Wissenschaft nutzte Schwerelosigkeit
Der erste Flug eines Österreichers - von Franz Viehböck - ins All im Rahmen der Austromir-Mission ist nicht nur die Premiere eines „Austronauten“ gewesen. Vielmehr machte der österreichische „Weltraumpapst“ Willibald Riedler (Akademie der Wissenschaften/TU Graz) das Projekt damals zu einem Brennpunkt heimischer Wissenschaft.
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Die Bandbreite war groß. Für die Experimente im All wurden 15 Projekte ausgewählt. Die österreichischen Wissenschaftler nutzten damit die Möglichkeit, die Versuche in der Schwerelosigkeit durchführen zu lassen. Im Experiment Monimir wurde der Einfluss der Schwerelosigkeit auf Haltungs- und Stellreflexe untersucht. Die Idee dazu kam von der Neurologische Universitätsklinik Innsbruck. Ebenso wie Cogimir. Dabei wurden Veränderungen der Hirnleistung aufgrund psychischer und physischer Belastungen während des Raumfluges untersucht.
Die Wirkung von Strahlung
Im Weltraum sind Mensch und Material sowohl Teilchenstrahlung als auch ionisierender elektromagnetischer Strahlung (Röntgen- und Gammastrahlung) unterschiedlicher Energie ausgesetzt. Im Experiment Dosimir sollte mit Hilfe von Kernspurfilmen und speziellen Dosimeterkristallen erforscht werden, welche Dosis verschiedener Strahlungsarten auf den Kosmonauten an Bord der Raumstation einwirkt. Das Experiment wurde vom Österreichischen Atominstitut Wien eingereicht.
Bei Pulstrans vom Physiologisches Institut Universität Graz wurden die Konsequenzen von Anspannungsbelastungen auf die Herzfunktion und das Gefäßsystem untersucht. Eine spezielle, mit Biosensoren ausgestattete Jacke diente dazu, die Kennwerte bestimmter Arterien in verschiedenen Phasen der Anpassung des Organismus an die Schwerelosigkeit zu bestimmen.
Über das Zittern im Weltall
Ziel des Experiments Mikrovib vom Physiologischen Institut der Universität Graz war die Untersuchung spontaner Mikrovibrationen (unwillkürliches Zittern des menschlichen Körpers) in der Ruhelage und bei Belastung mit unterschiedlicher Dauer und Intensität im All. Das Experiment Bodyfluids hingegen - es stammt vom gleichen Institut - untersuchte die Verlagerung von Körperflüssigkeit aus dem Blut und in das Blut unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit sowie die Ursachen dafür. Dabei kam ein Gerät zur Erzeugung von Unterdruck an den Beinen zum Einsatz
Im Experiment Optovert der Neurologischen Universitätsklinik Wien wurde der „Austronaut“ mit Hilfe einer Spezialmaske optischen Reizen ausgesetzt (optokinetische Stimulation). Das sollte mehr Erkenntnisse über den Ursprung der Raumkrankheit bringen. Bei Mirgen des Österreichischen Forschungszentrums Seibersdorf wurde die Auswirkung der verstärkten kosmischen Strahlung auf Immunzellen und die DNA des Menschen untersucht.
Wie geht es den Muskeln?
Motomir sollte neue Erkenntnisse über die Funktionsweise der Arm- und Beinmuskulatur in der Schwerelosigkeit und über die Ermüdung der Muskeln unter Belastung liefern. Dazu wurde ein spezielles Ergometer entwickelt, das auch nach Austromir auf der Weltraumstation eingesetzt wurde. Es handelte sich dabei um ein Projekt des Instituts für Sportwissenschaften der Universität Wien.
Bei Audimir des Kopfhörer- und Mikrofonherstellers AKG wurde untersucht, wie genau Raumfahrer in der Schwerelosigkeit Schallquellen lokalisieren können und wie das räumliche Hören mit dem Gleichgewichtssystem des Menschen zusammenwirkt. Das Ziel des Experimentes Brillomir des Instituts für Experimentalversuchs der Universität Wien war die Untersuchung des Phasenüberganges bei der Entmischung binärer Flüssigkeiten mit einer Temperaturauflösung von plus/minus 0,001 Grad Celsius unter Schwerelosigkeitsbedingungen - wichtig für Legierungsforschung.
Wenn sich Satelliten aufladen
Im Experiment Logion, einer Zusammenarbeit des Österreichischen Forschungszentrums Seibersdorf und des Instituts für Weltraumforschung der Akademie der Wissenschaften, wurden die Funktionsfähigkeit und die Betriebseigenschaften von Flüssigmetall-Feldionenemittern unter Schwerelosigkeit getestet, um die elektrische Aufladung von Satelliten zu kompensieren.
Das Experiment Migmas/A des Instituts für Nachrichtentechnik und Wellenausbreitung TU Graz und des Österreichischen Forschungszentrums Seibersdorf untersuchte die Stabilität der Betriebseigenschaften eines rasternden Ionenstrahlsystems für Materialuntersuchungen unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit.
Auch Kunstprojekt im All
Im Rahmen des Experiments Fem des Instituts für Photogrammetrie und Fernerkundung TU Wien wurden mit Hilfe einer Spezialkamera und eines Spektrometers Aufnahmen des österreichischen Territoriums gemacht. Bei Datamir des Institust für Angewandte Systemtechnik der Forschungsgesellschaft Joanneum handelt es sich um die Entwicklung eines zentralen Bordcomputers für die Abwicklung der Experimente im All.
Zusätzlich gab es noch zwei Extraprojekte: Aremir war ein Amateurfunkexperiment. Die Kosmonauten konnten zum Beispiel an 300 Schulen in Österreich gehört werden. Artsat war eine Aktion des Künstlers Richard Krische.
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