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Neue Kooperationen im Energiesektor

Nach der erst vor zwei Monaten beendeten Eiszeit sind Russland und die Türkei nun verstärkt um neue Zusammenarbeit bemüht. Beim ersten Türkei-Besuch von Kreml-Chef Wladimir Putin standen ganz in diesem Sinne neue Energiekooperationen im Mittelpunkt. Das Thema Syrien wurde vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zwar nicht gänzlich verschwiegen - Kritik an Russland aber ausgespart.

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Zelebriert wurde vielmehr die Einigung auf eine verstärkte Kooperation im Energiebereich. Ganz in diesem Sinne war Putin auch nicht in Ankara, sondern beim Weltenergiekongress in Istanbul zu Gast. Dort kündigte Erdogan nun umfangreiche Investitionen an, um sein Land „zum Erdgas- und Energiehandelszentrum zu machen“. Die Türkei leiste damit auch „einen Beitrag zur Erdgasversorgungssicherheit Europas“. Ziel sei es, „im Erdgashandel ein vertrauenswürdiger Partner für alle Länder in unserer Region zu werden“.

Russlands Präsident Wladimir Putin und der türkische Präsident Tayyip Erdogan

APA/AFP/Turkish Presidential Press Office/Kayhan Ozer

Putin und Erdogan wollen auf dem Energiesektor verstärkt kooperieren

Erdogan sagte, die Arbeiten für die geplante Pipeline „Turkish Stream“, die russisches Erdgas nach Südeuropa bringen soll, dauerten an. Putin bekannte sich ebenfalls klar zu dem in Istanbul nun per Regierungsabkommen besiegelten Projekt, das während der monatelangen Krise zwischen Russland und der Türkei auf Eis lag. „Russland wird im Energiebereich mit allen Partnern gleichberechtigt zusammenarbeiten, die dazu bereit sind“, sagte Putin. „Das betrifft Nord Stream 2, woran wir derzeit arbeiten, und wir wollen auch Turkish Stream umsetzen.“

Gespräche hinter verschlossenen Türen

Nach ihren Ansprachen beim Weltenergiekongress kamen Erdogan und Putin hinter verschlossenen Türen auch zu einem bilateralen Gespräch zusammen. Bei dem Gespräch ging es, wie Erdogan laut Reuters später bestätigte, auch um den Bürgerkrieg in Syrien, bei dem Moskau und Ankara gegensätzliche Positionen vertreten. Russland unterstützt den syrischen Machthaber Baschar al-Assad, dessen Sturz Erdogan fordert.

In seiner Ansprache forderte Erdogan zuvor zwar gemeinsame Anstrengungen, um in Syrien, dem Irak und dem gesamten Nahen Osten endlich Frieden zu schaffen. Kinder in der umkämpften Stadt Aleppo sollten Erdogan zufolge beim Blick in den Himmel „von Hoffnung erfüllt“ sein und nicht Bomben der Helikopter und Flugzeuge sehen, die auf sie zielen. Dass auch Russland an den Luftangriffen beteiligt ist, wurde von Erdogan aber nicht erwähnt.

Gespräch über Aleppo-Hilfslieferungen

Unter vier Augen habe er mit Putin dann detailliert über die Lage in Syrien und die türkische Operation zur Unterstützung oppositioneller Kräfte gesprochen, wie Erdogan nach dem Treffen sagte. Thema sei auch gewesen, wie humanitäre Hilfe für die Menschen in der Stadt Aleppo ermöglicht werden könne.

Auch Putin will trotz weiterhin unterschiedlicher Ansichten im Syrien-Konflikt den Dialog mit der Türkei fortsetzen, wie Putins Sprecher Dimitri Peskow nach dem Treffen der Politiker sagte. So wie Erdogan sei auch Putin der Ansicht, dass so schnell wie möglich humanitäre Hilfe nach Aleppo gebracht werden müsse.

Von russischer Seite wurde zudem auch auf den Vorschlag verwiesen, „die syrischen Truppen und die Oppositionskräfte von der wichtigen Castello-Verbindungsstraße bei Aleppo abzuziehen, um Lieferungen zu ermöglichen“. Gleichzeitig wurden die USA kritisiert. Diese würden aus Sicht Moskaus so gut wie nichts tun, um den russischen Vorschlag zu unterstützen.

Beziehungen wieder vollständig aufgenommen

Für Putin war es der erste Türkei-Besuch seit dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die türkische Luftwaffe im vergangenen November. Danach legte Russland die Beziehungen zur Türkei auf Eis. Erst im Juni näherten sich beide Seiten einander wieder an, im August folgte ein Treffen Putins und Erdogans in St. Petersburg. Beim G-20-Gipfel in China im vergangenen Monat sprachen die beiden über eine vollständige Wiederaufnahme der bilateralen Beziehungen.

Putin-Zusage Richtung OPEC

Putin zufolge unterstützt Russland unterdessen auch die Pläne der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC). Wie Putin in Istanbul sagte, sei man nun ebenfalls bereit, die Ölförderung zu drosseln. In der derzeitigen Lage sei ein Einfrieren oder eine Senkung der Produktion „der einzige Weg“, die Stabilität des Energiemarktes zu wahren. Putin hoffe nun, dass das beim OPEC-Treffen im November in Wien auch offiziell vereinbart werde.

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