröffentlicht wurden. Dabei werden die internationalen Zahlungsgewohnheiten miteinander verglichen. Auch die Angaben der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) wurden in der Studie berücksichtigt.
Geld in der Tasche
Die Studie zeigt: Deutsche und Österreicher tragen das meiste Bargeld bei sich, die Niederländer benutzen gerne Bankomatkarten, Franzosen und US-Amerikaner setzen auf Schecks. Konsumenten aus allen untersuchten Ländern aber nutzen Cash öfter als alle anderen Zahlungsmittel.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/OeNB
Der durchschnittliche Geldbestand pro Person und Tag in Österreich beträgt laut „IJCB“-Studie 148 Dollar (142 Euro), in Deutschland 123 Dollar. Das ist rund doppelt so viel wie in anderen Ländern. Bezahlt wird in Österreich laut OeNB-Daten zu 82 Prozent in bar, das Maximum der anderen Staaten beläuft sich auf 65 Prozent. Selbst in den USA, am unteren Ende der Bargeldskala, kommen Scheine und Münzen noch bei 46 Prozent aller Transaktionen zum Einsatz.
Anonymität und Überblick bei Barzahlung
55 Prozent der Österreicher greifen auch auf Scheine und Münzen zurück, selbst wenn eine Kartenzahlung möglich ist, so die OeNB-Daten. Demgegenüber zahlen 30 Prozent lieber mit Karte. Auch wenn große Beträge eher mit Karte bezahlt werden, entfallen 65 Prozent der gesamten bezahlten Summe auf Bargeld. Die Präferenz der Österreicher für Bargeld hat sich damit in den letzten 20 Jahren kaum geändert.
Die Menschen trotzen damit offenbar den vielen Debatten über alternative Zahlungsmittel wie die digitale Währung Bitcoin. Schätzungen zufolge nutzen bisher nur einige tausend Österreicher Bitcoin als Zahlungsart, wie die Branchenplattform etailment meldete.
Sowohl Bar- als auch Kartenzahler glauben, dass ihre Zahlungsmethode einfach, schnell und praktisch ist. Kartenzahler setzen auf weniger Unannehmlichkeiten bei Betrug oder Diebstahl, Barzahler auf geringere Kosten, mehr Überblick und Anonymität. Laut einer Onlineumfrage der Direktbank ING-DiBa Austria nutzen 94 Prozent der Österreicher regelmäßig Bankomaten.
Faktor Sicherheit
Wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet, habe sich der Wert des Dollar- und Euro-Geldes in Umlauf seit dem Jahr 2005 verdoppelt. Eine Einzelerklärung, wieso die Menschen auf das Bare nicht verzichten wollen, gibt Bloomberg nicht. Es könne etwa daran liegen, dass Händler oft keine Karten akzeptieren, gerade bei kleineren Beträgen. Zudem sei Bargeld anonym und unsichtbar sowohl für Steuer- als auch für Schuldeneintreiber. Auch Gewohnheit sei ein Faktor, über allem stehe aber die Sicherheit, nicht mehr auszugeben, als man sollte.
Bares „ist sexy“
Auch als die Europäische Zentralbank (EZB) beschloss, die 500-Euro-Schein bis Ende 2018 aus dem Verkehr zu ziehen, bangten manche vor dem Verlust des Bargelds - auch wenn die wenigsten mit der Banknote je in Berührung kamen. Schnell mussten die nationalen Zentralbanken beruhigen: Für ein Ende des Bargelds sehe er „überhaupt keinen Ansatz“ - „nicht jetzt, nicht in naher Zukunft, und wenn Sie mich fragen, auch nicht in ferner Zukunft“, sagte Notenbankdirektor Kurt Pribil: „Bargeld ist sehr sexy.“
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