Härtetest für den Biorhythmus
Am Sonntag war wieder die Rückkehr von der Sommer- zur Normalzeit angesagt: Die Uhren wurden von 3.00 Uhr auf 2.00 Uhr zurückgestellt. Das bedeutet für die meisten: Beim Aufstehen ist es schon länger hell, die Sonne ging am Sonntag schon um kurz nach halb sieben auf statt erst kurz nach halb acht. Die Morgendämmerung geht quasi in die Verlängerung. Dafür rückt auch die Dunkelheit abends schneller an.
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Während für viele die Zeitumstellung eine „geschenkte“ Stunde im Bett bedeutet, warnen andere vor den Auswirkungen auf Körper und Geist. Es kann bei empfindlichen Menschen einen kleinen Jetlag verursachen, der sich tagelang zieht.
Mittagsschlaf nicht empfohlen
Die Folge können Schlaf- oder Konzentrationsstörungen sein. „Auch eine scheinbar kleine Schwankung von 60 Minuten kann zu Reaktionen wie Müdigkeit, Herz-Kreislauf-Problemen, Verdauungsstörungen und natürlich Ein- und Durchschlafstörungen führen“, so die Wiener Endokrinologin Heidemarie Abrahamian. „Ungefähr ein Fünftel der Menschen ist von solchen Beschwerden unmittelbar betroffen. Aber auch für alle anderen ist eine Verschiebung des Schlafrhythmus nicht gesundheitsfördernd.“
Es gibt aber einige Tipps: Sensible Menschen gehen am besten schon an den Abenden davor etwas später als gewohnt zu Bett. Am Montag eine halbe Stunde früher als üblich aufstehen und die Zeit zum Beispiel für einen kurzen Morgenspaziergang oder für Sport nutzen. In den ersten Tagen nach der Zeitumstellung abends leichte Mahlzeiten essen und drei Stunden vor dem Schlafengehen auf Alkohol, Kaffee oder andere aufputschende Getränke verzichten. Auf einen Mittagsschlaf sollte verzichtet werden, bei Müdigkeit am Tag hilft aber eine kleine Pause.
Debatte zweimal jährlich
Dass Worte wie Herbstdepression und Winterblues jetzt wieder häufiger fallen, steht nicht in kausalem Zusammenhang mit der Rückkehr zur Normalzeit, vielmehr damit, dass die Tage jetzt schnell kürzer werden - und die zunehmende Dunkelheit als Auslöser für Stimmungstiefs der kalten Jahreszeit gilt.
Mit der jährlich zweimal stattfindenden Zeitumstellung geht traditionell auch die Diskussion über ihre Sinnhaftigkeit einher. Eingeführt wurde die Sommerzeit 1973 in Europa anlässlich der Ölkrise und mit dem Hintergrund, Energie zu sparen. Mit der Zeitverschiebung sollte eine Stunde Tageslicht für Unternehmen und Haushalte gewonnen werden. Frankreich machte damals den Anfang. Kritiker stellen heute die Frage, wie zeitgemäß die Umstellung noch ist.
Dritter Anlauf für Sommerzeit
Österreich beschloss die Einführung erst 1979 wegen verwaltungstechnischer Probleme und weil man eine verkehrstechnische Harmonisierung mit der Schweiz und Deutschland wünschte. Diese beiden Länder führten die Sommerzeit auch erst 1980 ein. Allerdings gab es in Österreich im Ersten Weltkrieg schon einmal die Sommerzeit. Im Jahr 1916 galt sie für die Monarchie vom 1. Mai bis 30. September, wurde dann aber wieder eingestellt. Ein zweiter - auf Dauer erfolgloser - Versuch wurde in den Jahren 1940 bis 1948 unternommen.
Nun werden die Uhren laut EU-Richtlinie am letzten Sonntag im März vorgestellt, am letzten Sonntag im Oktober zurück. Viele können sich das Zurückdrehen per Hand ersparen: Armbanduhren und Wecker empfangen oft automatisch ein Funksignal zur Umstellung - genauso wie die Uhren an Bahnhöfen und Flughäfen. Das Ursprungssignal kommt von den Atomuhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig und wird über einen Langwellensender weitergeleitet.
Aussteiger aus der Umstellung
Dass die Länder die Zeitumstellung immer wieder einführen oder abschaffen, zeigen zwei Beispiele: Russland hat 2014 die Normalzeit permanent eingeführt. Die Türkei bleibt seit diesem Jahr dauerhaft bei der Sommerzeit. Die Türken hatten auch am 27. März ihre Uhren um eine Stunde vorgestellt. Das nunmehrige Zurückdrehen der Uhr machen sie nicht mehr mit.
Auch die Balearen setzen auf die Sommerzeit: Menorca, Ibiza und Formentera wollen die Uhren in Zukunft im Herbst nicht mehr zurückstellen. Damit stellt es sich gegen das spanische Festland, das die Sommerzeit abschaffen will.
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