„Bin gleich wieder da“
Der Marathon zur Bundespräsidentschaftswahl ist am Sonntag zu Ende gegangen. Nach einem hektischen und ungewohnt harschen Wahlkampffinish gaben Sonntagvormittag die beiden Kandidaten Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen bei der Wiederholung der Stichwahl ihre Stimme ab.
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Beide zeigten sich dabei betont optimistisch - vor dem Wahllokal allerdings, da Medien nach dem Urteil des Verfassungsgerichtshofs (VfGH) diesmal der Zutritt zu den Wahllokalen verwehrt war. Dabei war das internationale Medieninteresse groß wie selten zuvor, wird in dem Wahlgang doch auch ein Richtungsentscheid gesehen, der Signalwirkung über die Grenzen hinaus haben könnte - nach dem britischen „Brexit“-Votum und der US-Wahl und angesichts der im kommenden Jahr bevorstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland.
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Großes Medieninteresse
Dutzende TV-Teams und Journalisten reisten aus dem Ausland an, um über die Wahl zu berichten. Es ist seit der Wahl von Kurt Waldheim wohl jene Hofburg-Wahl mit der größten internationalen Resonanz.
Hofer: „Ruhig und zuversichtlich“
„Ich bin ruhig und zuversichtlich“, sagte Hofer bei der Stimmabgabe in seinem Heimatort Pinkafeld im Burgenland. Hofer kam wie bereits bei der Stichwahl vor sechs Monaten mit seiner Frau Verena zum Wahllokal. Nur die gemeinsame Tochter fehlte diesmal: „Anni ist mit dem Hund spazieren gegangen“, sagte der Dritte Nationalratspräsident.

APA/Erwin Scheriau
Hofer wurde in Pinakfeld vor und nach der Stimmabgabe von Journalisten umringt
Trotz der Wahlkampfauseinandersetzungen sei dieser von „Respekt vor dem Mitbewerber“ geprägt gewesen, meinte er bei seinem Eintreffen. Hofer betonte zudem gegenüber heimischen wie internationalen Journalisten, kein EU-Austrittsreferendum zu wollen - mehr dazu in burgenland.ORF.at

Grafik: ORF.at; Quelle: APA
Van der Bellen rechnet mit langem Warten
Alexander Van der Bellen gab Sonntagvormittag in einer Schule in Wien-Mariahilf seine Stimme ab. Lächelnd und bei strahlendem Sonnenschein traf er mit Ehefrau Doris Schmidauer gegen 11.00 Uhr ein, beobachtet von einer Vielzahl an Journalisten, die von Polizei und Absperrungsbändern in Zaum gehalten wurden.

APA/Roland Schlager
Van der Bellen erging es vor seinem Wahllokal in Wien nicht anders
Van der Bellen bat die Wartenden bei seinem Eintreffen mit den Worten „Bin gleich wieder da!“ um Geduld. Das Ergebnis der Bundespräsidentenstichwahl werde man wohl erst am Montag kennen, waren die Wortfetzen, die im Gedränge der Medienmeute zu erhaschen waren - mehr dazu in wien.ORF.at.

APA/Herbert Neubauer
Das Ehepaar Fischer auf dem Weg zur ersten Post-Hofburg-Stimmabgabe
Fischer: „Das wird eine perfekte Wahl“
Hein Fischer wählte nach zwölf Jahren als Staatsoberhaupt am Sonntag erstmals wieder als einfacher Bürger. „Das wird eine perfekte Wahl“, sagte der Alt-Bundespräsident und zeigte sich optimistisch, dass es keine weitere Wahlanfechtung mehr geben wird. Auch ist Fischer „absolut“ zuversichtlich, dass der von ihm unterstützte Kandidat Van der Bellen ihm in der Hofburg nachfolgen wird.
Schon zeitig um 8.15 Uhr kam Fischer mit seiner Frau Margit gut gelaunt zum Amtshaus in der Lerchenfelderstraße im achten Wiener Gemeindebezirk. Es handle sich um eine wichtige Wahl und trotzdem „eine Wahl wie jede andere, weil jede Wahl wichtig ist“, betonte er. „Es hat alles gut geklappt“, berichtete er nach seinem Stimmeneinwurf den Journalisten, die diesmal ja nicht mehr mit ins Wahllokal durften.

