„Wo ist Fidel?“
Mit einer Großkundgebung auf dem Revolutionsplatz in Havanna haben am Dienstagabend (Ortszeit) hunderttausende Kubaner Abschied von dem verstorbenen Revolutionsführer Fidel Castro genommen. Sie schwenkten kubanische Flaggen und skandierten: „Es lebe Fidel!“ Von den Ministerien am Rande des Platzes leuchten die Konterfeis der Revolutionshelden Ernesto „Che“ Guevara und Camilo Cienfuegos.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Zahlreiche Staatschefs nahmen an der Trauerfeier teil - allerdings hauptsächlich aus Südamerika. So waren etwa der venezolanische Präsident Nicolas Maduro, der nicaraguanische Staatschef Daniel Ortega, der bolivianische Präsident Evo Morales und Ecuadors Staatschef Rafael Correa nach Kuba gekommen. Ihre Länder gehören zu der Bolivarianischen Allianz für Amerika (Alba) und zählen zu den engsten Verbündeten Kubas.
Tsipras: „Fidel gehört der ganzen Welt“
Von den Regierungschefs der EU-Länder war einzig der griechische Premierminister Alexis Tsipras nach Havanna gereist. „Wir verabschieden uns von einem Symbol für die Unabhängigkeit, die Freiheit und die Würde“, sagte Tsipras bei der Trauerfeier: „Fidel gehört der ganzen Welt, Fidel gehört der Geschichte.“

APA/AFP/Pedro Pardo
Tsipras bei seiner Rede, hinter ihm Venezuelas Präsident Maduro (.) und Raul Castro (Zweiter v. l.)
Castros Bruder und Nachfolger als Präsident, Raul Castro, unterstrich Castros Rolle für die kubanische Revolution. „Fidel hat sein ganzes Leben der Solidarität gewidmet“, sagte der kubanische Präsident. „Er hat eine sozialistische Revolution der einfachen Leute für die einfachen Leute angeführt.“
Redemarathon nach Castros Geschmack
„Wo ist Fidel?“, fragt der nicaraguanische Präsident und frühere Guerillakommandeur Daniel Ortega zu Beginn seiner Rede. „Ich bin Fidel. Ich bin Fidel“, antworteten die Massen auf dem Revolutionsplatz. Ecuadors Correa versprach in seiner Trauerrede, das Erbe Castros hochzuhalten: „Wir werden weiter für diese Ideen kämpfen, das schwören wir!“ Südafrikas Präsident Jacob Zuma würdigte Castro in seiner Rede als „einen der großen Helden des 21. Jahrhunderts“.

APA/AFP/Pedro Pardo
„Seine Ideen sind für die Ewigkeit“, sagte der bolivianische Präsident Morales in seiner Ansprache
Der Redemarathon wäre wohl ganz nach dem Geschmack von Castro gewesen. Der frühere Präsident war selbst berüchtigt für seine stundenlangen Diskurse. Auf dem Revolutionsplatz in Havanna hatte Castro zu Lebzeiten Ansprachen vor mehr als einer Million Menschen gehalten. Bereits am Montagabend waren Hunderttausende auf den Revolutionsplatz gekommen, um Castro die letzte Ehre zu erweisen.
Viele Staats- und Regierungschefs fehlten
Russlands Präsident Wladimir Putin ließ sich von Duma-Präsident Wjatscheslaw Wolodin vertreten. Aus China kam Vizepräsident Li Yuanchao. Die USA schickten keine offizielle Delegation nach Kuba. Lediglich der designierte Botschafter Jeffrey DeLaurentis und der nationale Sicherheitsberater Ben Rhodes vertraten die Vereinigten Staaten. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hatte am Montag angekündigt, nicht nach Kuba zu reisen. Allzu wohlwollende Kondolenzworte Trudeaus für Castro hatten in Kanada für Aufregung gesorgt.

Reuters
Die kubanische Flagge auf dem Revolutionsplatz in Havanna auf halbmast
Tagelanger Trauermarsch mit Urne
Am Mittwoch wurde die Urne mit Castros Asche auf Reisen geschickt. Sie wird quer über die Karibik-Insel nach Santiago de Cuba gebracht. Im Beisein von Regierungsmitgliedern, Vertretern der Kommunistischen Partei und der Witwe Castros, Dalia Soto del Valle, setzte sich am Mittwoch in der Hauptstadt ein Trauerzug in Bewegung, der am Wochenende in Santiago eintreffen soll. Hunderttausende Kubaner schwenkten Fahnen, als der Konvoi aus sieben Wagen durch die Straßen Havannas fuhr.

APA/AFP
Die Urne ist in die kubanische Flagge gehüllt und von weißen Blumen umrahmt
In verschiedenen Ortschaften auf dem Weg sind Trauerveranstaltungen geplant. In Santiago de Cuba im Osten der Insel soll Castro am Sonntag bestattet werden. Es ist der umgekehrte Weg der „Karawane der Freiheit“. Im Jänner 1959 zogen die Rebellen nach dem Sieg über die Soldaten von Diktator Fulgencio Batista unter Castros Führung in einem Triumphzug von Santiago de Cuba nach Havanna.
Castro war am Freitagabend im Alter von 90 Jahren gestorben. Er hatte 1959 die Revolution zum Sieg geführt und das Land 47 Jahre regiert. Während seine Unterstützer die Errungenschaften im Bildungs- und Gesundheitsbereich betonen, verweisen die Kritiker darauf, dass er jahrzehntelang für politische Unterdrückung verantwortlich war.
Links: