Kinski 25 Jahre tot: Vermächtnis eines „Tyrannen“
Vor 25 Jahren ist der Schauspieler Klaus Kinski gestorben. Er war der „wilde Mann des deutschen Films“: Zum einen ein herausragender Schauspieler, zum anderen ein unberechenbarer und unkontrollierbarer Exzentriker, ein Pöbler, ein Egomane, der jegliche Anpassung verweigerte und dem heute schwere Verbrechen vorgeworfen werden.
Missbrauchsvorwürfe gegen einen „Tyrannen“
2013 bezichtige Kinskis Tochter Pola ihren Vater des sexuellen Missbrauchs. Dieser habe begonnen, als sie fünf Jahre war, und angehalten, bis sie 19 war. Auch Polas Halbschwester Nastassja Kinski erklärte, er habe sie als Kind mit Annäherungsversuchen belästigt.

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Laut Nastassja sei Kinski unberechenbar gewesen und habe die Familie terrorisiert. „Er war ein Tyrann“, sagte die heute 55-Jährige über ihren Vater. Kinskis drittes Kind, sein Sohn Nikolai, bekundete Scham für seinen Vater. Dieser war zum Zeitpunkt der Anschuldigungen bereits lange tot.
Lebenslang ein Grenzgänger
Geboren wurde Kinski 1926 als Klaus Günther Nakszynski. Schon bevor er zur Leinwandlegende wurde, tourte er als „Ein-Mann-Wanderbühne“ durch Europa. Kinski rezitierte Texte, unter anderen von Francois Villon („Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund“) und Arthur Rimbaud. In Wien brachte er vor 80.000 Zuschauern auf dem Heldenplatz Texte von Berthold Brecht dar. Bei seinen Auftritten weinte, brüllte und überschlug er sich vor Emotion.
Auch in seiner Filmkarriere war er für emotionalen Kontrollverlust verschrien: Legendär sind unter anderem Kinskis Tobsuchtsanfälle auf dem Set von „Fitzcarraldo“: „Gegen Schluss der Dreharbeiten boten mir die Indianer an, dass sie den Kinski ermorden würden für mich“, erinnerte sich der Regisseur Werner Herzog später in einem TV-Interview.
Die Rollen auf den Leib geschrieben
Die Zusammenarbeit zwischen Regisseur und Schauspieler gilt als herausragend, Herzog musste Kinskis Egomanie aber auch wie kein Zweiter erdulden. Er nannte ihn „Weltwunder“ - und „die ultimative Pest“. Fünf große Filme rangen sich Kinski und Herzog gegenseitig ab: „Aguirre, der Zorn Gottes“ (1972), „Nosferatu“ (1978), „Woyzeck“ (1979), „Fitzcarraldo“ (1981) und „Cobra Verde“ (1987).

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Bis zu seinem Tod spielte Kinski in mehr als 130 Filmen, laut eigenen Worten fand er die meisten davon „zum Kotzen“. Die Rolle des Getriebenen, des Verbrechers und Psychopathen war ihm auf den Leib geschrieben. Am 23. November starb er 65-jährig an einem Herzinfarkt in seinem Haus in Kalifornien.