APA/Georg Hochmuth
Kanzler Christian Kern mit Ehefrau Eveline Steinberger-Kern
Auch SPÖ-Kanzler Christian Kern gab in Wien seine Stimme ab - ebenso wie FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Grünen-Chefin Eva Glawischnig. Strache zeigte sich „sehr zuversichtlich und hoffnungsfroh“. Der FPÖ-Chef erwartete wieder ein knappes Ergebnis. Glawischnig meinte bei der Stimmabgabe in Wien-Hernals, sie sei „angespannt, aber voller Zuversicht“. „Ich gehe davon aus, dass alles gut ausgeht“, hoffte Glawischnig auf einen Sieg Van der Bellens.
Mehr Wahlberechtigte als im Frühjahr
Aufgrund der Turbulenzen hat sich seit dem ersten Durchgang auch einiges geändert: etwa die Zahl der Wahlberechtigten. 17.065 bzw. 0,27 Prozent mehr als im ersten Wahlgang sind nun wahlberechtigt. Das liegt nicht nur daran, dass durch die Aktualisierung der Wählerverzeichnisse die Jugendlichen mit dem 16. Geburtstag zwischen 24. April und 4. Dezember einbezogen wurden, sondern auch an einem starken Anstieg bei den Auslandsösterreichern.
ORF.at-Services zur Wahl
ORF.at bietet neben der laufenden Berichterstattung einige Zusatzservices, um die Orientierung über den Wahlausgang zu erleichtern und neue Perspektiven zu eröffnen - mehr dazu in Alle Wahldienste von ORF.at.
Angesichts der langen Dauer zwischen erstem Wahlgang und dem verschobenen Wiederholungstermin wurde beschlossen, die Wahlberechtigten doch neu zu erfassen. Damit wurden rund 45.600 16-Jährige und ungefähr 3.400 frisch Eingebürgerte einbezogen und rund 45.000 seit dem ersten Stichtag 23. Februar Gestorbene aus den Verzeichnissen gestrichen. Stark gestiegen ist die Zahl der Auslandsösterreicher, die sich für die Wahl registrierten, nämlich um 32 Prozent auf 56.539. 6.399.572 Österreicher im In- und Ausland sind damit wahlberechtigt.
Wohl niedrigere Wahlbeteiligung
Der lange Wahlkampf hat aber mittlerweile so manchen Bürger wahlmüde gemacht - Experten rechnen mit einer sinkenden Wahlbeteiligung. Bei der Stichwahl im Mai lag sie bei 72,65 Prozent. „Dass die Wahlbeteiligung sinkt, hat primär mit dem endlosen Wahlkampf und letztlich auch mit dem Termin mitten im Advent zu tun“, sagte OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. Der Meinungsforscher geht deshalb „auf jeden Fall“ von einer niedrigeren Beteiligung als im Mai aus. Auch die starke Polarisierung werde sich negativ auf die Beteiligung auswirken. „Die Skepsis Richtung Politik wurde eher vergrößert als verringert“, so Bachmayer.
Wann kommt das Ergebnis?
Leicht geändert hat sich auch das Prozedere am Wahlabend, was jedoch hauptsächlich Auswirkungen auf die Abläufe im Hintergrund bei Meinungsforschern und Journalisten hat. Der VfGH hat die Weitergabe von Resultaten vor Wahlschluss um 17.00 Uhr verboten. Allzu lange werden Medienkonsumenten aber nicht auf erste Ergebnisse warten müssen. Schon kurz nach 17.00 Uhr werden in ORF.at die ersten Prognosen zu sehen sein. Beim renommierten SORA-Institut geht man davon aus, dass die Schwankungsbreite bei den Vorhersagen um diese Zeit bei einem bis 1,5 Prozent liegen wird. Wenn es besonders knapp wird, freilich eine entscheidende Größe.
TV-Hinweis
ORF2 berichtet am Sonntag seit 16.30 Uhr über die Wahl mit Liveschaltungen, Hintergrundinfos und in Diskussionen - mehr dazu in tv.ORF.at.
Bis das endgültige Ergebnis vorliegt, dauert es aber. Bei der Auszählung will man diesmal auf Nummer sicher gehen, hat der VfGH doch die Wahl wegen Schlampereien in den Wahllokalen aufgehoben. Womöglich gibt es damit erst bis zu zwei Tage nach Schließung der Wahllokale ein fixes Ergebnis, wie der zuständige Abteilungsleiter im Innenministerium, Matthias Vogel, gegenüber Ö1 ankündigte. Es gehe „eindeutig Qualität vor Schnelligkeit“. Das vorläufige Endergebnis wird erst veröffentlicht, wenn das letzte Ergebnis einer Wahlbehörde vorliegt.
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