Geysire und Nordlichter locken
Zwar hat die Bankenkrise von 2008 Einschnitte in der isländischen Wirtschaft hinterlassen, der nordatlantische Inselstaat steht aber immer noch gut da. Dafür ist auch der Tourismus verantwortlich, der Jahr für Jahr neue Rekorde feiert.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Mit einem vorläufigen Wirtschaftswachstum von 4,7 Prozent (2016) und einer Arbeitslosigkeit von rund drei Prozent kann der europäische Inselstaat gute Wirtschaftszahlen vorweisen. Trotzdem lag das Pro-Kopf-Einkommen 2015 mit rund 45.000 Euro immer noch rund 20 Prozent unter dem Hoch vom Jahr 2007. Ein Jahr später rissen drei Pleitebanken dank der Finanzkrise das Land fast in den Bankrott.
Explosion der Nächtigungszahlen
Ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für das Land der Geysire und Nordlichter ist der Tourismus geworden. Eine ungewohnte Erfahrung für die Insel: Bis in die 90er Jahre war der Tourismus für Island ein kaum relevanter Wirtschaftszweig.
In den letzten Jahren brach ein regelrechter Boom aus: Laut der isländischen Tourismuskammer wuchs die Zahl der Nächtigungen durch Ausländer von 595.000 im Jahr 2000 auf 2,1 Millionen in 2010. 2014 lag sie schon bei 4,4 Millionen. Im selben Jahr arbeiteten rund 21.600 Menschen in der Tourismusbranche - das entspricht rund zwölf Prozent der arbeitenden Bevölkerung.
Neue Sorgen
Island-Touristen locken vor allem die unberührte Natur und die einzigartige Atmosphäre der von Vulkanismus und Fjordlandschaften geprägten Insel. Es hilft aber auch, dass sie als Drehort für eine Vielzahl von populären Filmen und Serien dient. So wurden etwa Szenen für die Fantasy-Saga „Game of Thrones“ auf der Insel gedreht.
Der Tourismusboom sorgt allerdings auch für neue Sorgen auf der Insel, wie die „Financial Times“ („FT“) berichtet. Diese reichen von Straßen in schlechter Qualität bis zu einem Mangel an Unterkünften. Es gibt nicht genug Hotels und Hütten für die Menge an Touristen - die Lücke füllen Privatvermieter.
Die Bank Arion schätzte, dass bei anhaltendem Fremdenverkehr bis 2020 8.000 bis 10.000 neue Häuser notwendig seien werden. Gleichzeitig steigen die Preise für das Wohnen, weil viele der für reguläre Bewohnung vorgesehenen Unterkünfte an Touristen vermietet werden. Zudem werden ganze Häuser aufgekauft, um Unterkünfte darin zu errichten.
Unzufriedenheit mit Management
Gleichzeitig wächst laut der „FT“ die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dem Tourismusmanagement der Regierung. Viele Sehenswürdigkeiten sind Naturerlebnisse, für die kein Eintritt verlangt werden kann. Auf der anderen Seite sorgen die Touristen für Verschleiß der Infrastruktur, die für 350.000 Isländer und nicht für zwei Millionen Touristen konzipiert ist.
Aufgrund der laxen Regulierung fühlen sich viele Isländer an die Zeit vor der Bankenkrise 2008 erinnert. Sie fürchten, dass die Tourismusblase platzen könnte. Mar Gudmundsson, Präsident der Zentralbank Islands, zerstreute diese Befürchtungen. Man würde die Risiken - besonders die Verbindung zwischen Banken und Tourismus - genau beobachten, sei aber zumindest derzeit nicht sonderlich besorgt.
Links: