Ein Eyeliner, der sich von selbst macht
Beauty-Experten sind sich einig: Der Eyeliner spielt diesen Herbst wieder einmal eine tragende Rolle. Farben sind nicht gefragt - der schwarze Lidstift wird in einer modernen Version der „smokey eyes“ zum Herbsttrend. Der Umgang mit dem Kajal oder Eyeliner verlangt gewöhnlich nach einiger Meisterschaft. Heuer jedoch darf und soll man nicht auf Perfektion achten.
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Die altbekannten „smokey eyes“ haben auch heuer nicht ausgedient. Laut Visagistin Julia Hrdina wird der Eyeliner diese Saison jedoch „verkehrt herum“ aufgetragen. Anders als beim Klassiker soll nicht das obere Lid großflächig und in dunklen Farben bemalt werden, sondern es wird vor allem unterhalb des Auges mit schwarzem Kajal gearbeitet.
Augen mit verschmiertem Rußeffekt
Dabei sollen die „smudged eyes“ - wie der Name bereits sagt - verschmiert, rußig, auch ein wenig unordentlich aussehen. Das heißt aber nicht, dass beim Auftragen die Augen wahllos mit einem Kajal ummalt werden sollen. Trotzdem sind weder präzise Malkünste noch eine ruhige Hand unbedingt erforderlich.
Um mit einem umgekehrten, rauchigen Auge so wenig wie möglich einem Waschbär zu ähneln, muss der Kajal zunächst entlang des Unterlids aufgetragen werden. „Direkt mit dem Kohl-Kajal an die Augen gehen, ein Pinsel ist dafür nicht notwendig“, erklärt Hrdina.
Die harten Kanten können danach mit einem dünnen Pinsel verteilt werden. „Immer ein Garant für gutes Gelingen sind wasserfeste Stifte, da sich die Farbe anfangs sehr cremig verhält“, erklärt Hrdina. Eine andere Möglichkeit ist, dem Kajal einfach freien Lauf zu lassen.
Einmal drüber schlafen
Die meisten Kajals verteilen sich nach einer Weile schnell von selbst. Wer den rußigen Look meistern möchte, der könnte auch eine Nacht damit schlafen. Danach nur noch mit einem Wattestäbchen korrigieren, und schon hat man den gewünschten Effekt.
Wer es ganz richtig machen möchte: „Den Blenderpinsel am oberen beweglichen Lid und in der Augenhöhle entlanggleiten lassen und dabei an einen Halbkreis denken“, erklärt die Make-up-Expertin. Lidschattenpinsel hingegen würden kleine Fehler verzeihen und dem Auge den gewünschten „dreckigen“ Effekt geben, „auch ohne viel Übung", so Hrdina weiter.
Im Gegensatz zu den herkömmlichen „smokey eyes“ wirken die Augen etwas größer, da am oberen Lid meist nicht so viel dunkler Lidschatten aufgetragen wird. Trotzdem gilt: Je schmaler die Augen, desto rauchiger und verwischter darf der Lidschatten aufgetragen werden. Große, runde Augen würden demnach eher harte Linien vertragen, um den Augen eine längliche Katzenform zu verleihen, erklärt die Visagistin.

ORF.at/Roland Winkler
Mit einem Blenderpinsel lässt sich der Kajal gut verwischen
„Klassische ,smokey eyes‘ wirken glamouröser, der verschmierte Look hat mehr verruchte Sexyness und erinnert an den 90er-Jahre-Heroin-Chic“, erläutert die Expertin. Und mit schwitzig aussehender Haut wird der strukturlos wirkende Anti-Glam auf den Punkt gebracht.
Elegant bis übertrieben
Dem „beschmutzten“ Rußauge kann mit einem kleinen Trick ein wenig Eleganz verliehen werden. Der verlängerte Lidstrich lässt jedes Auge etwas anmutiger wirken, verlangt allerdings nach akribischer Handarbeit. In der Dior-Version bleibt der Lidstrich bei Bella Hadid unterhalb perfekt – wenn er sich nach einiger Zeit selbstständig macht, kann man immer noch sagen, es sei so gewollt.
Etwas gewagter sind grafische Muster, bei deren Einsatz muss allerdings vorsichtig vorgegangen werden. Für ein außergewöhnliches Augen-Make-up, das dennoch nicht übertrieben aussehen soll, eignet sich der doppelt geflügelte Lidstrich. An der Außenkante des Auges verlaufen demnach nicht nur ein, sondern zwei Lidstriche.
Lidstrichexzesse bei den Modeschauen
Dieses Augen-Make-up ist besonders bei Frauen in Indien oder aus dem Mittleren Osten beliebt und wurde während der diesjährigen Herbstmodeschauen in außerordentlichen Abwandlungen präsentiert. Bei der Chanel-Haute-Couture-Kollektion 2016 wurde heuer besonders dick aufgetragen und Model und Instagram-Star Gigi Hadid wirkte wie eine moderne Kleopatra.
Die ausschweifenden Lidstriche waren dermaßen exzessiv, dass es wahrscheinlich kaum Nachahmer geben wird. Auch die Make-up-Expertin Hrdina warnt davor: „Jeder hat Asymmetrien im Gesicht. Diese werden dadurch noch verstärkt und können einen windschief aussehen lassen.“
Grafische Eyeliner auch im Frühjahr
Auch während der Herbstkollektionen von Dior wurde mit grafischer Tuschebemalung herumexperimentiert. Nicht ganz so auffällig wirkte dabei der abgehakte Lidstrich bei dem niederländischen Model Maartje Verhoef, der so aussieht, als wäre ein Lineal zum Einsatz gekommen.
Die das Auge betonenden schwarzen Linien scheinen kein Phänomen der kalten Jahreszeit zu bleiben. Das Fashion-Label Vivetta beispielsweise ließ den Models auch für die kommenden Sommer- und Frühjahrskollektionen verschnörkelte „Kriegsbemalungen“ um die Augen herum aufmalen.
Geschwungene Linien etwas subtiler
Die geschwungenen Varianten jedoch sind etwas unproblematischer als die harten Linien, denn „sie erlauben kleine Fehler in der Symmetrie“, so Hrdina.
Die „Strichkunst“, die das Auge verschönern soll, ist nur in seltenen Fällen subtil. Die „smokey eyes“ nehmen hier eine Ausnahmestellung ein. Auch der schludrige untere Lidstrich wirkt trotz Trendfaktor immer ein bisschen nachlässig.
Dennoch verleiht der unsorgfältige Look seiner Trägerin eine gewisse Ungezwungenheit, es wirkt keinesfalls aufgemalt. Zusätzlich bedarf der „smudged eyeliner“ keiner besonderen Übung und könnte eigentlich auch direkt nach dem Sport aufgetragen werden.
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