Abschlussveranstaltungen in Wien
Beinahe ein Jahr nach seinem Beginn ist der Wahlkampf für die Bundespräsidentschaftswahl am Freitag mit den Abschlussveranstaltungen der beiden Kandidaten zu Ende gegangen. Anders als im letzten TV-Duell vor der Wahl hielten sich FPÖ-Kandidat Norbert Hofer und der von den Grünen unterstützte Alexander Van der Bellen in ihren Abschlussreden mit Angriffen auf den jeweils anderen über weite Strecken zurück.
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Mit Bundeshymne, Blasmusikbegleitung und unterstützt von Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) beging Van der Bellen am Abend den Abschluss seines Wahlkampfs vor der Stichwahl am Sonntag. Er zeigte sich aufgeräumt und gut gelaunt, selbst für das Parodieren seines Kontrahenten fand er Zeit. Sein Appell: „Lassen Sie mich bitte Ihr Präsident der Mitte sein.“
Wie schon so oft im Wahlkampf betonte er, dass es nicht nur um die Entscheidung zwischen zwei Personen, sondern um eine Richtungsentscheidung für Österreich gehe. „Unsere Mitbewerber wollen die blaue Republik, sie wollen, dass wir uns noch wundern werden“, sagte er. „Ich sage, das wollen wir nicht: Wir wollen und werden uns nicht wundern.“
Van der Bellen: „Energie überträgt sich auf einen“
Begrüßt wurde Van der Bellen in einer gesteckt vollen revitalisierten Industriehalle in Wien-Favoriten mit „Mehr denn je!“-Sprechchören seiner Unterstützer. Er bedankte sich mit einer Parodie des Stils seines Stichwahlgegners: „Es ist gaanz lieb, dass ihr alle hergekommen seid’s“, feixte er: „Diese Zuneigung, diese Energie, das überträgt sich auf einen.“

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Alexander Van der Bellen bei seiner Abschlussveranstaltung
Hofers Ausspruch, dass nichts und niemand ihn aufhalten werde, habe ihm sehr zu denken gegeben. „Wir können und wir werden sie aufhalten“, so seine Antwort darauf. „Stehen wir zu unseren Werten. Lassen wir nicht zu, dass dieses Land in eine andere Richtung geht.“
Probleme löse man aber nicht mit Extremen oder Radikalismen, sondern mit Vernunft. Man brauche das Haus Österreich nicht zerstören, nur weil die Fenster undicht seien. „Wir haben es schon einmal geschafft, und wir werden es ein zweites Mal schaffen“, zeigte er sich für den Ausgang der Wahl zuversichtlich. „Ein drittes Mal wird ja wohl nicht notwendig sein.“ Dann wolle er das Seinige dazu beitragen, dass in Österreich Zuversicht und Optimismus zur Erneuerung des Landes regieren.
Wahlkampfabschluss von Alexander Van der Bellen
Van der Bellen sprach am Freitag zum Wahlkampfabschluss vor seinen Anhängern.
Häupl als Überraschungsgast
Überraschungsgast war Wiens Bürgermeister Häupl, der auf dem Podium die Rolle des Angreifers gegenüber der FPÖ übernahm. „Es ist nicht wurscht, wer Österreichs Bundespräsident ist“, sagte er. Hofer, dem „Smilie vom Herrn Strache“, sei bei der ORF-Konfrontation am Donnerstag das Lachen hinuntergefallen.
Zu sehen bekommen habe man das fremden- und menschenfeindliche, rassistische Gesicht der Freiheitlichen. Der Präsidentschaftswahlkampf sei in Wahrheit ein Kampf um die Demokratie, um Errungenschaften der Aufklärung und der modernen Gesellschaft. Van der Bellen stehe für Menschlichkeit und Miteinander, für das Schlagen von Brücken und für das Füreinander-da-Sein, so Häupl. Vor Häupl hatte der Künstler Andre Heller das Wort ergriffen.
Hofer sparte mit Angriffen auf Van der Bellen
Der freiheitliche Präsidentschaftskandidat Hofer hielt seinen Wahlkampfabschluss bereits am Vormittag in staatstragendem Ambiente in der Wiener Börse ab. Dabei sparte er mit Angriffen auf Van der Bellen. Mehr als 400 Menschen - darunter rund 150 Journalisten aus dem In- und Ausland - verfolgten Hofers Abschlussrede vor der Wahl am Sonntag. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Männer Doppel Sextett Klagenfurt. Hofer war in Begleitung seiner Ehefrau Verena gekommen, dazu gesellte sich freiheitliche Prominenz.

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Norbert Hofer und seine Ehefrau Verena in der Wiener Börse
Nicht leicht sei die Entscheidung gewesen, derartige Verantwortung anzustreben, der fast einjährige Wahlkampf sei zum „Kraftakt“ geworden, sagte Hofer in seiner einstündigen Abschlussrede. „Wir müssen auch wieder stolz sein, Österreicher zu sein“, so Hofer. Wer andere Länder und Kulturen respektieren wolle, müsse auch das eigene Land respektieren und nicht verächtlich machen.
Wahlkampfabschluss von Norbert Hofer
Hofer sprach am Freitag zum Abschluss des Wahlkampfs vor seinen Anhängern.
In diese Richtung verlief auch eine der wenigen Spitzen gegen Van der Bellen, der sich im Wahlkampf ungewohnt volkstümlich gegeben hatte. „Es macht ja nichts, wenn sich jemand keine Tracht anziehen will. Aber er soll es auch nicht im Wahlkampf tun“, so Hofer, der noch ein Unterscheidungsmerkmal zum Gegenkandidaten hervorhob, nämlich seinen Grundwehrdienst: „Ich habe es erlebt, wie es ist, wenn man eine Gemeinschaft bildet.“
„Öxit“ für Hofer weiter ein Tabu
Auch sonst wiederholte Hofer bekannte Botschaften aus dem Wahlkampf: Der Rechnungshof gehöre via Schnittstelle zu Parlament und Regierung aufgewertet, das Gesundheitssystem reformiert und die Wirtschaft gefördert. Ein „Öxit“ sei nach wie vor tabu, die herrschenden Politiker gehörten aber ausgetauscht - und nicht die Bevölkerung. Die EU-Außengrenzen sollen geschützt werden und nach Österreich solle nur einwandern, wer hier auch tatsächlich gebraucht werde.
„Wir müssen leistungsbereit sein, wir müssen jenen helfen, die sich nicht helfen können, und wir dürfen uns nicht schämen zu sagen, wir sind stolz, Österreicher zu sein.“ Dem freiheitlichen Wahlkampfteam sprach Hofer seinen Dank aus, ebenso der Initiative „Christen für Hofer“, mit denen sich Hofer am Mittwoch nach der Wahl zu einem Gottesdienst in Mariazell treffen will.
Zuvor hatte FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache noch einmal die Vorzüge des eigenen Kandidaten gepriesen und die vergangenen Monate resümiert. „Alleine mit der Länge dieses Wahlkampfes ist Geschichte geschrieben worden“, sagte der FPÖ-Obmann und zeigte sich erwartungsgemäß zuversichtlich, mit seiner Partei am Sonntag den Wahlsieg verbuchen zu können. Denn zum ersten Mal könne eine „honorige Persönlichkeit, die ihre Wurzeln in unserer freiheitlichen Gesinnungsgemeinschaft hat“, Bundespräsident werden.
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