„Mit List gewinnt man immer“
Im Sortiment finden sich MIG-Kampfjets, Panzer aus der T-Reihe, Truppentransporter und S-300-Raketenabwehrsysteme - schweres Gerät sucht man bei Rusbal aber vergeblich. Das nahe Moskau gelegene Unternehmen ist vielmehr spezialisiert auf aufblasbare Attrappen und sorgt als Ausrüster des russischen Militärs für Aufsehen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Einst für die Herstellung von Heißluftballons gegründet, hat Rusbal sein Sortiment zwar auch um Hüpfburgen, Zelte und selbst aufblasbare Matrjoschkas erweitert - mit dem Nachbau von Kriegsgeräten konnte man mittlerweile aber Russlands Militärstrategen überzeugen. Rusbal-Direktorin Maria Oparina blieb gegenüber der „New York Times“ („NYT“) zwar Details über die genaue Auftragslage schuldig. Sehr wohl verwies Oparina auf eine seit einigen Jahren stark gestiegene Produktion und die von 50 auf 80 Mitarbeiter aufgestockte Belegschaft, die sich nun größtenteils Russlands aufblasbarer Aufrüstung widmet.

Reuters/Thomas Peter
Panzer und Kampfflugzeug von Rusbal
Militärakademie sorgt für Details
Ungeachtet der vereinbarten Geheimhaltungspflicht ist das militärische Rusbal-Sortiment allein mit Blick auf die Firmenwebsite und auf YouTube publizierte Videos weitgehend bekannt. Zu den Bestsellern zählt laut „NYT“ etwa das „Standardprodukt“ T-80. Der rund 70 Kilogramm schwere Panzer wird der Zeitung zufolge um umgerechnet rund 15.000 Euro verkauft. Dieser kann wie die rund 250 Kilogramm schwere MIG-31 in wenigen Minuten aufgeblasen werden und ist - einmal gefüllt - auf den ersten Blick kaum noch vom Original zu unterscheiden. Dafür sorgt laut „Neuer Zürcher Zeitung“ („NZZ“) auch eine Kooperation mit der Moskauer Militärakademie, welche die Rusbal-Designer auf dem neuesten Stand der Entwicklung halten.

Reuters/Thomas Peter
Im Sortiment finden sich auch Transportfahrzeuge und Raketenträger
Von russischen Militärvertretern wird immer wieder auf die neuesten faltbaren und aufblasbaren Errungenschaften in den eigenen Arsenalen verwiesen, so wie im Vorjahr vom Sprecher der strategischen Raketentruppen, Igor Jegorow, dem zufolge seitdem auch Attrappen der Interkontinentalraketen Topol-M und Jars im Einsatz sind.
Beim damals ersten Testlauf seien „mobile Raketenkomplexe“ über Nacht durch aufblasbare Imitate von Raketen und Versorgungsfahrzeugen ersetzt worden. Wo sich die echten Raketen und wo sich die Attrappen befanden, sei dann kaum mehr festzustellen gewesen, so Jegorow, der laut Medienberichten nicht ohne Stolz gleichzeitig den weiteren Ausbau der „neuartigen Täuschungstechnik“ ankündigte.
Boulevard spottet über „Gummiarmee“
Während die russische „Gummiarmee“ etwa beim britischen Boulevardblatt „Daily Mail“ bereits für zynische Kommentare sorgte, ortet die „NYT“ auch handfeste militärische Hintergründe. Hinweise auf eine verstärkt auf Täuschung setzende Militärdoktrin werden der Zeitung zufolge etwa in der Ostukraine geortet, wo in den vergangenen Jahren immer wieder über den mutmaßlichen Einmarsch russischer Truppen spekuliert wurde und mysteriöse Truppenmanöver im Grenzgebiet für Schlagzeilen sorgten.
Über den Einsatz von Russlands aufblasbarer Armee gibt es dennoch nur Spekulationen. So werden die „Gummipanzer“ zwar immer wieder als Übungsgeräte abgetan - 2008 seien Attrappen von Kriegsgerät aber auch beim Krieg gegen Georgien eingesetzt worden, wie russische Medien berichteten.
Dass die an sich altgediente Kriegstaktik auch für moderne Waffengänge taugt, steht indes bei Rusbal außer Frage. So seien etwa Drohnen noch leichter zu täuschen als das menschliche Auge. „Mit List gewinnt man immer“, sagte dazu der Leiter der militärischen Rusbal-Abteilung, Alexej Komarow, gegenüber der „NYT“ und teilt damit wohl die Ansicht vieler Militärs auf der ganzen Welt.
Die letzte Einheit der DDR-Volksarmee
Der Fokus auf Tarnen und Täuschen ist jedenfalls so alt wie die Kriegsführung selbst. Ob während der beiden Weltkriege, der US-Invasion im Irak oder dem Jugoslawien-Krieg - immer wieder kamen mehr oder weniger erfolgreich Attrappen zum Einsatz. Wahre Meister der Tarnung fanden sich auch in der DDR, und auf diese wird bis heute nicht verzichtet: Laut Deutscher Welle (DW) hat die dafür zuständige Abteilung als einzige die Nationale Volksarmee überlebt.
Links: