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Verschwörungstheorie mit Nachwirkungen

In Washington hat sich offenbar eine Verschwörungstheorie mit Namen „Pizzagate“ verselbständigt, die während des US-Wahlkampfs entstanden ist. Ein 28-Jähriger aus North Carolina ist Sonntagnachmittag in eine Pizzeria eingedrungen und hat Angestellte des Restaurants mit einer Waffe bedroht.

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Die Angestellten konnten flüchten. Es soll mindestens ein Schuss gefallen sein, ehe die Polizei den Mann nach 45 Minuten festnehmen konnte. Die Polizei stellte zwei Waffen im Lokal und eine im Wagen des Mannes sicher.

Zusammenhang mit Falschmeldung

Der Vorfall zeigt, welch gefährliche Eigendynamik Fake-Nachrichten entwickeln können und steht im Zusammenhang mit einer Falschmeldung, deren Opfer die Pizzeria geworden war. Dem Washingtoner Pizzarestaurant namens Comet Ping Pong wurden ominöse Nebengeschäfte angedichtet, die in den letzten Tagen des Wahlkampfes an die Öffentlichkeit gedrungen waren.

Edgar Maddison Welch

AP/Sathi Soma

Der 28-jährige Täter bei seiner Festnahme in Washington

Inhalt der kruden Verschwörungstheorie war die angebliche Beteiligung Hillary Clintons und einiger ihrer hochrangigen Mitarbeiter an einem Kinderpornoring, der angeblich von Comet Ping Pong aus operieren soll.

Vermeintliche Codewörter

Das Gerücht war infolge gehackter E-Mails der Demokraten entstanden, die via WikiLeaks veröffentlicht worden waren. Inhalt der Nachrichten: Der Restaurantbesitzer, ein überzeugter Demokrat, wollte ein Fundraising für die Demokraten veranstalten. In den E-Mails vorkommende Wörter wie „Cheese“, „Hot Dog“ und „Pizza“ wurden für Codes hinsichtlich sexueller Handlungen mit Kindern gedeutet. US-Medien sprachen hinsichtlich des Vorfalls vom „Pizzagate“.

Die Verschwörungstheorie verbreitete sich in der Folge durch rechtslastige Blogs wie etwa Infowars, der von Donald-Trump-Unterstützer Alex Jones betrieben wird. Dem Gerücht wurde offiziell rasch die Grundlage entzogen. Doch die Verschwörungstheorie hielt sich hartnäckig. Gegen den demokratischen Betreiber des Restaurants gingen etliche Morddrohungen ein.

Medien warnen vor ungeahnten Folgen

Laut Berichten gab der 28-Jährige gegenüber der Polizei an, er sei ins Lokal eingedrungen, um den Gerüchten hinsichtlich des Kinderpornoringes selbst nachzugehen. Der Täter wollte Berichten hinsichtlich des falschen Gerüchts keinen Glauben schenken.

Er muss sich nun wegen eines Angriffs mit einer gefährlichen Waffe vor Gericht verantworten. US-amerikanische Medien warnen im Zusammenhang mit dem Vorfall vor den unvorhersehbaren Folgen von gefälschten Nachrichten.

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